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Energiekrise: 19 Grad nicht für Schulen und Kitas

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Von: Carolina Ludwig

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In den städtischen Büros wird es im Herbst und Winter kühler: Um Energie zu sparen, sollen die Räume weniger beheizt werden; maximal 19 Grad sind geplant.
Um Energie zu sparen, sollen öffentliche Gebäude weniger beheizt werden, maximal 19 Grad sind geplant. In Halver hieß es zunächst, man sei bemüht, diese Vorgabe auch in Schulen umzusetzen. Das Schulministerium NRW fordert dort jedoch eine Mindesttemperatur von 20 Grad. © dpa-Bildfunk

Im Oktober hieß es aus dem Rathaus, man sei bemüht, die Vorgaben zum Energiesparen und der Höchsttemperatur von 19 Grad in öffentlichen Gebäuden einzuhalten – auch in Schulen. Dass das gar nicht nötig ist, da Schulen in der Verordnung explizit von den Vorgaben ausgenommen sind, merkte jetzt ein Leser an. Die Stadt erklärt, wie genau gespart wird.

Halver – „Wir wollen die Vorgabe des Gesetzgebers gerne erfüllen, können das aber nur, soweit das auch technisch möglich ist“, hieß es im Oktober aus dem Rathaus. Die „Vorgabe“, von der die Rede war, war die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung oder elegant abgekürzt auch EnSikuMaV genannt, nach der öffentliche Gebäude nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden sollen. Auch in den größten Gasverbrauchern der städtischen Gebäude – den Schulen – wolle man versuchen, das einzuhalten.

„Ich verstehe die ganze Diskussion nicht richtig“, merkte daraufhin ein Leser an und verwies auf Paragraf 6, Absatz 3, Nummer 2 der EnSikuMaV. Demnach sind explizit Schulen und Kindertagesstätten von der 19-Grad-Obergrenze ausgenommen. Das NRW-Schulministerium gibt sogar eine Mindesttemperatur von 20 Grad vor, im Einzelfall – zum Beispiel in Förderschulen – könne sogar eine höhere Temperatur erforderlich sein.

Warum es aus dem Rathaus hieß, man sei bemüht, das 19-Grad-Ziel einzuhalten? So richtig kann es Timm Rietschel vom Bauamt nicht beantworten. Man versuche jedoch weiterhin den Bundesbeschluss umzusetzen – nur eben nicht direkt über die Temperatur in den Klassenräumen. „Das ist immer Ermessenssache“, sagt Rietschel.

Wenn die Schüler frieren, drehen sie die Heizung hoch. Und das ist auch in Ordnung.

Timm Rietschel, Bauamt der Stadt Halver

Die Räume müssten weiterhin regelmäßig gelüftet werden, nicht nur zum Schutz vor dem Coronavirus, sondern auch, um Schimmelbildung vorzubeugen. Danach müsse man die Heizung nun mal hochdrehen, um schnell wieder eine angenehme Raumtemperatur zu erreichen. Und wenn Schüler frieren, würden auch sie die Heizung hochdrehen – „und das ist auch in Ordnung“, betont Rietschel. „Wir haben nichts davon, wenn die Kinder alle krank werden, weil es im Klassenzimmer zu kalt ist“, sagt er. Um trotzdem Energie zu sparen, drehen die Mitarbeiter der Stadt weiterhin an diversen Stellschrauben, die sich nicht unmittelbar auf die Temperatur in den Räumen auswirken. Da gibt es zum Beispiel die sogenannte Vorlauftemperatur, also die Temperatur, auf die das Wasser in der Heizung erwärmt wird. Im Lern- und Bildungszentrum und an der Humboldtschule habe man diese Temperatur von 80 auf 70 Grad Celsius gesenkt. „Da hat man ganz schnell geringere Gasverbräuche“, sagt Rietschel.

Auf anderen Wegen Energie sparen

In dem Warmwasserspeicher im Lern- und Bildungszentrum würden außerdem momentan noch 1500 Liter warmes Wasser vorgehalten. Der Plan für die Zukunft ist hier, die Leitung zu kappen und an sechs einzelnen Waschbecken stattdessen Untertischgeräte anzubringen, die direkt am Waschbecken bis zu fünf Liter Wasser erwärmen. „Dann geht man auch viel bewusster mit dem Wasserverbrauch um, wenn es nur fünf Liter gibt“, hofft Rietschel. Die Angebote für die Geräte lägen bereits vor.

Außerdem plane man, im Bürgerzentrum einige Thermostate durch sogenannte „Behördenventile“ zu ersetzen, an denen eine individuelle Einstellung nicht mehr möglich ist. Vier Heizkörper seien dort bekannt, an denen „manuell rauf und runter gedreht wird“, verrät Rietschel. Über ein Raumthermostat könne die Temperatur dann eingestellt und nachts abgesenkt werden.

Auch andere Heizungen in den Schulen habe man optimiert und zum Beispiel auf eine Absenkung in der Nacht und in den Ferien programmiert, um Energie einzusparen, ohne die Temperatur während des Unterrichts senken zu müssen. Denn die Schüler sollen sich weiterhin wohlfühlen und das gilt auch für den Schwimmunterricht. „Über so was wie Kaltwasserduschen denken wir gar nicht nach“, betont Rietschel.

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