Mittlerweile steht er Abend für Abend auf der Bühne des Aachener Grenzlandtheaters und taucht in der Hauptrolle des Tony Manero, mit der einst John Travolta Weltruhm erlangte, in die schillernde, glitzernde Welt des Musicals „Saturday Night Fever“ ein. Produktion und Darsteller werden von der örtlichen Presse hoch gelobt.
Grund genug, nachzufragen, wie Timo Stacey dorthin gekommen ist, wo er heute steht, und wie ihm sein Leben als Musical-Darsteller gefällt. Kennenlernen durften wir einen bescheidenen jungen Mann, der für sein Metier – Tanz, Gesang und Schauspiel – brennt und sich seinen Erfolg hart erarbeitet hat.
„Dahinter steckt viel harte Arbeit, sehr viel Schweiß und Tränen“, bekennt er. Wie er erzählt, kam er erstmals in der Musical-AG von Ellen Dunkel am Anne-Frank-Gymnasium, wo er sein Abitur machte, mit dem Musical in Berührung. „Das war ein selbst geschriebenes Musical mit Pop-Songs“, erinnert er sich. Schon da hatte er das Glück, die Hauptrolle übernehmen zu können. Auf sein Talent aufmerksam gemacht und zum Weitermachen ermuntert, begann er, sich auf das Tanzen zu konzentrieren. „Ich habe vorher überhaupt nicht darüber nachgedacht, Musical-Darsteller zu werden“, erzählt er.
Durch Ellen Dunkel kam er zur Ballettschule Klüttermann in Lüdenscheid, wo ihn Manuela Klüttermann fördernd und fordernd unter ihre Fittiche nahm. Vom Jazz bis zum Ballett belegte er alle Kurse, die er bekommen konnte. Als das Thema Aufnahmeprüfung im Raum stand, intensivierte er seine Anstrengungen. „Ich habe jede Klasse mitgemacht.“ An Tanztechnik gab es für den damals 18-Jährigen vieles nachzuholen.
Dankbar ist er, dass seine Familie immer hinter ihm stand. „Ohne die wahnsinnige Unterstützung meiner Eltern hätte ich das nicht geschafft.“ Die Zeit nach dem Abitur nutzte Timo Stacey zunächst zum Reisen (Australien), um sich danach umso intensiver auf eine Aufnahmeprüfung an einer Staatlichen Hochschule vorzubereiten. „Ich habe mir selbst einen Studienplan zusammengesucht und jeden Tag Training gehabt.“ Teilweise fuhr er bis Köln und Remscheid, um sich in den Fächern Tanz, Gesang und Schauspiel fit für die Aufnahmeprüfung zu machen.
In Essen an der Folkwang Hochschule der Künste, wo er liebend gern studiert hätte, schaffte er zwar den Sprung ins Finale, gehörte am Ende aber nicht zu den drei von Hunderten von Bewerbern, die angenommen wurden. An der Universität der Künste in Berlin, wo er sich anschließend bewarb, erhielt der junge Halveraner danach auf Anhieb einen der heiß begehrten Studienplätze im Studiengang Musical/Show. „Das war das Beste, was mir passieren konnte“, sagt er heute. „Das war für mich persönlich und privat gut, um mich weiterzuentwickeln.“
2020, als er sein Studium abschloss, schienen ihm zunächst alle Türen offen zu stehen – bis Corona kam. „Ich habe fünf Produktionen an Corona verloren“, erzählt er. Wie viele andere Künstler fiel er damals durch alle Auffangnetze – zumal er frisch von der Uni kam. „Das war eine schlimme Zeit.“ Dass er jetzt noch einmal „den Fuß in die Tür gekriegt hat“, macht ihn „super happy.“ Umso mehr, weil er seinem Tony Manero – seine erste Hauptrolle nach Corona – einen eigenen Charakter geben und sich von der Filmfigur, die einst John Travolta verkörperte, abheben kann. Anders als dieser singt Timo Stacey alle seine Partien live. „Wir tanzen auch sehr viel mehr.“
Wilder und größer nennt er die Show, die tagtäglich Musicalfans in Aachen begeistert. Die Musik der Bee Gees, die Grundlage des Musicals ist, tut das Ihre, eine prickelnde, mitreißende Atmosphäre aufkommen zu lassen. „Ich mag das Haus“, sagt der Halveraner. „Man ist nah dran am Publikum.“ Abend für Abend gibt’s Standing Ovations für die Produktion. „Das Ensemble ist toll“, lobt Timo Stacey seine Mitstreiter.
Da Aachen nicht so weit weg ist wie Berlin oder Wiesbaden, wo der Halveraner in anderen Rollen zu sehen ist, waren schon des Öfteren frühere Schulfreunde aus dem Sauerland unter den Zuschauern. Die Ballettschule Klüttermann fährt dieser Tage sogar mit einem Bus nach Aachen, um ihren ehemaligen Schüler in „Saturday Night Fever“ singen, tanzen und spielen zu sehen.
„Die Vorstellungen sind immer sofort ausverkauft.“ Nach „Saturday Night Fever“ hat er eine weitere Musical-Hauptrolle anderswo bereits so gut wie in der Tasche. „Es geht weiter“, sagt er voller Zuversicht.