Blickfang: Der Aussichtsturm leuchtet in die Region hinein

Wenn die Nacht hereinbricht, leuchtet der Aussichtsturm auf der Karlshöhe in Halver.
Halver – Die Installation des Lüdenscheider Lichtkünstlers Tom Groll habe „dem Wahrzeichen die Krone aufgesetzt“, sagt Wilhelm Helbert, der Vorsitzende des Heimatvereins Halver.
Zwei Strahler in sechs Metern Höhe spielen drei unterschiedliche Motive in unterschiedlichen Laufzeiten auf die Fassade des 23 Meter hohen historischen Bauwerks. Wer es schon gesehen hat, unter Umständen am Donnerstagabend oder beim Probelauf in der Nacht zu Donnerstag, war begeistert. „Einfach faszinierend“, sagt Bürgermeister Michael Brosch über das Kunstwerk. Es sei das i-Tüpfelchen für den Turm, meint wiederum Helbert, der die Anmerkung bei der Vorstellung am Donnerstag mit einem erneuten Dank an die Architektin Cathrin Brückmann verband, die für die Restaurierung des Bauwerks verantwortlich zeichnet.

Von ihr aus sei die Initiative gekommen, umreißt Brosch die Historie des Projekts, als Brückmann bei ihm im Büro die Überlegung zur Illuminierung ins Gespräch gebracht habe. Im Doppelpass mit dem Heimatverein und mit der Idee, den Lüdenscheider Künstler Tom Groll, bekannt auch als Kurator der Lüdenscheider Lichtrouten, mit ins Boot zu holen, nahm das Projekt Fahrt auf.
Leader-Förderung hilft bei Illuminierung
Was dann noch zu richten war, war neben der künstlerischen Ausführung der materielle Teil des Vorhabens. Rund 19.000 Euro stecken in der Illuminierung, die künftig in jeder Nacht automatisch zugeschaltet wird. Das Geld stammt zu 90 Prozent aus dem Förderprogramm Leader für die Region Oben an der Volme und dort aus einem gesonderten Fonds für Kleinprojekte in einer Größenordnung von bis zu 20 000 Euro, wie Friederike Schriever vom Regionalmanagement Oben an der Volme erläutert.
Den Restbetrag brachte der Heimatverein Halver aus Eigenmitteln in das Projekt auf der Karlshöhe ein. „Ein perfektes Beispiel für derartige Kleinprojekte“ nannte Schriever die Ausleuchtung des Turmes, die sich automatisch zuschaltet über eine Steuerung, die Ort, Zeit und Datum berücksichtigt, sodass mit der Dämmerung die Strahler leuchten.

Technisch vergleichbar mit einer Dia-Schau, bringen die beiden Strahler ein historisches Sternenbild auf die Fassade, das sich dabei langsam über einen Zeitraum von sechseinhalb Minuten dreht. Dem schließt sich über dreieinhalb Minuten ein organisches Motiv an, danach folgt eine geometrische Form, die sich auf die Turmfassade legt. Etwa 15 Minuten dauere der gesamte Prozess, sagt der Künstler über sein Werk, das ab sofort „Strahlkraft in die Region entwickeln soll“. Beleuchtet sind die Turmseiten zur Stadt hin und zur Frankfurter Straße. Grolls Dank galt bei der Präsentation insbesondere der Stadt, bei der die Mitarbeiter des Baubetriebshofs Hilfe geleistet hätten, die technischen Voraussetzungen in luftiger Höhe zu schaffen.
Auch überregional könnte der Turm in 2021 ins Gespräch kommen. Brückmann schlägt vor, den fertiggestellten Turm samt Lichtinszenierung zum nächsten Tag der Architektur im Juni anzumelden, wenn bemerkenswerte Bauwerke in ganz Nordrhein-Westfalen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Geschichte des Turms
Der 23,5 Meter hohe Aussichtsturm wurde im Jahr 1892 von dem Hagener Architekten Gustav Mucke entworfen und bis 1893 auf der Karlshöhe (438,5 m ü. NN) erbaut. Bauherr war der Sauerländische Gebirgsverein (SGV). Die Baukosten betrugen 5600 Mark. Der Turm wurde mit einem großen Festakt am 10. Juli 1893 eingeweiht. Der Blick von dem Turm aus reicht weit bis in das Bergische Land und das Ebbegebirge.
Seit Ende April dieses Jahres ist die komplette Sanierung des Halveraner Wahrzeichens abgeschlossen. Am 12. Juli 2020 wurde der Aussichtsturm offiziell für den Publikumsverkehr wieder eröffnet.