1. come-on.de
  2. Volmetal
  3. Halver

Werkhof: Nicht nur ein Ort für Schnäppchenjäger 

Erstellt:

Von: Florian Hesse

Kommentare

Werkhof Halver: Was 2006 mit der Annahme und Aufbereitung von Elektrogeräten begann, hat sich längst zum Alleinstellungsmerkmal Halvers in der Region entwickelt. Die Kunden kommen häufig von außerhalb, für viele Halveraner ist der Werkhof als Treffpunkt nicht wegzudenken.
Werkhof Halver: Was 2006 mit der Annahme und Aufbereitung von Elektrogeräten begann, hat sich längst zum Alleinstellungsmerkmal Halvers in der Region entwickelt. Die Kunden kommen häufig von außerhalb, für viele Halveraner ist der Werkhof als Treffpunkt nicht wegzudenken. © Florian Hesse

„Wir sind Dienstleister für alle.“ Das sagt Sven Keller an seinem ersten Arbeitstag im Werkhof.

Halver - Seit Mittwoch vergangener Woche verantwortet der 53-Jährige aus Halver offiziell nicht nur die Geschäftsführung des Sozialkaufhauses an der Frankfurter Straße, sondern auch die der Hauptniederlassung in Hagen und des weiteren Standorts in Iserlohn. Statt 58 Beschäftigte mit Stammpersonal, Teilnehmern der verschiedenen Fördermaßnahmen und Freiwilligen sind es jetzt 278 Menschen, die an den drei Standorten der „Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Werkhof gem. GmbH“, wie die Gesellschaft offiziell heißt, tätig sind. Am 10. Februar hatte der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Hagen Keller zum Werkhof-Geschäftsführer bestellt. Prokura für die gemeinnützige GmbH hatte er bereits seit dem Oktober letzten Jahres.

Welche Bedeutung der Werkhof hat und welche Funktionen er erfüllt, erschließt sich dem gelegentlichen Schnäppchenjäger nicht auf den ersten Blick. Im Gespräch mit Sven Keller und Marion Stahl, die den sozialpädagogischen Bereich verantwortet, wird mehr von der tatsächlichen Bandbreite des sozialen Unternehmens deutlich.

Für die Kommunen

Für die Stadt Halver und Kommunen aus dem Umland war beispielsweise das vergangene Jahr mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit der Notwendigkeit verbunden, für Flüchtlinge zu sorgen. Die Infrastruktur und das Netzwerk lieferte der Werkhof. Betten, Matratzen, Elektrogeräte, praktisch alles, was schnell und günstig und in großen Mengen an Hausrat nötig war, konnte aus dem Bestand oder als Neuware bereitgestellt werden. „Manche Dinge mussten wir zukaufen“, sagen Sven Keller und Marion Stahl rückblickend. Elektrogeräte wie Kaffeemaschinen oder Mikrowellen beispielsweise gingen schneller raus als rein. Alles, was von den Haushalten in Halver und der Region zur Verfügung gestellt wurde, musste zudem durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gereinigt und geprüft werden. Und nicht zuletzt: „Hier haben sich ganze Familien neu eingekleidet“, stellt Marion Stahl fest.

Für die Mitarbeiter

Veränderungen ergaben sich auch an anderer Stelle, und zwar durch politische und rechtliche Vorgaben. Mit der Einführung des Bürgergelds verbunden ist auch die Herausforderung, den Begriff des Förderns verstärkt in den Blick zu nehmen, der eigentlich auch mit der vorherigen Unterstützung durch Hartz IV verbunden, in der Praxis aber in den Hintergrund gerückt war. Genau diese Förderung ist die Kernkompetenz des Werkhofs, der als Qualifizierungsgesellschaft Menschen aus der gesellschaftlichen Isolation und finanziellen Abhängigkeit herausführen und fitmachen soll für den ersten Arbeitsmarkt. „Es ist toll, zu sehen, wie die Teilnehmer schon nach einem Vierteljahr ganz anders über den Hof gehen“, sagt Marion Stahl über die Beschäftigten, die über die Maßnahme soziale Kompetenzen zurückerwerben und dazu praktische Fertigkeiten, die Arbeitgeber erwarten. Ein Dank gelte in dieser Hinsicht auch den Mitarbeitern des Jobcenters, ergänzt Sven Keller diese Einschätzung. Sie kämen vielfach persönlich in den Werkhof, um sich ein Bild vom Fortgang der geförderten Maßnahmen und Fortschritten der Teilnehmer zu machen.

Für die Stadt Halver

Für die Stadt Halver selbst ist der Werkhof unverändert Alleinstellungsmerkmal im weiten Umfeld. Autokennzeichen aus dem Bergischen, aus dem südlichen Ruhrgebiet, aus Olpe und Köln auf dem Parkplatz belegen, wie weit das Einzugsgebiet reicht. Und die Halveraner Bürger nutzen ein weiteres Standbein der Einrichtung, nämlich die Möglichkeit, Grünabfälle, Sperrgut und Elektrogeräte entsorgen zu können. Aber es geht in Halver mit kleinstädtischer Struktur nicht allein um den wirtschaftlichen Betrieb, sondern auch um die soziale Funktion. „Der Werkhof ist etabliert als Treffpunkt für Ältere“, hat Marion Stahl festgestellt. „Das Motto ,Möbel & mehr‘, wird hier gelebt“, sagt sie. Das gilt insbesondere mittwochs, wenn es Kaffee und Waffeln gibt.

Die Perspektive

Was sich seit 2006 in Halver aus der ursprünglichen Annahme und Aufbereitung von Elektrogeräten entwickelt hat, will man an der Frankfurter Straße nicht antasten. Der Kerngedanke der Wiedereingliederung von Menschen stehe unverändert im Mittelpunkt. Sollte Nachfrage bestehen, sei man auch in der Lage, dieses Angebot auszuweiten, sagt Keller. Der Werkhof verfüge über die nötigen räumlichen Ressourcen. „Dazu sind wir gerne bereit und auch flexibel.“

Auch interessant

Kommentare