Für die Stadt Halver und Kommunen aus dem Umland war beispielsweise das vergangene Jahr mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit der Notwendigkeit verbunden, für Flüchtlinge zu sorgen. Die Infrastruktur und das Netzwerk lieferte der Werkhof. Betten, Matratzen, Elektrogeräte, praktisch alles, was schnell und günstig und in großen Mengen an Hausrat nötig war, konnte aus dem Bestand oder als Neuware bereitgestellt werden. „Manche Dinge mussten wir zukaufen“, sagen Sven Keller und Marion Stahl rückblickend. Elektrogeräte wie Kaffeemaschinen oder Mikrowellen beispielsweise gingen schneller raus als rein. Alles, was von den Haushalten in Halver und der Region zur Verfügung gestellt wurde, musste zudem durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gereinigt und geprüft werden. Und nicht zuletzt: „Hier haben sich ganze Familien neu eingekleidet“, stellt Marion Stahl fest.
Veränderungen ergaben sich auch an anderer Stelle, und zwar durch politische und rechtliche Vorgaben. Mit der Einführung des Bürgergelds verbunden ist auch die Herausforderung, den Begriff des Förderns verstärkt in den Blick zu nehmen, der eigentlich auch mit der vorherigen Unterstützung durch Hartz IV verbunden, in der Praxis aber in den Hintergrund gerückt war. Genau diese Förderung ist die Kernkompetenz des Werkhofs, der als Qualifizierungsgesellschaft Menschen aus der gesellschaftlichen Isolation und finanziellen Abhängigkeit herausführen und fitmachen soll für den ersten Arbeitsmarkt. „Es ist toll, zu sehen, wie die Teilnehmer schon nach einem Vierteljahr ganz anders über den Hof gehen“, sagt Marion Stahl über die Beschäftigten, die über die Maßnahme soziale Kompetenzen zurückerwerben und dazu praktische Fertigkeiten, die Arbeitgeber erwarten. Ein Dank gelte in dieser Hinsicht auch den Mitarbeitern des Jobcenters, ergänzt Sven Keller diese Einschätzung. Sie kämen vielfach persönlich in den Werkhof, um sich ein Bild vom Fortgang der geförderten Maßnahmen und Fortschritten der Teilnehmer zu machen.
Für die Stadt Halver selbst ist der Werkhof unverändert Alleinstellungsmerkmal im weiten Umfeld. Autokennzeichen aus dem Bergischen, aus dem südlichen Ruhrgebiet, aus Olpe und Köln auf dem Parkplatz belegen, wie weit das Einzugsgebiet reicht. Und die Halveraner Bürger nutzen ein weiteres Standbein der Einrichtung, nämlich die Möglichkeit, Grünabfälle, Sperrgut und Elektrogeräte entsorgen zu können. Aber es geht in Halver mit kleinstädtischer Struktur nicht allein um den wirtschaftlichen Betrieb, sondern auch um die soziale Funktion. „Der Werkhof ist etabliert als Treffpunkt für Ältere“, hat Marion Stahl festgestellt. „Das Motto ,Möbel & mehr‘, wird hier gelebt“, sagt sie. Das gilt insbesondere mittwochs, wenn es Kaffee und Waffeln gibt.
Was sich seit 2006 in Halver aus der ursprünglichen Annahme und Aufbereitung von Elektrogeräten entwickelt hat, will man an der Frankfurter Straße nicht antasten. Der Kerngedanke der Wiedereingliederung von Menschen stehe unverändert im Mittelpunkt. Sollte Nachfrage bestehen, sei man auch in der Lage, dieses Angebot auszuweiten, sagt Keller. Der Werkhof verfüge über die nötigen räumlichen Ressourcen. „Dazu sind wir gerne bereit und auch flexibel.“