Busfahrer immer schwerer zu finden

Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen schlägt Alarm: Privaten und öffentlichen Verkehrsunternehmen fehlt zunehmend Personal im Fahrdienst.
Halver – Auch im Märkischen Kreis fallen in jüngerer Vergangenheit immer wieder mal Linienfahrten aus, weil’s an Fahrern fehlt. Das liege zum einen am Fachkräftemangel, zum anderen aber auch an einem derzeit hohen Krankenstand, wie es von heimischen Unternehmen heißt.
Zu spüren bekommt das etwa der Omnibusbetrieb Busch in Halver, dessen Fahrzeuge in ganz Südwestfalen und im Bergischen Land unterwegs sind: mit Kleinbussen genauso wie mit Linienbussen im Auftrag der ansässigen Verkehrsunternehmen. Junior-Chef Markus Busch bestätigt, was branchenweit seit vielen Jahren immer deutlicher wird: Die Zahl derjenigen, die sich für einen Platz hinterm Bus entscheiden, nimmt ab.
Von sich aus kommen da nur sehr wenige.
„Wir müssen schon aktiv auf die Leute zugehen, von sich aus kommen da nur sehr wenige“, sagt Busch. Dabei biete der Beruf gerade aufgrund der aktuellen Personalsituation glänzende Aussichten. „Wer einen Führerschein der Klasse D hat, kann sich seinen Job tatsächlich aussuchen.“
Insbesondere an Fahrer für Reisebusse sei derzeit unglaublich schwer ranzukommen, sagt man auf Anfrage etwa beim Wietis Reiseservice in Lüdenscheid: „Aufgrund der Arbeitszeiten, die von den Buchungen abhängen, ist der Job für viele nicht mehr so attraktiv, weil nur schwer mit dem Familienleben zu vereinbaren“. Erschwerend käme hinzu, dass gerade kleinere Touristikunternehmen nicht selbst ausbildeten. „Der Personalmangel ist da, aber wir versuchen, es dennoch immer irgendwie hinzubekommen“, sagt man bei Wietis.
Eigene Fahrschule als Vorteil
Von umso größerer Bedeutung kann für Busbetriebe eine eigene Fahrschule sein – wie sie Busch besitzt. „Dadurch können wir unseren Nachwuchs selber ausbilden“, sagt Markus Busch. Die frühe Zusammenarbeit mit Nachwuchskräften sorge auch im Halveraner Betrieb für steten Personalzulauf. Allerdings profitieren davon auch andere Unternehmen. Denn: Die Zahl der Fahrschulen, die Ausbildungsfahrzeuge in dieser Größenordnung besitzen, sei gering.
Und auch bei der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) werde laut deren Pressesprecher Jochen Sulies festgestellt, dass es insbesondere in neuerer Zeit schwieriger geworden sei, Personal zu finden – auch wenn man bislang jede Stelle habe nachbesetzen können. „Wenn man sich die vergangenen zwei bis drei Jahre anschaut, dann lässt sich schon sagen, dass der Berufswunsch Busfahrer längst nicht mehr so hoch im Kurs steht wie beispielsweise noch in den 1990er-Jahren“, erklärt Sulies. Die Menschen, die sich durch die Beförderung von Personen im öffentlichen Nahverkehr ihr Häuschen verdienten, die fände man heutzutage nicht mehr in der Breite. Allerdings sei der Fachkräftemangel in der Branche nicht unbedingt nur auf die veränderten Lohntarife herunterzubrechen.
„Früher gab es genug Leute, die während der Wehrdienstzeit den alten Führerschein der Klasse 2 erworben hatten und dann zu uns kamen. Mit Abschaffung der Wehrpflicht und Einführung der neuen Führerscheinklassen ist das natürlich weggefallen“, sagt Sulies. Bei der MVG seien derzeit von 418 Mitarbeitern 260 im Fahrdienst. Daneben seien zahlreiche private Busunternehmen tätig, die im Auftrag der Verkehrsbetriebe unterwegs seien, um den Linienverkehr reibungslos nach Fahrplänen aufrechtzuerhalten.

Trotzdem seien aktuell zehn bis 15 Dienste unterbesetzt. „Das ist der lokalen Situation mit dem Umleitungsverkehr aufgrund der A45-Sperrung geschuldet“, erklärt Jochen Sulies. Und auch Markus Busch weiß um die Probleme, die der Umleitungsverkehr vor allem in Lüdenscheid mit sich bringt. „Dort zu fahren, ist anstrengend und bringt den Fahrern natürlich keinen Spaß.“
Aber nicht nur die neuen Fahrpläne, die hinsichtlich der Auswirkungen durch die Rahmedetalbrücke aufgestellt werden mussten, würden mitreinspielen, wenn entgegen aller vorausschauend aufgestellten Planungen doch mal Linienfahrten ausfallen würden. So musste die MVG im vergangenen Herbst kreisweit kurzfristig Fahrten aufgrund des Personalmangels ersatzlos streichen. „Nachdem durch die Corona-Pandemie ein hoher Krankenstand zu beklagen war, gab es auch Ausfälle aufgrund von Grippe-Erkrankungen“, erklärt Jochen Sulies.
Die Zeiten von Lockdowns und Social Distancing aufgrund des Infektionsschutzes hätten auch dazu geführt, dass das Immunsystem vieler Menschen geschwächt worden sei. Auch bei den Mitarbeitern der Märkischen Verkehrsgesellschaft gebe es in den vergangenen Monaten vermehrt Krankmeldungen.