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B54-Sperrung sorgt für Chaos, Beschwerdenflut und angefressenen Bürgermeister

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Von: Thomas Machatzke

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Halver Schalksmühle B54 Sperrung Deutsches Eck
Am Deutschen Eck in Oeckinghausen: Wer von Schalksmühle aus kommend nach Lüdenscheid will, muss viel, viel Geduld mitbringen zu den Stoßzeiten. Jörg Schönenberg wünscht sich für diese Kreuzung eine Ampelanlage. © Thomas Machatzke

Der 10. Oktober indes stellt eine Zäsur dar. Es ist der Tag, an dem die Brückensperrung den Schalksmühlern ganz nah kommt – durch die Sperrung der B54 zwischen Strücken und Brügge. Für sieben Wochen soll diese Hauptachse zwischen Schalksmühle und Lüdenscheid geschlossen bleiben. Was das für andere Strecken in der Gemeinde bedeutet? Nichts Gutes.

Halver/Schalksmühle – Es ist nicht so, dass die A45-Sperrung aufgrund der Talbrücke Rahmede die Nachbarkommune Schalksmühle bisher nicht betroffen hätte. Im Höhengebiet der Rückstau bis nach Heedfeld hinein, dazu der verstärkte Durchgangsverkehr im Volmetal – die Auswirkungen waren weniger stark greifbar als in Lüdenscheid selbst, vor allem an den Umleitungsstrecken. Doch sie waren da.

„Die Autobahn verläuft nun vor meiner Terrasse die Klagebach hinunter“, sagt ein Anwohner an der Westhöhe. Wo sonst röhrende Motorräder schon mal als nervige Ruhestörer ausgemacht werden, zieht nun eine ganz andere Karawane durch. Nur dass da kein Sultan dabei ist, der Durst hat. Es ist eine Karawane bestehend aus Lastkraftwagen, da tanzt niemand vor Freude.

Auch der Bürgermeister nicht. „Beschwerde auf Beschwerde auf Beschwerde“, sagt Jörg Schönenberg mittags rückblickend auf seine ersten Stunden der neuen Arbeitswoche. Angefressen sei er und frustriert. „Es ist mir ein völliges Rätsel, wie man so stümperhaft vorgehen kann“, sagt er in Richtung Straßen.NRW, „sie wollten mit der Absenkung unbedingt noch in diesem Jahr anfangen. Sie wollen mit dem Kopf durch die Wand. Ohne eine Koordination der Baustellen. Und hier bricht alles zusammen. Spätestens, wenn die Ferien vorbei sind.“

B54-Sperrung sorgt für Chaos, Beschwerdenflut und angefressenen Bürgermeister

Aus Hagen kommend ist der Verkehr durch die Sperrung der Strecke zwischen Hagen und Zurstraße/Breckerfeld zuletzt ohnehin schon vermehrt ins Volmetal gedrängt worden. Aus Halver kommend über die Glörstraße nach Dahlerbrück und weiter auf die B54. Die Gegenrichtung ist indes gerade für Fahrzeuge mit dem Fernziel Lüdenscheid und A45-Rückkehr keine Option. Der Lindwurm schlängelt sich hier nun lieber durchs Hälvertal aufs Deutsche Eck zu. Wer hier rechts ab weiter möchte nach Halver, hat’s gut. Vergleichsweise jedenfalls. Nach Lüdenscheid geht es nach links weiter – da sind die Rückstaus länger. Noch länger als sowieso schon. Überhaupt ist es keine gute Zeit für Linksabbieger auf diesen Strecken. Wer durchs Hälvertal den engen Kreisel an der Schalksmühler Sparkasse genommen hat, mit seinem Lkw und weiter möchte nach Hagen, der stellt sich erst einmal in den Rückstau über die Volmebrücke. Jedenfalls zu den Stoßzeiten, also im Berufsverkehr, muss man da schon mal eine gehörige Portion Geduld mitbringen.

„Es muss von Straßen.NRW nachgesteuert werden“, sagt Schönenberg, der von Rückstaus vom Deutschen Eck bis zum früheren Hotel Frommann und weiter berichtet, „ans Deutsche Eck muss eine Ampelanlage – oder ein Polizist, der den Verkehr regelt, sonst haben Linksabbieger gar keine Chance. Man muss auch über Anliegerstraßen nachdenken: Macht das Sinn, wenn sonst gar nichts mehr geht? Und vielleicht muss man auch Baustellen unterbrechen. Wir müssen doch beweglich bleiben.“

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Schwerlastverkehr auf der B54 in Richtung Hagen: Dieser Teil der Bundesstraße wird in den nächsten Wochen über Gebühr belastet sein. © Thomas Machatzke

Die Rückmeldungen sind am ersten Tag von Firmen und Privatleuten gekommen. Eine Ärztin hat sich beschwert, weil sie ihre Praxis in Lüdenscheid nicht rechtzeitig öffnen konnte. In den Unternehmen kommen avisierte Lieferungen nicht mehr an – das hat gerade noch gefehlt, nach der Corona- und mitten in der Energiekrise. „Ich will gar nicht wissen, was passiert, wenn ein Schalksmühler mit dem RTW ins Krankenhaus muss“, sagt Schönenberg.

In Richtung Brügge, wo die Strecke am Strücken nun abrupt endet, versperren Planken den weiteren Weg, nicht einmal bis zur Baustelle darf man fahren oder laufen – höchstens auf eigene Gefahr. Direkt an der Brücke hin zum Strücken wird am ersten Tag der Arbeiten der Fahrbahnrand ertüchtigt. Der Polier darf eigentlich gar keine Auskunft geben, sagt dann aber doch, dass es um eben die Ertüchtigung der Ränder geht und auch um Baumfällarbeiten, die nun miterledigt werden, weil es sich einfach anbietet, weil die Straße aufgrund der Arbeiten unter der Eisenbahnbrücke vor Oedenthal ohnehin gesperrt ist.

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Ende im Gelände: Ab hier geht’s auf der B54 zwischen Schalksmühle und Brügge nicht mehr weiter, versperren auf Höhe Strücken Planken den weiteren Weg auf der Bundesstraße. Sieben Wochen soll die Sperrung dauern. © Thomas Machatzke

Hier wird bekanntlich die Fahrbahn unterhalb einer Eisenbahnbrücke abgesenkt, um auch größeren Lkw die Durchfahrt zu ermöglichen. Ein Meilenstein für diese Umleitungstrasse. Ob der Schalksmühler das am Ende gut finden wird, wenn noch mehr und noch größere Lkw durch den Ort rauschen, ist die eine Seite. Die andere Seite indes ist: Die Sperrung kommt angesichts der Maßnahme zwischen Breckerfeld und Hagen und der großen Baustelle in Heedfeld zur absoluten Unzeit.

Und sie kommt kurz vorm Winter. Winterreifen von O bis O? Da trifft es sich gut, dass zum ersten der beiden Os, dem Oktober, nun auch der Schwerlastverkehr Strecken als Umleitungen in Kauf nimmt, die gar nicht für ihn gemacht sind. Wer vom Deutschen Eck aus weiterfährt bis Brügge und Freude an derlei Dingen hat, kann an der Kehre am Wahrder Weg in kurzen Abständen Lkw-Kunststücke bestaunen – wenn sich zwei „schwere Jungs“ eben direkt in dieser 180-Grad-Kurve, die keinen großen Radius hat, begegnen. Im Moment noch üben sie im Trockenen. Wenn Eis und Schnee dazukommen, könnte es hier womöglich zu natürlichen Sperrungen kommen, weil dann eben wirklich nichts mehr gehen könnte.

An den Winter und möglichen Schnee will Schönenberg noch gar nicht denken. Er denkt an die nächste Woche. Daran, dass Schüler mit Bussen in weiterführende Schulen nach Lüdenscheid müssen. „In der nächsten Woche bricht hier das komplette Chaos aus“, sagt er und schüttelt den Kopf, „aber wir können uns ja wieder neue Gedanken machen und unsere Eingaben weitergeben. Und dann werden diese bei Straßen.NRW wieder gesammelt und dann en bloc abgelehnt.“ Den Grantler gibt der Bürgermeister nicht oft, nun aber richtig. Noch ein Schlusswort? Kein Problem. „Wenn Straßen.NRW hier fertig ist“, sagt Schönenberg angefressen, „dann können wir die Region zumachen!“

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