Aus Hagen kommend ist der Verkehr durch die Sperrung der Strecke zwischen Hagen und Zurstraße/Breckerfeld zuletzt ohnehin schon vermehrt ins Volmetal gedrängt worden. Aus Halver kommend über die Glörstraße nach Dahlerbrück und weiter auf die B54. Die Gegenrichtung ist indes gerade für Fahrzeuge mit dem Fernziel Lüdenscheid und A45-Rückkehr keine Option. Der Lindwurm schlängelt sich hier nun lieber durchs Hälvertal aufs Deutsche Eck zu. Wer hier rechts ab weiter möchte nach Halver, hat’s gut. Vergleichsweise jedenfalls. Nach Lüdenscheid geht es nach links weiter – da sind die Rückstaus länger. Noch länger als sowieso schon. Überhaupt ist es keine gute Zeit für Linksabbieger auf diesen Strecken. Wer durchs Hälvertal den engen Kreisel an der Schalksmühler Sparkasse genommen hat, mit seinem Lkw und weiter möchte nach Hagen, der stellt sich erst einmal in den Rückstau über die Volmebrücke. Jedenfalls zu den Stoßzeiten, also im Berufsverkehr, muss man da schon mal eine gehörige Portion Geduld mitbringen.
„Es muss von Straßen.NRW nachgesteuert werden“, sagt Schönenberg, der von Rückstaus vom Deutschen Eck bis zum früheren Hotel Frommann und weiter berichtet, „ans Deutsche Eck muss eine Ampelanlage – oder ein Polizist, der den Verkehr regelt, sonst haben Linksabbieger gar keine Chance. Man muss auch über Anliegerstraßen nachdenken: Macht das Sinn, wenn sonst gar nichts mehr geht? Und vielleicht muss man auch Baustellen unterbrechen. Wir müssen doch beweglich bleiben.“
Die Rückmeldungen sind am ersten Tag von Firmen und Privatleuten gekommen. Eine Ärztin hat sich beschwert, weil sie ihre Praxis in Lüdenscheid nicht rechtzeitig öffnen konnte. In den Unternehmen kommen avisierte Lieferungen nicht mehr an – das hat gerade noch gefehlt, nach der Corona- und mitten in der Energiekrise. „Ich will gar nicht wissen, was passiert, wenn ein Schalksmühler mit dem RTW ins Krankenhaus muss“, sagt Schönenberg.
In Richtung Brügge, wo die Strecke am Strücken nun abrupt endet, versperren Planken den weiteren Weg, nicht einmal bis zur Baustelle darf man fahren oder laufen – höchstens auf eigene Gefahr. Direkt an der Brücke hin zum Strücken wird am ersten Tag der Arbeiten der Fahrbahnrand ertüchtigt. Der Polier darf eigentlich gar keine Auskunft geben, sagt dann aber doch, dass es um eben die Ertüchtigung der Ränder geht und auch um Baumfällarbeiten, die nun miterledigt werden, weil es sich einfach anbietet, weil die Straße aufgrund der Arbeiten unter der Eisenbahnbrücke vor Oedenthal ohnehin gesperrt ist.
Hier wird bekanntlich die Fahrbahn unterhalb einer Eisenbahnbrücke abgesenkt, um auch größeren Lkw die Durchfahrt zu ermöglichen. Ein Meilenstein für diese Umleitungstrasse. Ob der Schalksmühler das am Ende gut finden wird, wenn noch mehr und noch größere Lkw durch den Ort rauschen, ist die eine Seite. Die andere Seite indes ist: Die Sperrung kommt angesichts der Maßnahme zwischen Breckerfeld und Hagen und der großen Baustelle in Heedfeld zur absoluten Unzeit.
Und sie kommt kurz vorm Winter. Winterreifen von O bis O? Da trifft es sich gut, dass zum ersten der beiden Os, dem Oktober, nun auch der Schwerlastverkehr Strecken als Umleitungen in Kauf nimmt, die gar nicht für ihn gemacht sind. Wer vom Deutschen Eck aus weiterfährt bis Brügge und Freude an derlei Dingen hat, kann an der Kehre am Wahrder Weg in kurzen Abständen Lkw-Kunststücke bestaunen – wenn sich zwei „schwere Jungs“ eben direkt in dieser 180-Grad-Kurve, die keinen großen Radius hat, begegnen. Im Moment noch üben sie im Trockenen. Wenn Eis und Schnee dazukommen, könnte es hier womöglich zu natürlichen Sperrungen kommen, weil dann eben wirklich nichts mehr gehen könnte.
An den Winter und möglichen Schnee will Schönenberg noch gar nicht denken. Er denkt an die nächste Woche. Daran, dass Schüler mit Bussen in weiterführende Schulen nach Lüdenscheid müssen. „In der nächsten Woche bricht hier das komplette Chaos aus“, sagt er und schüttelt den Kopf, „aber wir können uns ja wieder neue Gedanken machen und unsere Eingaben weitergeben. Und dann werden diese bei Straßen.NRW wieder gesammelt und dann en bloc abgelehnt.“ Den Grantler gibt der Bürgermeister nicht oft, nun aber richtig. Noch ein Schlusswort? Kein Problem. „Wenn Straßen.NRW hier fertig ist“, sagt Schönenberg angefressen, „dann können wir die Region zumachen!“