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Zu teuer, zu kalt, zu selten kompatibel? 5 Mythen um die Wärmepumpe im Check

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Von: Teresa Toth

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Um die Wärmepumpe, die als Alternative zu Öl- und Gasheizungen gilt, kursieren zahlreiche Mythen, die oft unbegründet sind. Ein Faktencheck klärt auf.

Frankfurt – Die Bundesregierung leitet im Zuge des Klimaschutzes den Abschied von Gas- und Ölheizungen ein und setzt mit Habecks Heiz-Gesetz verstärkt auf Wärmepumpentechnologie als Alternative zur konventionellen Heizung. Doch trotz des politischen Willens und der Umweltvorteile, die mit dieser Technologie einhergehen, gibt es immer noch Behauptungen, die ihre Effektivität infrage stellen. Ein Faktencheck soll klären, ob die Aussagen stimmen oder nicht.

WärmepumpeKraftwärmemaschine
EnergiequellenUmgebungsluft, Erdreich, Grundwasser
Förderung für die InstallationBis zu 40 Prozent möglich

Faktencheck klärt Mythen über Wärmepumpen als Alternative zur Gasheizung auf

Behauptung: Bei einer Wärmepumpe werden die Heizkörper nicht richtig warm.

Falsch. Die Heizkörper werden warm, aber nicht glühend heiß. „Darin liegt das Einsparpotenzial“, so Fachbereichsleiter Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Bei der Technik wird Wärme aus der Umwelt gewonnen und mithilfe von Strom auf eine höhere Temperatur, meist zwischen 35 und 55 Grad Celcius, gebracht. Mit dieser sogenannten Vorlauftemperatur fließt das Heizungswasser durch das System zu den Heizkörpern, erklärt Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP).

„Die Heizkörper werden definitiv warm genug“, sagt Weinhold. Mit herkömmlichen Öl- und Gasheizungen können Wärmepumpen allerdings nicht mithalten. Bei der Verbrennung entstünden mitunter Temperaturen von mehreren 100 Grad, erklärt Weinhold, „wobei der größte Teil dieser Wärme durch den Schornstein verpufft“.

Mythen über Wärmepumpen als Alternative zur Gasheizung: Hohe Kosten sind „große Ausnahme“

Behauptung: Hauseigentümer müssen bis zu 300.000 Euro zahlen.

Irreführend. Um annähernd auf eine Summe von 300.000 Euro zu kommen, müsste ein altes Haus komplett energetisch saniert werden. Peter Kafke von der Verbraucherzentrale verdeutlicht dies anhand eines Beispiels: Wenn nicht nur zu kleine Heizkörper durch größere ersetzt werden, sondern auch eine neue Fußbodenheizung eingebaut wird, steigen die Kosten deutlich an.

Wenn zusätzlich noch eine Dämmung des Hauses und der Einbau neuer Fenster erfolgen, könnten die Kosten 200.000 Euro erreichen. Kafke bezeichnet dies aber als „die große Ausnahme“.

Behauptung: Eine Wärmepumpe rechnet sich finanziell auf Dauer nicht.

Häufig falsch. Laut Katja Weinhold ist die Erstinvestition bei einer Wärmepumpe im Vergleich zu einer Öl- oder Gasheizung höher, trotz staatlicher Förderung, die unter bestimmten Voraussetzungen beantragt werden kann. Zusätzliche Maßnahmen wie der Austausch von Heizkörpern oder Dämmungen können die Kosten weiter erhöhen. Das bedeutet, dass die Ausgaben für das neue Heizsystem über die Jahre hinweg wieder eingespielt werden müssen. Spätestens nach 25 Jahren rechne sich die Anlage.

Faktencheck zur Wärmepumpe: Gute Anlagen benötigen weniger Kilowattstunden

Eine Berechnung des Fraunhofer-Instituts zeigt: Ein teilsaniertes Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern zu beheizender Fläche wird mit einer durchschnittlich effizienten Wärmepumpe betrieben, die aus einem Kilowatt Strom drei Kilowatt Wärme erzeugt. Gegenüber einer Gasheizung spart man demnach über 150 Euro monatlich.

Das heißt: Die Wärmepumpe benötigt zum Betrieb zwar den teuren Strom, dafür aber je nach Effizienz weniger Kilowattstunden als eine Gasheizung. Ein Experte des Instituts hält Wärmepumpen daher für das Heizsystem der Zukunft, wie er in einem Interview mit fr.de erläutert.

Behauptung: Eine Wärmepumpe ist nicht klimafreundlicher als eine Gasheizung.

Falsch. Laut dem Umweltbundesamt (UBA) erzeugt eine Gastherme pro Kilowattstunde (kWh) etwa 218 Gramm klimaschädliches CO₂. Bei einem Einfamilienhaus sind das rund 4,4 Tonnen CO₂ pro Jahr. Die Wärmepumpe braucht für den Betrieb dagegen Strom. „Je nach Erzeugung kann dieser sauber oder klimaschädlich sein“, erklärt Arian Freytag von der Verbraucherzentrale.

Die Bundesregierung empfiehlt Wärmepumpen als umweltfreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen.
Die Bundesregierung empfiehlt Wärmepumpen als umweltfreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen. © Christian Ohde/imago

Mythen über Wärmepumpen als Alternative zur Gasheizung: Wesentlich klimafreundlicher

Beim Strommix in Deutschland entstehen laut UBA 434 Gramm CO₂ pro kWh. Mit einer mittelmäßigen Wärmepumpe kommt man auf etwa 145 Gramm CO₂-Ausstoß pro kWh Wärme. Aufs Jahr gerechnet sind das knapp 2,9 Tonnen CO₂. Das bedeutet im Vergleich zum Erdgas eine Ersparnis von etwa 35 Prozent.

Wer seinen Strom nur aus erneuerbaren Energien bezieht, kann die CO₂-Emissionen nochmals deutlich reduzieren. „Bei einem 100-prozentigen Ökostromtarif liegt die Wärmepumpe bei der Klimafreundlichkeit deutlich vor der Gasheizung“, erklärt Freytag.

Behauptung: In Altbauten ist der Einbau einer Wärmepumpe auch wegen der fehlenden Fußbodenheizung unmöglich.

Falsch. „Es ist nicht entscheidend, ob man eine Fußbodenheizung hat oder Heizkörper“, sagt Peter Kafke. Die Vorlauftemperatur müsse passen. Oft seien auch die schon verbauten Heizkörper überdimensioniert und damit für das Beheizen mit Wärmepumpen geeignet, ergänzt Fachbereichsleiter Freytag.

Fakten zur Wärmepumpe: Fußbodenheizungs-Mythos hält sich hartnäckig

Bei Unklarheiten rät Kafke zu einer Prüfung. Diese könnte zu einem „Austausch einzelner Heizkörper und einzelnen Dämm-Maßnahmen“ führen, die dafür sorgen, dass es mit einer niedrigen Vorlauftemperatur ausreichend warm wird. Dass Wärmepumpen nur mit einer Fußbodenheizung funktionieren, sei ein Mythos, der sich hartnäckig halte, so BWP-Sprecherin Weinhold. „Die Wärmepumpe liebt große Heizungsflächen, braucht sie jedoch nicht unbedingt.“ (tt/dpa)

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