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Schalke mit Last-Minute-Punkt: Abstiegskampf so spannend wie lange nicht

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Bochum bedankt sich bei seinem Torwart: Manuel Riemann hielt gegen Leipzig überragend.
Erleichterung auf Schalke: In Augsburg reichte es noch zu einem 1:1. © Bernd Thissen

Der Abstiegskampf in der Bundesliga bleibt ein enges Rennen – in dem sich keiner richtig absetzen kann, bislang aber auch keiner entscheidend zurückfällt. Beides gilt also auch für die beiden Ruhrgebiet-Clubs.

Bochum/Augsburg – Schalke bleibt nach dem Remis in fast letzter Minute weiter ohne Rückrundenniederlage. Und Bochum schöpft aus dem nie erwarteten Sieg über Leipzig neue Hoffnung – drei Plätze vor den Gelsenkirchenern, drei Plätze vor dem sicheren Abstiegsrang. Insgesamt müssen noch sieben Teams zittern; Augsburg und Köln sind noch lange nicht gerettet.

Am Ende stand der Torwart im Mittelpunkt, vor zwei Wochen noch ein Sündenbock, nun schon zum zweiten Mal der Held: Manuel Riemann vom VfL Bochum erlebt gerade die Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts in all ihren Extremen. Nach dem 0:2 gegen Schalke hätte er wohl sicher seinen Status als Nummer eins verloren. Doch Vertreter Michael Esser meldete sich krank. Riemann blieb notgedrungen im Tor –- und wurde mit überragenden Leistungen zum Matchwinner beim 2:0 in Köln und jetzt beim 1:0 gegen RB Leipzig.

„Er hat viel auf seine Kappe genommen. Vielleicht zu Unrecht“, sagte Kapitän Anthony Losilla: „Aber so ist er. Man sieht auch, wie stark er mental ist, wenn man zwei solche Leistungen nach so viel Kritik zeigen kann.“ Und Stürmer Philipp Hofmann erzählte: „Nach dem Schalke-Spiel war keine einfache Woche für ihn. Er hat sich viele Vorwürfe gemacht. Jetzt hat er den Reset-Knopf gedrückt und den alten Manu wiedergefunden.“

Wobei Reimann offenbar auch etwas neu gemacht hat. Denn während der emotionale Torhüter seine Vorderleute sonst wahlweise angespornt oder angeschnauzt hat, verhielt er sich in den letzten beiden Spielen auffallend ruhig. Ganz demonstrativ auf sich und seine eigene Leistung konzentriert.

Im Bochumer Lager herrschte naturgemäß Freude pur. „Die Punkte sind momentan wie jeder Punkt Gold für uns wert“, meinte der Technische Direktor Marc Lettau und analysierte: „Wir haben leidenschaftlich gespielt, das war die Grundlage für alles, auch weil Manu Riemann eine sensationelle Leistung gezeigt hat.“

Die Leipziger hatten von Beginn an versucht, ihr Kombinationsspiel aufzuziehen, kamen zunächst aber mit Bochums Zweikampfhärte überhaupt nicht zurecht. Dem VfL gelang es dagegen kaum, seine schnellen Flügelspieler Asano und Antwi-Adjei ins Spiel zu bringen.

Entscheidend war am Ende, das Leipzig an Riemann scheiterte – und Bochums Abwehrspieler Masovic schon wieder traf. Nach einer Kopfballverlängerung von Philipp Hofmann parierte Leipzigs Torwart Blaswich noch einen Asano-Kopfball, doch dann köpfte Masovic ein – es war das erste Bundesligator des VfL gegen RB im vierten Duell. Der Pokalsieger musste nach dem 0:7-Debakel in der Champions League gleich den nächsten Nackenschlag hinnehmen.

Die Erfolgsgaranten für die beiden abstiegsbedrohten Ruhrgebiet-Clubs lassen sich feiern: Bochums Abwehrspieler Erhan Masovic (links, Nummer 4) ) rettet einen Sieg gegen Leipzig, Schalkes Marius Bülter (rechts, Nummer 11) einen Punkt in Augsburg. Beide trafen schon vier Mal in der Rückrunde.
Die Erfolgsgaranten für die beiden abstiegsbedrohten Ruhrgebiet-Clubs lassen sich feiern: Bochums Abwehrspieler Erhan Masovic (links, Nummer 4) ) rettet einen Sieg gegen Leipzig, Schalkes Marius Bülter (rechts, Nummer 11) einen Punkt in Augsburg. Beide trafen schon vier Mal in der Rückrunde. © David Inderlied

Nach dem Abpfiff in Augsburg am Samstag standen die Trainer Thomas Reis und Enrico Maaßen noch minutenlang an der Mittellinie und „quatschten“. Es gab auch jede Menge Aufregerthemen nach dem 1:1 (0:0) der „Serientäter“ von Schalke 04 beim FC Augsburg: eine nicht gegebene Gelb-Rote Karte, ein Platzverweis, der späte Ausgleich per Elfmeter, zehn Minuten Nachspielzeit und der dramatische Abstiegskampf. Die Trainer aber beschäftigten sich zunächst mit ganz anderen Dingen. „Er war ja mal in Dortmund“, sagte Reis über Maaßen, „und hat mich gefragt, wie ich auf Schalke angekommen bin und ob ich mich wohl fühle.“ Reis konnte dies bejahen – obwohl es ihm schwer fiel, das in Augsburg zu zeigen: „Es überwiegt die Enttäuschung.“

Sicher, seine Schalker waren auch im achten Rückrundenspiel ungeschlagen geblieben. Doch angesichts 47-minütiger Überzahl war das von Marius Bülter (90.+3, Foulelfmeter) gerettete Remis für den Tabellen-17. zu wenig.

Schalke hatte Glück, dass es nicht selbst mit zehn Mann spielen musste. Der bereits verwarnte Eder Balanta hätte Gelb-Rot sehen können – „ein Stück weit wegen Dummheit“, wie FCA-Manager Stefan Reuter über die „Schlüsselszene“ schimpfte, als der Mittelfeldspieler die Ausführung eines Freistoßes verhinderte (29.).

Doch nach dem 1:0 von Arne Maier (51.) im 200. Augsburger Bundesliga-Heimspiel sah FCA-Angreifer Ermedin Demirovic Rot (53.). Der Sturmpartner des diesmal weitgehend abgemeldeten DFB-Neulings Mergim Berisha hatte Tom Krauß unglücklich am Kopf getroffen, der Schalker blutete. „Das war sicher keine Absicht“, sagte Maaßen, den dennoch berechtigten Platzverweis nannte er „sehr ärgerlich“.

Bochum bedankt sich bei seinem Torwart: Manuel Riemann hielt gegen Leipzig überragend.
Bochum bedankt sich bei seinem Torwart: Manuel Riemann hielt gegen Leipzig überragend. © David Inderlied

Sogar „maßlos und brutal geärgert“ hatte sich jedoch Reis – und zwar über die Spielweise von Königsblau in Überzahl. „Sehr, sehr schlecht“ sei die gewesen, erst recht nach der Einwechslung von Simon Terodde als zweitem Angreifer. „Wenn keine Flanken kommen, kannst du auch acht Stürmer reinstellen“, haderte Reis.

Terodde holte immerhin den Foulelfmeter heraus, als FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw „einen Tick zu ungestüm“ (Reuter) zupackte.

In der Kabine, betonte Reis, sei er daher bemüht gewesen, das Positive hervorzuheben. „Wir haben Mentalität gezeigt und sind weiter im Rennen“, habe er der Mannschaft gesagt, „da ist der Punkt Gold wert.“ Seine Schalker dürften sich auf ihrer Serie „nicht ausruhen“.

Und Augsburg? „Wir haben sieben Punkte Vorsprung, das ist sehr ordentlich“, meinte Trainer Maaßen versöhnlich. Seinem von Nationaltrainer Hansi Flick berufenen Stürmer Mergim Berisha bescheinigte er am Samstag nachsichtig eine „ordentliche“ Leistung, mehr aber auch nicht. Seine „außergewöhnlichen Fähigkeiten“, könne der Angreifer ja nun in der Nationalelf zeigen: „Er hat lange für diesen Traum gekämpft.“

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