Doch wie es so ist: Das Warten darauf, dass es endlich losgeht, hat die Angewohnheit, bei den Protagonisten die Nervosität im Zweifel zu verstärken. So kam Ludger Fastabend gegen den Ukrainer Georgii Kravchenko nicht gut ins Match. Drei Doppelfehler im ersten Aufschlagspiel, der erste gewonnene Ballwechsel beim Stande von 5:0 und 40:0 für den Favoriten. Das sah nach einer Lehrstunde aus. Die war es am Ende auch, und das hatte man so erwarten dürfen. Doch im zweiten Satz spielte Fastabend immerhin deutlich besser mit, gewann nun regelmäßig Ballwechsel und holte am Ende immerhin einen Punkt. 6:0, 6:1 – das war immer noch sehr deutlich, aber es war nicht die Höchststrafe. Und: Es war ein besonderes Erlebnis vor einem Publikum, das jede erfolgreiche Aktion des Lokalmatadors beklatschte und ihn immer wieder aufbaute und anfeuerte.
Lokalmatadoren im weitesten Sinne waren an diesem ersten Tag auch die beiden Soester Westfalenliga-Teamkollegen des nach einer Corona-Infektion verhinderten Lüdenscheiders Moritz Pieper, der sich die Spiele sichtlich traurig von der Tribüne aus anschaute. Gerne wäre Pieper, der im August mit einem Tennis-Stipendium aufs College wechselt, dabei gewesen, so aber sah er auf dem Nebenplatz zwei ganz starke Auftritte von Lambert Ruland und Max Schönhaus. Beide am Ende allerdings nicht von Erfolg gekrönt.
U14-Talent Schönhaus aus der Gemeinde Ense im Kreis Soest forderte den Kasachen Denis Yevseyev heraus. Es war ein irgendwie skurriles Duell. Auf der einen Seite der jüngste Spieler des Feldes, auf der anderen der wahrscheinlich tätowierteste und mit 29 Jahren mehr als doppelt so alte Spieler aus Osteuropa. Und der lief der Musik zunächst gehörig hinterher. Im Eiltempo zog Schönhaus auf 4:1 davon und holte sich den ersten Satz mit 6:3. Doch dann fand Yevseyev die richtigen Hebel, fand zu seinem Spiel und siegte noch in drei Sätzen.
Ähnlich lief es für Lambert Ruland. Der Arnsberger, Nummer eins des TC BW Soest und Vizewestfalenmeister, überraschte Bundesliga-Spieler Timo Stodder vom TC Rot-Weiß Berlin, gewann den ersten Satz 6:4, musste sich dann in einem bis zum Ende umkämpften Match 3:6 und 4:6 geschlagen geben.
Und so gab es keinen Wildcard-Außenseiter, der sich in die 2. Runde der Qualifikation vorspielte. Auch Oscar Moraing nicht. Der Mülheimer, dessen Cousin Mats bei den Open in Lüdenscheid zu den Titelfavoriten zählt, musste sich dem Schweizer Damien Wenger 3:6 und 3:6 beugen. Kein Tag der Überraschungen war also der Auftakttag am Stadtpark. Die Zuschauer hatten trotzdem ihren Spaß. Der Start – er hat Appetit auf mehr gemacht. Am Montagmittag geht es um 12 Uhr bereits weiter mit den letzten Partien der Qualifikation und dann im Laufe des Nachmittags auch mit den ersten Partien der 1. Runde.