Das führte zunächst zu einer Spielsituation mit häufig ähnlichen Auslösehandlungen. Meinerzhagen wirkte aufgrund seines Ballbesitzes vordergründig überlegen, schaffte es aber nicht, den finalen Pass in die Schnittstelle der vielbeinigen und konsequent die Räume eng stellenden Neheimer Abwehr zu spielen. Hier und da ein Versuch aus der Distanz oder per Standardsituation (jeweils Kunkel), ein Akhabach-Kopfball aus spitzem Winkel über das Tor und auf der Gegenseite eine Wroblewski-Parade gegen den über rechts durchgebrochenen Xhaka. Das Kapitel „Torchancen in den ersten 45 Minuten“ kam mit ganz wenigen Zeilen aus.
Wir hatten sehr viel Ballbesitz, waren vorne aber nicht bissig, nicht konsequent genug. Und Fußball ist nunmal ein Ergebnissport...
Das änderte sich nach Wiederanpfiff zumindest ein Stück weit, weil Meinerzhagen mehr Bewegung in die Ballbesitzaktionen bekam. Die erste gute Gelegenheit gehörte freilich den Gästen, als Thiemann aus spitzem Winkel vor Wroblewski auftauchte und der RSV-Keeper zur Ecke parierte. Es war immer wieder ein ähnliches Muster, das die Gäste an den Tag legten. Mit gutem Gefühl für die Räume verteidigen, und dann blitzschnell umschalten. „Natürlich macht Neheim das gut. Das ist brandgefährlich“, so Demir über den Matchplan seines Gegenübers. Und dennoch: Der RSV erhöhte nun das Risiko, suchte schneller den Weg in Richtung Tor. Bei Akhabachs Flugkopfball nach Flanke von Gräßer (52.) hatten die Fans der Volmetaler den Torschrei auf den Lippen, doch das Leder flog am SC-Tor vorbei. Kunkels Freistoß aus 22 Metern fand nur zwei Minuten später zwar den Weg an der Neheimer Mauer vorbei, landete aber direkt in den Armen von Keeper Osterhoff.
Auf der Gegenseite hatte der RSV Glück, dass einer jener schulmäßigen Hochgeschwindigkeits-Konter des Tabellennachbarn von Thiemann zwar erfolgreich abgeschlossen wurde, der Torschütze aber wohl mit einem Fuß im Abseits gestanden hatte (66.). Kurzes Durchatmen beim RSV, der dann A. Tomasello (73.) und Azirar (79.) durchaus aussichtsreich in Position brachte. Doch es blieb dabei: Die Null stand auch deshalb auf der falschen Seite, weil Neheim G. Tomasellos Blackout-Pass gnadenlos nutzte und die verbleibenden Minuten abgezockt von der Uhr nahm.
Fazit: Es war ein taktisch interessantes, wenngleich nicht spektakuläres Westfalenliga-Spiel, mit einem RSV, der seinen Trainer einigermaßen zwiegespalten zurückließ. „Auf der einen Seite freue ich mich, dass wir nicht viel zugelassen haben. Aber ich ärgere mich auch, dass wir nicht eine unserer Chancen genutzt haben“, bekannte Mutlu Demir, registrierte aber gleichwohl viel Zuspruch vom eigenen Anhang. „Wenn mir die Zuschauer dann sagen, dass sie ein gutes Fußballspiel gesehen haben, dann versöhnt mich das ein wenig.“
Viel Zeit zum Nachkarten bleibt den Blau-Weißen ohnehin nicht, denn am kommenden Sonntag wartet direkt das nächste Top-Spiel, wenn der RSV beim Rangzweiten Türkspor Dortmund (am Sonntag 0:0 bei Tabellenführer FC Brünninghausen) zu Gast ist.