Zwei Portionen Eis als Belohnung

Es war eine erfolgreiche Reise nach Israel, die der in Plettenberg lebende ukrainische Boxer Dmitry Shcherbyna gemeinsam mit seinem Trainer Jan Christoph Jaszczuk unternahm. Den Hauptkampf eines Boxabends in Ashdod mit zehn Amateur- und acht Profikämpfen gewann Shcherbyna nach sechs Runden einstimmig nach Punkten gegen den starken Georgier Nikolozi Gviniashvili.
Plettenberg - „Für Dmitry diente der Kampf als Sprungbrett. Die Frage war: Wie sieht es gegen einen harten Boxer aus“, beschreibt Jaszczuk die Ausgangslage für den 27-jährigen Mittelgewichtler, der in der Stadt am Mittelmeer seinen 17. Profikampf bestritt. Insgesamt verbrachten die Plettenberger neun Tage in Israel, nutzten die Zeit vor dem Kampfabend, um sich zu akklimatisieren und zu trainieren. „Wir haben dort gute Freunde, mit denen wir kooperieren“, konnten Jaszczuk und Shcherbyna ein Boxgym in Tel Aviv nutzen. In der Hauptstadt wohnten sie während ihres Aufenthalts auch. Dank des Mittelmeerklimas waren auch Trainingseinheiten am Strand möglich.
„Es war alles sehr entspannt dort“, beschreibt Jaszczuk, der selbst zum ersten Mal nach Israel reiste, die Bedingungen vor Ort. Schon bei der Ankunft nach einem vierstündigen Flug empfand er die Atmosphäre alles andere als bedrohlich. „Natürlich wird man oft kontrolliert, aber als Profisportler sind wir überall schnell durchgekommen.“ Auch Ausflüge nach Jerusalem und ans Tote Meer waren kein Problem. „In Israel treffen viele Religionen aufeinander. Wir haben es aber als sehr friedlich wahrgenommen. Sehr viele Ukrainer, aber auch russische Juden leben dort – wir wurden des öfteren auf russisch angesprochen“, berichtet Jaszczuk. Im Gym in Tel Aviv trainierten Russen, Araber und Juden gemeinsam. „Der Boxsport verbindet. Da wurden keine Unterschiede gemacht“, freute sich Jaszczuk.
Der Kampf vor rund 200 Zuschauern gestaltete sich für Dmitry Shcherbyna anfangs schwierig. „In der ersten Runde hat es noch nicht so geklappt wie gewohnt“, musste Jaszczuk seinen Schützling in der Pause taktisch einstellen auf den häufig in den Infight gehenden Georgier, der sich dabei auch einiger Kopfstöße bediente. „Dmitry sollte mehr auf Distanz gehen und Nikolozi Gviniashvili mit langen Händen bearbeiten“, lautete die Ansage, die der Ukrainer in den folgenden fünf Runden auch sehr gut umsetzte, seinen erfahrenen Kontrahenten mit Aufwärts- und Seitwärtshaken in Bedrängnis brachte.
Ursprünglich hätte Shcherbyna gegen den unbesiegten Moldauer Vadim Misac boxen sollen, doch der sagte wenige Tage vor dem Kampf ab. So kam Nikolozi Gviniashvili zum Zuge. Ein Mann mit zwar vielen Niederlagen, „aber diese kassierte er nur gegen Topleute“, weiß Jaszczuk.
Der Boxsport verbindet. Da wurden keine Unterschiede gemacht.
Einer der Kopfstöße des 33-jährigen Georgiers, die vom Referee oft ungeahndet blieben, verursachte allerdings einen Cut auf dem Kopf von Shcherbyna. Die blutende Platzwunde konnte jedoch gut geklebt werden und ging nicht zu tief. Auch Gviniashvili blutete schon nach der zweiten Runde aus einem Cut am Auge. „Da hatte ich Angst vor einem Abbruch, dann wäre der Kampf ohne Wertung geblieben“, fürchtete Jaszczuk. Doch der Georgier gab nicht auf, gleichwohl er fortan der klar unterlegene Boxer war. „Die erste Runde hätte man ihm geben oder unentschieden werten können, die Runden zwei bis sechs gingen alle klar an Dmitry“, sah Jaszczuk den Ukrainer vorn, was sich auch im letztlich einstimmigen Punktsieg nach einem Schlagabtausch mit vielen Treffern ausdrückte.

„Dmitry hat alles, was wir eingeübt hatten, umgesetzt und konnte es zum Schluss locker angehen. Es hat sich gezeigt: Er war gut vorbereitet“, freute sich Jan Christoph Jaszczuk und belohnte seinen Schützling nach dem Sieg mit zwei Portionen Eis. „Deshalb hat er jetzt von mir auch den Spitznamen Iceman bekommen“, lacht der Trainer und First Punch-Manager, der nun bestrebt ist, für Shcherbyna im April/Mai einen größeren Kampf zu vereinbaren.
Nach der Rückkehr aus Israel wollte Shcherbyna zunächst eine Woche Pause machen, „doch er war am Montag schon wieder hier“, konnte Jaszczuk den ehrgeizigen Ukrainer schnell wieder im Eiringhauser Gym begrüßen. Die neuntägige, erfolgreiche Reise wird den Plettenberger Boxern aber wohl noch lange in Erinnerung bleiben.