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Von höchsten Höhen ins tiefe Tal

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Von: Thomas Machatzke

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Brandrede: Sören Miossec. © Machatzke

Lüdenscheid - Jahreshauptversammlung zwischen Wolke sieben und Katzenjammer: Im Schneckenhaus dominierten am Freitagabend bei der Mitgliederversammlung der HSG Lüdenscheid die Kontraste: Zunächst noch hatte der stellvertretende Geschäftsführer und Jugendleiter Peter Werner in seinem Bericht, dem längsten des Abends, zum Nachwuchs und zum Marketingbereich ein Bild in rosaroten Farben gezeichnet. Dann aber war die Stimmung über die Berichte aus dem Frauenbereich bis hin zu einer Generaldiskussion von den höchsten Höhen ins tiefe Tal gefallen.

„Es muss sich etwas tun im Verein“, stellte Geschäftsführer Sören Miossec fest, „der Ist-Zustand ist sportlich noch okay. Wir sind in der Jugend wieder überkreislich vertreten, unsere Seniorenteams sind nicht abstiegsgefährdet. Aber wir brauchen mehr Schultern, auf die wir die Arbeit verteilen können. Sonst bricht das Kartenhaus irgendwann zusammen. Und wenn man erst einmal in der Abwärtsspirale ist, geht alles ganz schnell.“ 

Vor Miossecs Worten hatte Annika Worobey stellvertretend für die erste Frauen-Mannschaft klare Worte gefunden und auch den Vorstand scharf kritisiert. „Natürlich haben wir als Mannschaft auch Fehler gemacht“, hatte Worobey rückblickend auf den Rücktritt von Trainer Markus Heß erklärt, „aber ich weiß nicht, ob es mit einem Frauenwart im Verein so weit gekommen wäre. Wir haben das Gefühl gehabt, dass wir ohne Führung sind. Und wir haben uns in einer Mannschaftssitzung die Frage gestellt: Was soll mit der Frauen-Abteilung passieren, wo will der Verein hin?“ 

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Schlug Detlev Nebert als Frauentrainer vor: Falko Jacob. © Machatzke

Worobey klärte die Mitglieder auch darüber auf, dass die Mannschaft durch die Entwicklung eng zusammengerückt sei und eine Wunschlösung für die Trainerposition habe, wenn sie diese Wunschlösung auch nicht benannte. Aber die Mannschaft hat den Vorstand gebeten, in dieser Richtung aktiv zu werden. Der stellvertretende Frauenwart, Falko Jacob, hatte den Coach der letztjährigen Reserve, Detlev Nebert, als Trainer ins Gespräch gebracht. Mit Nebert hatte er gesprochen, mit dem Team nicht. Das Frauenthema ist derweil die kleine Baustelle im Verein, die große ist die Vorstandsarbeit generell. Seit zwölf Monaten kein Frauenwart, kein stellvertretender Finanzwart – und nun auch noch das: Sabine Kutzehr, die in aller Versiertheit das Zahlenwerk des Geschäftsjahres 2016 präsentierte, trat als Finanzwartin aus persönlichen Gründen zurück. Sie will zwar gerne weiter mitarbeiten, aber dann eher im Hintergrund. 

Zu ihrem Abschied mahnte Kutzehr eine dritte Baustelle an: „Wir leben im Moment vom Speck, den wir uns angefressen haben, aber das geht nicht auf Dauer gut“, sagte sie. 5000 Euro hat sie zuletzt aus den Rücklagen genommen, die für drohende Hallengebühren in den vergangenen Jahren angespart worden waren. Sie empfahl der Versammlung in einem Antrag zudem, diese Rücklagen sogar nicht nur bis zu einem Rest von 15 000 Euro, sondern bis auf 5 000 Euro zuschießen zu dürfen, weil schon jetzt die Liquidität sonst nicht mehr gewährleistet sei. Der Antrag wurde angenommen. 

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Keine Finanzwartin mehr: Sabine Kutzehr. © Machatzke

Die Finanzentwicklung, so Kutzehr, hänge mit gestiegenen Ausgaben für Aufwands-Entschädigungen für Trainer und Spieler zusammen. Auf der anderen Seite hat zwar Peter Werner im Bereich der Jugend-Bausteine ein Plus vorzuweisen, das Anzeigengeschäft im Hallenheft aber ist deutlich rückläufig, weil hier auch Man-Power fehle. Sören Miossec präsentierte in seiner Brandrede einen klaren Fahrplan: Bis zum 31. Januar sind die Mitglieder aufgefordert, ihr Engagement zu erklären. „Wir haben zwar nur zwei vakante Positionen, aber wir haben viele, die gleich mehrere Positionen besetzen. Es fehlen Leute. Wenn zum Beispiel ein Andreas Nozulak ausfiele, würde alles zusammenbrechen“, stellte Miossec fest. 

Die HSG will nun für die Posten Stellenbeschreibungen veröffentlichen. Im Februar sollen am besten schon kommissarisch neue Amtsträger ernannt werden. Ende Mai, Anfang Juni soll in der nächsten Versammlung ein schlagkräftiges HSG-Führungsteam gewählt werden. „Wir haben die Vision, alle Positionen doppelt zu besetzen“, sagte Miossec, „dann können wir den guten Ist-Zustand, den wir aktuell sportlich haben, ausbauen. Das Vereinsleben ist dann auch wieder schöner.“ Andersfalls müsse man über andere Strukturen für den Verein nachdenken.

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