Wenn es sich indes einmal anders verhält und man den Begriff Belohnung umkehrt, wirkt das Ganze indes sehr viel eindrücklicher. So postete die HSG Konstanz in der vergangenen Woche auf ihrer Homepage einen Text zur Handball-Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga mit dem sehr eindrücklichen Titel: „Bestraft für den ersten Platz: Ein Heimspiel weniger in der Aufstiegsrunde.“ Und weiter heißt es im Text: „Große Enttäuschung und Unverständnis bei der HSG Konstanz: Die HSG soll als nach der Quotientenregelung bester Drittligist Deutschlands in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga dreimal reisen und nur zwei Heimspiele bekommen, der Staffelzweite VfL Pfullingen erhält hingegen drei Heimspiele.“
Der Wilhelmshavener HV, der im Norden am Wochenende mit Siegen in den Nachholspielen gegen Bissendorf-Holte und Aurich den Staffelsieg in der Staffel B absicherte, hat es zwar nicht so drastisch geschrieben, doch ein Murren in derselben Tonlage war auch aus dem Umfeld der Nordfrost-Arena zu hören. Auch der WHV muss in der Nordgruppe dreimal reisen, unter anderem zu den Hauptrivalen nach Potsdam und Vinnhorst. Der Staffelzweite aus Spenge dagegen hat drei Heimspiele.
Ist es gerecht, wenn ein im gesamten Spieljahr so dominantes Team wie Konstanz nun mit einem Wettbewerbsnachteil in die wichtigsten Wochen des Jahres startet, ebenso eine Mannschaft wie Wilhelmshaven? Axel Vormann, Sportlicher Leiter der SGSH Dragons, hat da eine klare Meinung. Die SGSH ist durch den Losentscheid über die SGSH-Schlüsselzahl nach der Umgruppierung in die Südgruppe auch getroffen, hat ebenfalls drei Auswärtsspiele zu bestreiten. Obwohl die SGSH unter den vier Vorrundenzweiten im Süden den besten Quotienten hat.
Einen Witz hat Vormann spontan das Vorgehen des DHB genannt. „Auch wenn eine Änderung für uns eine Reise nach Konstanz bedeuten würde: Man kann den Gruppensiegern nicht den einzigen Vorteil nehmen, den sie sich nach 22 Spielen erarbeitet haben“, sagt der Halveraner und blickt noch einmal kritisch auf die Videorunde in dieser Woche zurück, „leider wurde das als möglicher Nachteil nicht konkret thematisiert. Schade, dass nicht alle Konferenzteilnehmer bereit waren, sich zwei Tage mit dem Modell auseinander zu setzen und sich vereinsintern zu beraten. Dann wären sicherlich auch die Nachteile des alten Modells aufgefallen. Unmittelbar nach der Konferenz ein Veto einzulegen, wodurch das neue Modell direkt wieder verworfen wurde, war von einem Vereinsvertreter nicht wirklich durchdacht.“ Und mit einer Spur Bitterkeit fügt Vormann hinzu: „Hauptsache, man konnte die zwei bis drei bereits geblockten Hallenzeiten behalten, anstatt sich 48 Stunden Gedanken zu machen und neue Hallenzeiten zu prüfen.“
Die Vermutung, die spielleitende Stelle würde nach der Kritik aus Wilhelmshaven und Konstanz noch einmal zurückrudern und die Spiele neu planen, hat sich in der Folge nicht erfüllt. Staffelleiter Andreas Tiemann gibt den Schwarzen Peter zurück an die Aufstiegsrunden-Teilnehmer. „Ich habe im Rahmen der Videokonferenz mit einer Runde nach dem Sechser-Schlüssel eine Alternative angeboten, aber die haben die Vereine nicht gewollt“, sagt Tiemann. Ein Verein habe sich direkt nach der Konferenz gemeldet und auf den Achter-Schlüssel bestanden, aber es hätte noch weitere gegeben, die genauso denken würden.
Damit seien dem Chef der DHB-Spielkommission für die 3. Liga die Hände gebunden gewesen. In der Durchführungsbestimmung waren Achter-Schlüssel festgelegt, Durchführungsbestimmungen sind nur mit einstimmigem Votum zu ändern. Genauso sieht Tiemann den bereits in August verschickten Spielplan im Achter-Schlüssel als bindend. „Wer aufsteigen will, muss diese Runde am Ende auch auswärts rocken“, sagt der Ostwestfale. Das mag stimmen, doch das Unverständnis im Vorfeld über diese suboptimale Lösung kann diese Einschätzung auch nicht abmildern. Ganz im Gegenteil.