Die Handballer von der Schwäbischen Alb kommen nach ihren Siegen gegen Krefeld und Hanau mit weißer Weste ins Sauerland. „Eine sehr clevere Mannschaft“, sagt SGSH-Chefcoach Mark Schmetz, gerät bei Spielmacher Lukas Fischer ins Schwärmen, hat treffsichere Außen, einen starken Keeper und mit Lukas Roth einen bulligen Torjäger im linken Rückraum ausgemacht. Leichter als gegen Pforzheim wird’s wohl nicht werden.
Wir sind an einem guten Tag in der Lage, auch so einen Gegner zu schlagen.
„Wir freuen uns darauf, uns mit diesem Gegner messen zu dürfen“, sagt Schmetz, „und wir sind an einem guten Tag in der Lage, auch so einen Gegner zu schlagen. Wir sind nicht der Favorit, aber auch nicht chancenlos.“ Fehlerminimierung im Angriff, solide Abwehrarbeit, viel Tempo. Schmetz hat durchaus im Kopf, wie es klappen könnte. Er weiß aber auch, dass seinem Team nach nur drei Spielen in acht Wochen und vielen krankheits- und verletzungsbedingten Lücken im Training ein wenig der Flow abhanden gekommen ist.
Immerhin ist der Kader gegen Pfullingen wieder komplett, auch Kapitän Florian Diehl ist nach überstandener Corona-Infektion wieder an Bord. Personell gibt es keine Ausreden. Aber was heißt schon Ausreden? Natürlich benötigt die SGSH unbedingt einen Sieg, um im Rennen um Platz zwei nicht vorzeitig die Segel streichen zu müssen. Andererseits aber ist die Aufgabe so groß, dass es womöglich gar keiner Ausreden bedarf, wenn es nicht klappt. Eine Niederlage, sie liegt am Samstagabend auch im Bereich des Denkbaren.
Die SGSH und Pfullingen – die Teams kennen sich nicht, sie verbindet wenig. Aber die Trainer Mark Schmetz und Daniel Brack standen schon einmal gemeinsam auf dem Parkett der Max-Schmeling-Halle. All-Star-Game 2009, Schmetz spielte damals noch für Lemgo, Brack für Balingen. Als All-Stars gewann man gemeinsam gegen die Nationalmannschaft.
Heute ist Daniel Brack in Pfullingen der Vater neuer Erfolge. In genau jenem Verein, in dem er 2002 sein erstes Erstliga-Spiel bestritt. Trainer war seinerzeit ein gewisser Rolf Brack, promovierter Sportwissenschaftler, akademischer Oberrat der Uni Stuttgart und Mitglied der Bundeslehrkommission der DHB. Und eben auch Daniel Bracks Vater. Mit Rolf Brack gelang Pfullingen der Weg nach ganz oben. Das hatte sich bald, aber die Erinnerung blieb. Und nun ist der Neubau in der 3. Liga so weit, dass der VfL wieder „oben“ anklopft, zumindest am Tor zur 2. Bundesliga. Im vergangenen Sommer scheiterte der VfL erst im Endspiel der bundesweiten Aufstiegsrunde an Empor Rostock. Knapp vorbei am großen Coup für die „Echazkrokodile“, wie sich die Pfullinger Handballer nennen nach dem kleinen Fluss, der durch die 19 000-Einwohner-Stadt und irgendwann in den Neckar fließt.
In der Saison 21/22 gab’s dann für den VfL eine der undankbarsten Staffeln mit zwei Zweitliga-Absteigern (Konstanz und Fürstenfeldbruck) und zwei gescheiterten Aufstiegsrundenteilnehmern (Oppenweiler/Backnang und Willstätt). Das Brack-Team schaffte trotzdem hinter Konstanz den Sprung auf Platz zwei, brachte dem großen Saisonfavoriten vom Bodensee auf der Saison-Zielgeraden die erste Niederlage bei und beendete den Münchner Traum von der Zweiliga-Rückkehr.
„Mein und das Ziel der gesamten Mannschaft ist es, wieder begeisternden Handball zu spielen. Wir werden die ureigensten Pfullinger Tugenden Einsatzbereitschaft, Emotion und Leidenschaft aufs Parkett bringen“, hat Daniel Brack vor der Saison gesagt. Das Spiel in Schalksmühle hat der 41-Jährige nach dem Sieg gegen Hanau „die große Unbekannte“ genannt. Das würde Mark Schmetz wohl unterschreiben. Und das Bekenntnis zur Vorfreude auf diese „große Unbekannte“ sowieso. Es ist also alles bereitet, die Heimpremiere kann beginnen.