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ARD-Moderatorin Jessy Wellmer: „Hat meinen Blick auf den Fußball für immer verändert“

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Von: Antonio José Riether

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Sportschau-Moderatorin Jessy Wellmer fragt sich, ob alles in der Bundesliga mit rechten Dingen zugeht. Besonders der Wettskandal von 2005 wirkt bei ihr nach.

München – Die Fußball-Bundesliga ist ein Milliardengeschäft, von Jahr zu Jahr werden höhere Summen für Spielertransfers und Medienrechte verzeichnet. Dass sich auch schwarze Schafe an diesem Business bereichern wollen, ist daher nicht verwunderlich. Drei größere Skandale erlebte der deutsche Profifußball bereits, in der Saison 1970/71 sowie 2005 und 2009 wurden jeweils mehrere Spielmanipulationen aufgedeckt. Auch Jahre nach der Offenlegung der Eklats haben knifflige Schiedsrichterentscheidungen einen bitteren Beigeschmack – selbst bei einer Sportschau-Moderatorin.

Jessy Wellmer
Geboren: 5. Dezember 1979 in Güstrow
Sender: Das Erste
Stationen: ZDF, rbb

Sportschau-Moderatorin Wellmer über Wettskandale – „Gibt nie nur einen Schuldigen“

Sportmoderatorin Jessy Wellmer ist dem Fußballpublikum als Moderatorin bekannt – oft mit dem Experten Bastian Schweinsteiger an der Seite. Die 43-Jährige ist seit 2014 Teil des Sportschau-Teams und von Natur aus nah am Geschehen. Im Rahmen einer neu erschienenen ARD-Podcastreihe „Hoyzer – Verrat am Fußball“ über den Wettskandal von 2005 sprach sie über die Nachwirkungen der Affäre, in der Schiedsrichter Robert Hoyzer der Hauptprotagonist war.

„Die Wettmafia ist ja ein Riesen-Geschäft, es gibt ja nie nur einen Schuldigen“, meint Wellmer. Hoyzer, zur Zeit des Skandals ein aufstrebender junger Schiedsrichter, hatte im Verlauf des Skandals 2005 zugegeben, für Sach- sowie Geldzuwendungen Spiele beeinflusst zu haben. Der Berliner ermöglichte anderen mit seiner Manipulation, teils Gewinne über Sportwetten zu erzielen und wurde im Zuge der Ermittlungen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt, die er zur Hälfte verbüßen musste.

Wellmer sieht Fußball seit Hoyzer-Skandal spektisch: „Geht das mit rechten Dingen zu?“

Unter den bekannten elf von Hoyzer geleiteten Spielen, die vom Sportgericht behandelt wurden, waren vier Zweitliga-Spiele, fünf Partien der damals drittklassigen Regionalliga Nord sowie zwei DFB-Pokal-Spiele. Ein Erstrundenspiel, SC Paderborn gegen den Hamburger SV im August 2004, war der Anstoß für die Aufdeckung des Skandals. Der damalige Regionalligist gewann auch aufgrund von gravierender Fehlentscheidungen mit 4:2 gegen den früheren Bundesliga-Dino. Anfang 2005 äußerten vier Bundesliga-Referees ihre Verdachtsmomente gegen Hoyzer.

„Der Fall Robert Hoyzer hat meinen Blick auf den Fußball definitiv für immer verändert. Jedes Mal, wenn ich ein Spiel gucke, klingt die Frage mit: ‚Geht das mit rechten Dingen zu?‘“, so Wellmer. Für viele Fans mag dieser Eindruck stimmen, wie viel Manipulation es aber wirklich im Profisport gibt, darüber gibt es logischerweise keine genauen Zahlen.

Jessy Wellmer ist seit 2014 Moderatorin der Sportschau.
Jessy Wellmer ist seit 2014 Moderatorin der Sportschau. © Political-Moments/imago

Kein Ende in Sicht: Software erkannte im letzten Jahr ein „Allzeithoch“ an Spielmanipulationen

Durch Technologie können diese jedoch grob ermittelt oder wenigstens erahnt werden, das Schweizer Unternehmen „Sportradar“ etwa überwacht im Auftrag von über 150 Sportverbänden und Ligen den Spielbetrieb. Im Jahr 2022 sei die Zahl der Spielmanipulationen wieder gestiegen, erläutert „Sportradar“-Geschäftsführer Andreas Krannich. „Wir haben über 1150 manipulierte Spiele identifiziert. Das ist ein Allzeithoch“ – und das bei 800.000 überwachten Partien.

DFB und DFL reagierten 2012 mit dem Präventions-Projekt „Gemeinsam gegen Spielmanipulation – Spiel kein falsches Spiel“, sogar ein Ombudsmann für Spielmanipulationen wurde installiert. Dieser schult gemeinsam mit der Spielergewerkschaft VDV die Lizenzmannschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga. Auch Nachwuchsteams ab der U16 müssen die Durchführung der Präventionsmaßnahmen jährlich nachweisen. Die Klubs verpflichteten sich zudem, Manipulationsversuche mitzuteilen. Ob die gewählten Maßnahmen das Vertrauen der Fans und Sportjournalistinnen wie Jessy Wellmer wiederherstellen können, ist allerdings fraglich. (ajr)

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