FC Bayern und BVB im Team-Vergleich: Dortmunder Vorteile im Tor und im Mittelfeld
Der Liga-Gipfel steht an: Der FC Bayern empfängt Borussia Dortmund. wa.de vergleicht die Münchner und den BVB – wer hat wo Vorteile?
Dortmund – Der Hinrunden-Meister trifft auf das beste Team der Rückrunde, die Mannschaft mit den wenigsten Niederlagen empfängt am Samstag (18.30 Uhr) die mit den meisten Siegen. Im Duell zwischen Verfolger FC Bayern München und Tabellenführer Borussia Dortmund treffen die besten Kader der Bundesliga aufeinander. Wir vergleichen die beiden Teams.
Die Torhüter
In der Nationalmannschaft der Schweiz ist Yann Sommer (34) die Nummer eins. Gregor Kobel ist der erste Stellvertreter. Sommer hat über Jahre bei Borussia Mönchengladbach hervorragende Leistungen gezeigt. Doch aktuell ist sein Status in der Schweizer Auswahl nur noch mit der größeren Erfahrung zu begründen. Sommer zeigt zwar auch bei den Bayern starke Paraden. Die Strafraumbeherrschung des 1,83 m großen Torhüters überzeugt jedoch nicht immer. Auch mit dem Ball am Fuß hat Sommer in München schon Probleme offenbart, hatte im Champions-League-Achtelfinale Glück, dass ein dicker Fehler durch die Rettungstat Matthijs de Ligts ungestraft blieb.

Kobel hingegen spielt seine bislang stärkste Saison. Der 25-Jährige blieb in nur 18 Einsätzen acht Mal zu Null, weist eine Paradenquote von 76,8 Prozent auf (nur Unions Frederik Rönnow und Schalkes Ralf Fährmann sind besser, Sommer liegt bei 69,9 Prozent) und ist laut „Kicker“ der beste Spieler der Bundesliga (Notenschnitt 2,64). Zuletzt musste Kobel verletzungsbedingt passen. Alexander Meyer ersetzte ihn gut, doch Kobels Rückkehr garantiert dem BVB in der Abwehr Sicherheit – die wird nötig sein.
Abwehr
Zwar sieht 1990er-Weltmeister Jürgen Kohler in der Rückrunde „eine gewisse Stabilität“ in der BVB-Hintermannschaft – ganz sattelfest ist der Defensivverbund aber immer noch nicht. Sobald sich Passivität einschleicht ins Dortmunder Spiel, bekommt der Tabellenführer Probleme – zuletzt zu sehen beim verdienten Königsklassen-Aus gegen den FC Chelsea. Dennoch: Nur sechs Gegentore in acht Rückrundenpartien sind ein starker Wert.

Nico Schlotterbeck, dessen Einsatz noch fraglich ist, hat sich mit Niklas Süle eingespielt in der Innenverteidigung, auf den Außen schieben Julian Ryerson und Marius Wolf an – ob ihr Tempo gegen Kingsley Coman, Leroy Sané und Alphonso Davies ausreicht, bleibt abzuwarten. Das gilt auch für die Bayern-Anordnung unter Thomas Tuchel – Dreier- oder Viererkette? De Ligt und Dayot Upamecano verkörpern so oder so Weltklasse, der Franzose ist aber nicht frei von Leichtsinnsfehlern. Davies bringt auf links wahnsinnige Geschwindigkeit mit, öffnet aber Räume für Gegenstöße. Auf der rechten Seite dürfte Benjamin Pavard den Vorzug erhalten, sollte Tuchel auf eine Viererkette setzen. Den spielstarken aber noch sehr unbeständigen Winter-Neuzugang Joao Cancelo wird der neue Coach eher im Mittelfeld sehen. Fazit: In der Defensive gibt es trotz der jüngsten Probleme leichte Vorteile für die Bayern.
Mittelfeld
Das neue Prunkstück der Borussia: Emre Can befindet sich als Mentalitätsmonster in der stärksten Phase seiner BVB-Zeit. Jude Bellingham gibt mit nur 19 Jahren den Takt vor. Raphael Guerreiro, der genesene Julian Brandt und Kapitän Marco Reus sollen für Kreativität und Torgefahr sorgen. Gerade Guerreiro blüht seit seiner Versetzung ins Mittelfeld auf. Sollte Edin Terzic die Variante mit drei Kreativköpfen zu gewagt sein, dürfte entweder Salih Özcan als zusätzlicher Abräumer oder Donyell Malen als Sprinter ins Team rücken.

Die Schaltzentrale der Bayern befindet sich im Formtief. Das war beim DFB-Auftritt der Schlüsselspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka gegen Belgien (2:3) klar zu erkennen. Beide wirken gegen den BVB aber stets besonders motiviert. Für die speziellen Momente soll Jamal Musiala sorgen – falls er nach seinem Muskelfaserriss eine Option darstellt. Ansonsten könnte Thomas Müller als hängende Spitze agieren. Auf den Außen dürfte Tuchel auf das Tempo von Coman, Sané und Serge Gnabry setzen – hier ist ganz sicher mit Gefahr zu rechnen für den BVB. Trotzdem: Aufgrund der aktuellen Form ist das Dortmunder Mittelfeld im Vorteil.
Angriff
Dortmunds Sébastien Haller schrieb mit seiner Rückkehr nach Hodenkrebs-Erkrankung schon jetzt die Geschichte der Saison. Nach zunächst guten Auftritten machte der 28-Jährige ein längeres Formtief durch, überzeugte zuletzt gegen Köln aber mit einem Doppelpack. Seine Spritzigkeit vergangener Tage in Amsterdam und Frankfurt hat Haller aber (verständlicherweise) noch nicht zurück. Er wird es schwer haben gegen die robusten und antrittsschnellen Bayern-Verteidiger.

Die Münchner dürften im Angriff auf Eric Maxim Choupo-Moting setzen, der seine Rückenprobleme wohl hinter sich gelassen hat. Der Kameruner hat sich in Abwesenheit von Robert Lewandowski zu einem Stürmer von internationalem Format entwickelt. Diese Konstanz fehlt Haller noch – darum haben die Bayern hier Vorteile.
Vor dem Duell FC Bayern vs. BVB sprach wa.de mit Jürgen Kohler. Die Dortmunder Legende weiß, worauf es ankommt.