BVB-Analyse nach Leipzig-Spiel: Hummels irrt - warum es kein Spielpech ist
Der BVB verliert gegen RB Leipzig. Die siebte Niederlage für Borussia Dortmund in dieser Saison. Woran hat es gelegen? Eine kommentierende Analyse.
Dortmund - Selten war eine Saison des BVB so früh beendet. Noch sechs Spieltage in der Bundesliga und Borussia Dortmund kann ausrollen lassen. Aus in der Champions League, Aus im DFB-Pokal, Aus in der Europa League - und Aus in der Bundesliga. Bei neun Punkten Abstand kann Bayern München in drei Wochen rechnerisch Meister werden, ausgerechnet im Heimspiel gegen Borussia Dortmund (23. April). Eine weitere von vielen Demütigungen der Bayern gegen den „Rivalen“ im Meisterschaftskampf. Wenn man den BVB so bezeichnen kann.
Mannschaft | Borussia Dortmund |
Trainer | Marco Rose |
Stadion | Signal Iduna Park |
BVB gegen Leipzig: Unerklärlicher Aussetzer von Emre Can
Die Geschichte des Spiels des BVB gegen RB Leipzig ist schnell erzählt. 15 Minuten wirkte Borussia Dortmund durch die Kulisse getrieben wie der BVB der vergangenen Tage. Die Borussia presste konsequent, lief die Leipziger Spieler konsequent an und war Herr im eigenen Stadion. Erstmals seit über zwei Jahren waren wieder über 81.000 Zuschauer im Signal Iduna Park. Die BVB-Fans feierten die Rückkehr ins Westfalenstadion. Die Kulisse war beeindruckend.
Doch dann passierte das, was sich wie ein roter Faden seit Jahren durch die Spiele des BVB zieht. Aus dem Nichts kommt in einer dominanten Spielphase ein unerklärlicher, individueller Patzer. Einmal mehr war es Emre Can, dem immer wieder diese Aussetzer passieren. Der (Ex-)Nationalspieler wollte in der Rückwärtsbewegung einen Ball behaupten. Doch anstatt einen sauberen Rückpass auf Torwart Gregor Kobel zu spielen, lässt sich Can auf einen Zweikampf gegen Leipzigs Konrad Laimer ein. Der Österreicher erobert den Ball, leitet einen schnellen Angriff der Leipziger ein und erzielt mit einem schönen Heber das 0:1. Auch beim 0:2 war Can beteiligt, aber hier konnte man dem BVB-Spieler keinen Vorwurf machen. Er fälschte einen Schuss von Laimer unglücklich ab und der Ball schlug unhaltbar für Kobel ein.
BVB gegen Leipzig: Dortmund ideenlos und lethargisch
„Spielpech“ schrieben einige BVB-Fans in den sozialen Netzwerken. Der BVB habe das Spiel 20 Minuten dominiert, hatte durch Marco Reus sogar eine große Torchance und Leipzig erzielt mit der ersten Chance den ersten Treffer. Sogar BVB-Verteidiger Mats Hummels sagte zu der Szene, die zum 0:1 führte, im Interview bei Sky: „Das war eine falsche Entscheidung. Das kann passieren.“ Die erste Hälfte hätte ganz anders laufen können.
Nein! Das ist kein Spielpech! Es ist ganz brutal eine Frage von fehlender Qualität. Oder von Selbstüberschätzung der Dortmunder Spieler. Dem BVB gelingt es nicht, die Defensive zu stabilisieren. Und immer wieder sind es individuelle Aussetzer, die unerklärbar sind. Gestandene (Ex-)Nationalspieler, die dem Gegner die Bälle in die Füße spielen.

BVB gegen Leipzig: Hummels spricht Problem an
Diese Fehler lassen den Dortmunder Matchplan, sofern vorhanden, immer wieder zerbröseln. So auch gegen Leipzig. Ab der 30. Minute fand der BVB überhaupt kein Mittel mehr, auch nur einen Hauch Torgefahr auszustrahlen. Die Borussia wirkte einmal mehr ideenlos, lethargisch und leidenschaftslos. Eine erfolgreiche Grätsche von Marco Reus in der 65. Minute am eigenen Strafraum war eines der wenigen Lebenszeichen der Dortmunder. Im Westfalenstadion hörte man in der zweiten Hälfte nur noch den Dauergesang der Ultras. Der Rest des Publikums blieb leblos wie die Mannschaft.
Zumindest das gestand Hummels in einem Interview ein, in dem er nicht gerade mit Selbstkritik glänzte. „Das haben wir in uns, dass wir nach solchen Toren hektisch werden und die Ruhe verlieren“, sagte Hummels. Der Ex-Nationalspieler nahm sogar ein Wort in den Mund, was er eigentlich vermeiden wollte. Ein bisschen wie ein Hühnerhaufen habe man nach den Gegentreffern gewirkt.
BVB nach Niederlage gegen Leipzig: Warten auf das Saisonende
Doch ansonsten schien der BVB-Verteidiger ein anderes Spiel als viele Fans gesehen zu haben. „Ich weiß, die Leute hauen jetzt auf Twitter wieder auf mich drauf. Aber wir müssen nicht so tun, als wären wir 4:1 an die Wand gespielt worden.“ Für ein Team, das nach der 20. Minute keine Torchance mehr hatte, eine bemerkenswerte Einschätzung. Hätte, hätte, Fahrradkette. Hätte Reus nach sieben Minuten das 1:0 erzielt, wäre das Spiel ganz anders gelaufen, so Hummels.
Wie geht‘s nun weiter? Es folgen noch sechs quälende Wochen für alle BVB-Fans. Diese Mannschaft ist blutleer und muss dringend erneuert werden. Die Selbstwahrnehmung in dem Dortmunder Team ist offenbar ernstzunehmend gestört. Anders ist ein Interview wie von Mats Hummels nach dem Spiel nicht erklärbar. In der Bundesliga wird zumindest nichts mehr anbrennen. Die Borussia hat zwölf Punkte Vorsprung vor Platz fünf. Die Champions-League-Qualifikation wäre nur noch mit einem Totalausfall aller System in den kommenden Spielen zu verspielen. Die Dortmunder Fans brauchen daher noch Durchhaltevermögen und müssen auf einen erfolgreichen Transfersommer hoffen. Denn BVB-Mannschaft mit diesem Kader hat keine Zukunft.