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Jürgen Kohler sieht den BVB vor Bayern München: „Ich wurde ja belächelt“

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Von: Marvin K. Hoffmann

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Jürgen Kohler feiert 2002 mit Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft und wird von seinen Mitspielern auf Händen getragen.
Jürgen Kohler feierte unter anderem 2002 mit Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft. © imago

Borussia Dortmund ist der Deutschen Meisterschaft so nah wie lange nicht. Vor dem Topspiel gegen Bayern München erklärt BVB-Legende Jürgen Kohler, worauf es ankommt.

Hamm/Dortmund – Weltmeister 1990, Europameister 1996, Champions-League-Sieger 1997 mit Borussia Dortmund, hinzu kommen die Deutschen Meisterschaften mit dem FC Bayern München (1990) und zwei weitere mit dem BVB (1996 und 2002) sowie zahlreiche weitere Titel. Jürgen „Fußballgott“ Kohler hat in seiner Fußballerkarriere so ziemlich alles erreicht. Wenn einer weiß, worauf es im Titelkampf ankommt, dann er. Der 57-Jährige malt dem BVB in dieser Saison gute Chancen aus – und legt sich vor dem Topspiel FC Bayern München – Borussia Dortmund (Samstag, 1. April, 18.30 Uhr/live im TV) auf einen Tipp fest.

NameJürgen Kohler
Alter57 Jahre (geboren am 6. Oktober 1965 in Lambsheim)
Größe1,86 Meter
PositionAbwehrspieler
Aktive BVB-Zeit1995 bis 2002 (Karriereende)

„Ich wurde ja belächelt, weil ich von Anfang an gesagt habe, dass der BVB in dieser Saison echte Chancen auf die Meisterschaft hat. Das war mir aber klar, als ich die ganzen Neuverpflichtungen gesehen habe – das ist ein besserer Kader als noch vor einem Jahr unter Marco Rose und ich denke, da kann man Borussia Dortmund schon ruhig als einen der Titelaspiranten nennen“, sagt Jürgen Kohler im Gespräch mit wa.de vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern München. Die BVB-Legende legt aber auch den Finger in die schwarzgelbe Wunde und benennt offen einen Schwachpunkt.

Jürgen Kohler vor dem Topspiel gegen Bayern München: „Der BVB kassiert zu viele Gegentore“

„Meiner Meinung nach“, sagt Kohler, „kassiert der BVB nach wie vor zu viele Gegentore.“ 31 sind es in der laufenden Bundesliga-Spielzeit und damit vier mehr als Verfolger FC Bayern München kassiert hat. „Ja, Dortmund ist stabiler geworden, das stimmt“, sagt Kohler. Der ehemalige beinharte Verteidiger, der keine Grätsche scheute und durch ein Stellungsspiel auffiel, das seinesgleichen suchte, liebt die Defensivarbeit. Darin sieht er im Fußball den Schlüssel zum Erfolg. Neuverpflichtungen wie Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck würden da enorm helfen, die erste Deutsche Meisterschaft für Borussia Dortmund seit 2012 einzufahren.

„In der Rückrunde war jetzt endlich eine gewisse Stabilität da. Da hat man doch direkt gesehen: Wenn man hinten gut steht und gut gegen den Ball spielt, dann kommt auch der Erfolg. Nach vorne hatten die Dortmunder schließlich schon immer ihre Qualitäten“, sagt der einstige BVB-Verteidiger. Allein eine gute Defensive wird aber gegen die seit Jahren übermächtigen Bayern nicht viel nützen. Mehr ist gefragt.

Borussia Dortmund hat, das meint nicht nur Kohler, starke Einzelspieler. BVB-Kapitän Marco Reus kann Spiele im Alleingang entscheiden, den Unterschied machen. Für ihn wäre eine Deutsche Meisterschaft der endgültige Schritt zur BVB-Legende. Diese so wichtige Trophäe fehlt ihm noch. „Und wenn du am Ende deiner Karriere bist, stehen nur die Titel in den Geschichtsbüchern. Die Spieler wollen einen bleibenden Eindruck hinterlassen – das geht nur mit Titeln. Ein Titel gibt dir einfach ein gutes Gefühl. Am Ende des Tages nützt es nichts, ein volles Bank-Konto zu haben. Das ist zwar schön und gut und beruhigt einen auch – aber deswegen bist du kein Fußballprofi geworden und hast dein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Kohler, der selbst so viele Trophäen in die Luft gestemmt hat.

Julian Brandt begeistert auch Jürgen Kohler – BVB-Star vor Rückkehr gegen München

Zudem spielt Julian Brandt famos auf. „Brandt hatte in der Tat eine richtig gute Phase zuletzt“, sagt Kohler. Bis zu seiner Verletzung im Champions-League-Achtelfinale gegen Chelsea sammelte Brandt in 23 Ligaspielen zwölf Scorerpunkte. Gegen München könnte er wieder zurückkehren. „Wir haben die letzte Woche natürlich genutzt, um mit den Jungs individuell, aber auch gruppentaktisch zu trainieren. Wir werden dann hoffentlich am Ende der Woche eine sehr große Gruppe im Training haben und mit breiter Brust und einem vollen Kader nach München reisen“, erklärte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl jüngst in einer Medienrunde. Ein wichtiger Faktor für Borussia Dortmund und Trainer Edin Terzic vor dem Topspiel.

Brandt trumpfte zuletzt mit einer neuen Robustheit auf, brachte die nötige Kreativität und Torgefahr auf den Platz. Gegen Bayern München „kommt es aber auf alle an“, meint Kohler. Nur im Kollektiv könne Borussia Dortmund in München etwas Zählbares holen. In dieser Saison zeichne den Klub eine andere Stärke aus als in den Spielzeiten zuvor – sagt der Fußballgott höchstpersönlich.

„Der BVB hat in den vergangenen Jahren enorm von einem Robert Lewandowski oder einem Erling Haaland profitiert“, sagt Kohler. Für den Erfolg ist aber mehr gefragt. „Man muss als gesamte Mannschaft die Leidenschaft mitbringen, sein Tor zu verteidigen. Legt man dann ein gutes Umschaltspiel an den Tag, gewinnst du als Mannschaft auch die dreckigen Spiele – und auch die geben schließlich drei Punkte“, sagt Kohler. Schwächelte der BVB noch in der Hinrunde, weil „Leistungsträger nicht an ihrem Limit gespielt“ haben, würden nun alle an einem Strang ziehen und sich der Erfolg einstellen, meint die BVB-Legende.

Borussia Dortmund trifft auf den FC Bayern München mit Neu-Coach Thomas Tuchel

Dabei spiele den Schwarzgelben selbstredend auch die Schwächephase des FC Bayern München in die Karten. Kohler: „Es ist ewig her, dass sie einen Zehn-Punkte-Vorsprung verspielt haben. Das zeigt ja, dass etwas im Argen liegt. Es muss jetzt aber auch niemand meinen, dass nur wegen des Trainerwechsels unter Thomas Tuchel beim FC Bayern München nun wieder alles läuft“. Der sei zwar ein guter Trainer, es müssten sich aber auch die Spieler hinterfragen. „Die haben doch die zehn Punkte verspielt“, sagt Kohler, der auch einen Tipp für das Topspiel wagt.

„Ich hoffe auf ein schönes 2:2“, sagt er. Dann wäre der BVB nach 26 Spieltagen zumindest immer noch Tabellenführer. „Ob das reicht, glaube ich aber nicht. Die letzten sieben Spiele sind entscheidend, da geht es um die Wurst“, meint Kohler.

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