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Deutsch-Iraner droht Todesstrafe – Familie hofft auf Baerbock: „Wir wenden uns verzweifelt an Sie“

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Von: Magdalena Fürthauer

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Ein Galgen vor der iranischen Flagge.
Einem Deutsch-Iraner droht im Iran die Todesstrafe. © IMAGO / Future Image/ Christoph Hardt

Einem 66-jährigen Deutsch-Iraner droht in Teheran die Todesstrafe in einem „Schauprozess“, wie ihn die Familie bezeichnet. Sie wendet sich nun an Außenministerin Annalena Baerbock.

Teheran - Der mittlerweile zweite Prozess gegen den Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd hat nun in einem Revolutionsgericht in Teheran* begonnen. Sollte der 66-Jährige verurteilt werden, droht ihm die Todesstrafe.

Teheran: „Schauprozess“? Deutsch-Iraner droht Todesstrafe

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA werden dem Deutsch-Iraner mehrere Anschläge, unter anderem der Bombenanschlag 2008 auf eine Moschee in Südiran, zur Last gelegt. Bei dem Anschlag starben 14 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Außerdem wird Sharmahd als Leiter einer monarchistischen Oppositionsgruppe Spionage vorgeworfen.

Seine Organisation „Tondar“, die auch als „Kingdom Assembly of Iran“ bekannt ist, setzt sich seit Jahren für eine Rückkehr des Schah-Systems ein, das nach der islamischen Revolution 1979 gestürzt wurde. Wie viele Menschen im Iran* diese Monarchistenbewegung unterstützen, ist nicht bekannt.

Iran: Todesstrafe für Deutschstämmigen droht - Familie verurteilt „Schauprozess“

Sharmahd, der jahrelang in den USA lebte, wurde im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai verhaftet und ist seitdem in Teheran inhaftiert. Seine Familie spricht in einem offenen Brief an Außenministerin Annalena Baerbock* und in einer Petition von einer „Entführung“. Er habe demnach bei seiner Reise von Deutschland nach Indien einen Zwischenstopp am Flughafen Dubai eingelegt, seitdem habe die Familie nichts mehr von ihm gehört.

Sharmahd befinde sich demnach seit über 500 Tagen in Einzelhaft, könne seine Familie nicht kontaktieren und habe keinen Zugang zu einem „unabhängigen Anwalt.“ Über den Prozess und die drohende Todesstrafe habe die Familie im Fernsehen erfahren, heißt es in der Petition weiter. Die Anklagepunkte - unter anderem „Korruption auf Erden“ - weise sie ebenso wie westliche Menschenrechtsgruppen vehement zurück. Sharmahd befinde sich vielmehr in einem „Schauprozess“, der teilweise in den iranischen Staatsmedien übertragen werde.

Video: Franzose im Iran zu acht Jahren Gefängnis wegen Spionage verurteilt

Teheran: Drohende Todesstrafe für Deutsch-Iraner - Familie wendet sich an Außenministerin Baerbock

An Außenministerin Annalena Baerbock schreibt die Familie auf change.org: „Wir wenden uns verzweifelt an Sie und bitten Sie, ein Menschenleben zu retten“. Es sei „von äußerster Wichtigkeit, dass die Bundesregierung sofort reagiert, um den geplanten Staatsmord von Herrn Sharmahd zu verhindern.“ Die Bundesregierung, die außenpolitisch momentan allen voran mit der Ukraine-Krise zu tun hat, müsse daher höchsten Druck auf den Iran ausüben, heißt es in der Petition weiter.

Eine offizielle Reaktion Baerbocks ist bislang noch ausgeblieben. Unklar ist auch, ob Sharmahd konsularischen Beistand von der deutschen Botschaft in Teheran erhalten darf. Laut der Deutschen Welle gibt seine Organisation „Tondar“ an, dass Sharmahd 1955 in Teheran geboren und in einer deutsch-iranischen Familie aufgewachsen sei, bevor er 2003 in die USA auswanderte. Laut der Familie besitze er jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft. Er soll mittlerweile schwer krank sein und an Diabetes leiden. (mef/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Anmerkung der Redaktion: Der vierte Absatz wurde am 27. Februar geändert. Grund war ein Fehler: Sharmahd befand sich am Flughafen Dubai, nicht Teheran.

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