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Ministerpräsidentin Dreyer fordert Hollande zu Abschaltung grenznaher Akw auf

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Das Atomkraftwerk Fessenheim, Frankreich, aufgenommen am 15.03.2011. © dpa

Mainz -

Nach Berichten über einen gravierenden Störfall im elsässischen Atomkraftwerk Fessenheim hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) Frankreichs Präsidenten François Hollande zur sofortigen Abschaltung der grenznahen Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom aufgefordert. Über ein entsprechendes Schreiben an Hollande berichtete Dreyer am Samstag in einer Mitteilung. 

Solange keine umfassende Untersuchung und Aufklärung des gravierenden Vorfalls vorgenommen worden sei und solange keine ausreichende Sicherheit für die Bevölkerung rund um die Atomkraftwerke garantiert werden könne, "bitten wir Sie eindringlich, als Sofortmaßnahme die Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom abzuschalten", hieß es in dem Brief Dreyers und der rheinland-pfälzischen Energieministerin Eveline Lemke (Grüne) an Hollande. 

Dreyer und Lemke zeigten sich in dem Brief "zutiefst" beunruhigt über das "Eindringen von Wasser auf mehreren Ebenen" und den "Ausfall von sicherheitsrelevanten Steuersystemen" in Fessenheim, wie die Staatskanzlei in Mainz am Samstag mitteilte. 

Atomkraft erfordere "transparente Sicherheitskultur"

Nach den vorliegenden Kenntnissen habe der Störfall im April 2014 zu einer Notabschaltung geführt, die wiederum nicht vollständig störungsfrei abgelaufen sei. Eine "Hochrisikotechnologie" wie die Atomkraft erfordere eine "transparente Sicherheitskultur", forderte Dreyer. Allem Anschein nach habe "der Betreiber die Gefahren verschleiert", kritisierte sie. Um das Vertrauen in den Betreiber und in die französische Atomaufsicht wiederherzustellen, sei es aus Sicht der Energieministerin Lemke unerlässlich, den Vorfall mit zweijähriger Verspätung nun rücksichtslos aufzuklären und dabei auch "alle weiteren Störfälle in Fessenheim und Cattenom zu überprüfen" und alle notwendigen Maßnahmen einzuleiten, damit die Sicherheit der angrenzenden Bevölkerung gewährleistet sei. 

Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag zufolge waren am 9. April 2014 nach einer Überflutung wegen eines Lecks in Block 1 die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors nicht mehr manövrierfähig. Der Block wurde laut "SZ" erst durch Einleitung von Bor ins Kühlsystem abgeschaltet - ein äußert seltenes Vorgehen. Der Betreiber des Akw, der staatliche französische Stromkonzern EDF, hatte zwar von dem Leck berichtet, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. 

Schließung des Akw wird von Umweltschützern seit Jahren gefordert

Die französische Behörde für Atomaufsicht ASN war nach dem Störfall vom April 2014 zunächst offenbar weder von EDF noch von der Akw-Leitung über das ganze Ausmaß der Panne informiert worden. Erst auf Nachfrage erfuhr die ASN ihrer Website zufolge Details zum Ablauf - gut zwei Wochen nach dem Vorfall. Am Freitag teilte die Behörde mit, sie sehe "aus dem Blickwinkel der Atomsicherheit keinen Grund zur Schließung" von Fessenheim. Alle weiteren Fragen zur Zukunft des Meilers seien politischer Natur. 

Die Schließung des Akw Fessenheim am Oberrhein wird von Umweltschützern in Deutschland, Frankreich und der Schweiz schon seit Jahren gefordert. Sie verweisen auf die zahlreichen Störfälle der beiden Reaktoren, die Ende der 70er Jahre in Betrieb genommen wurden und damit die ältesten in Frankreich sind.

afp

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