Putin äußert sich nach Gorbatschows Tod: „Großer Einfluss auf Weltgeschichte“
Michail Gorbatschow ist tot: die Reaktionen im kompakten Überblick.
Update vom Mittwoch, 31. August, 13.45 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin hat in einem Telegramm sein Beileid erklärt. Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow habe „großen Einfluss auf den Lauf der Weltgeschichte“ gehabt, schrieb Putin. „Er hat unser Land durch komplexe, dramatische Veränderungen, große außenpolitische, wirtschaftliche und soziale Herausforderungen geführt“, hieß es weiter. Gorbatschow habe ein tiefes Verständnis für die Notwendigkeit von Reformen gezeigt und versucht, eigene Lösungen für drängende Probleme der Zeit zu finden.

Update vom Mittwoch, 31. August, 08.00 Uhr: Michail Gorbatschow ist mit 91 Jahren verstorben. Unklar ist nach aktuellem Stand, welche internationalen Gäste zur Beerdigung nach Moskau kommen werden. So hat Russland ranghohe EU-Politiker mit Einreiseverboten belegt. Im Umkehrschluss können Russinnen und Russen nicht in die EU einreisen. Der Kreml hat nämlich den Luftraum für „unfreundliche EU-Staaten“ sperren lassen.
Erstmeldung vom Mittwoch, 31. August: Frankfurt – Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Der Tod des ehemaligen Staatschefs der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträgers löste in der Nacht auf Mittwoch (31. August) weltweite Trauer aus. Insbesondere Persönlichkeiten aus der Politik äußerten sich umgehend dazu – ein Überblick.
Michail Gorbatschow ist tot: Das sind die internationalen Reaktionen
- Wladimir Putin: Der russische Präsident äußerte sein Mitgefühl zum Tod Gorbatschows. Das ließ er über seinen Sprecher Dmitri Peskow bekannt geben. Peskow betonte, dass Putin am Mittwoch ein Telegramm an die Familie des früheren sowjetischen Staatschefs schicken werde.
- António Guterres: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen zeigte sich „zutiefst traugig“ ob der Nachricht von Gorbatschows Tod. „Er hat mehr als jeder andere dazu beigetragen, den Kalten Krieg friedlich zu beenden“, erklärte Guteres. Der UN-Generalsekretär sprach der Familie sein Beileid aus.
- Boris Johnson: Der britische Premierminister Boris Johnson äußerte sich ebenfalls zur Nachricht von Michail Gorbatschows Tod. „Ich habe immer den Mut und die Integrität bewundert, die er gezeigt hat, indem er den Kalten Krieg zu einem friedlichen Ende brachte“, so Johnson. „Zu einer Zeit von Putins Aggression in der Ukraine bleibt sein unermüdliches Engagement für die Öffnung der sowjetischen Gesellschaft ein Vorbild für uns alle“, führte er aus.
- Ursula von der Leyen: Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, äußerte ebenfalls ihr Mitgefühl. „Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs“, betonte sie in einem Statement. „Er ebnete den Weg für ein freies Europa. Dieses Vermächtnis werden wir nie vergessen.“
- Kathrin Göring-Eckhardt: Bundestagsvizepräsidentin Kathrin Göring-Eckhardt betonte Gorbatschows historische Leistungen in der Politik. Ohne ihn „wären die friedlichen Revolutionen in den Ländern des Ostblocks, bei uns, so nicht denkbar gewesen“, so die Grünen-Politikerin. „Seine Worte haben uns, haben mich, ermutigt, stark gemacht.“
- Cem Özdemir: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir drückte ebenfalls sein Beileid zum Tod des ehemaligen Staatschef der Sowjetunion aus. „Sein Tod bedrückt. In dieser Zeit noch mehr“, so Özdemir. „Ich verneige mich vor einem großen Politiker des Friedens Michael Gorbatschow RIP“.
- Angela Merkel: Die ehemalige Bundeskanzlerin hat ihr Beleid ausgedrückt. „Möge die Erinnerung an seine historische Leistung gerade in diesen schrecklichen Wochen und Monaten des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Innehalten möglich machen. Gorbatschow hat Weltgeschichte geschrieben. Er hat vorgelebt, wie ein einzelner Staatsmann die Welt zum Guten verändern kann“, so Merkel.
- Olaf Scholz: Bundeskanzler Olaf Scholz hat den verstorbenen Ex-Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, als mutigen Reformer und Staatsmann gewürdigt. Er habe dazu beigetragen, dass der Eiserne Vorhang verschwunden sei, „Demokratie und Freiheit in Europa möglich geworden sind und dass Deutschland vereint werden konnte“, sagte Scholz. Die Demokratiebewegungen in Mittel- und Osteuropa hätten „davon profitiert, dass er zu dieser Zeit Verantwortung in Russland hatte“. In Russland habe Gorbatschow es möglich gemacht, dass der „Versuch unternommen werden konnte, eine Demokratie zu etablieren“, sagte Scholz weiter. Er sei nun in einer Zeit gestorben, in der die Demokratie in Russland „gescheitert“ sei. „Anders kann man die gegenwärtige Lage dort nicht beschreiben.“ Russlands Präsident Wladimir Putin ziehe seinerseits „neue Gräben in Europa“ und führe „einen furchtbaren Krieg“ gegen die Ukraine, betonte Scholz. „Gerade deshalb denken wir an Michail Gorbatschow und wissen welche Bedeutung er für die Entwicklung Europas und auch unseres Landes in den letzten Jahren hatte.“ Gorbatschow war am Dienstag in Moskau gestorben. Er hatte die Sowjetunion als deren letzter Präsident in den Jahren 1985 bis 1991 geführt - dabei setzte er sich für eine Entspannung mit dem Westen ein und machte dadurch unter anderem die Wiedervereinigung Deutschlands möglich.
- Christian Lindner: „Sein Engagement hat unsere Geschichte verändert. Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges und eine treibende Kraft der Deutschen Einheit: Michail Gorbatschow haben wir so viel zu verdanken.“
- Emmanuel Macron: „Michail Gorbatschow, ein Mann, dessen Entscheidungen den Russen einen Weg in die Freiheit eröffnet hat. Sein Engagement für den Frieden in Europa hat unsere gemeinsame Geschichte verändert.“

Sommer 1989
Weil Gorbatschow es doch ernst meinte

(tu/mse mit dpa/AFP)