Fest steht, dass Kinogänger in Hamm sich auf mehrere Wochen Pause einstellen müssen. Die Familie Nieuwdorp will erstmals am 18. Mai wieder öffnen – vorausgesetzt alle Umbauarbeiten laufen nach Plan. Dann sollen zunächst die Säle 1 und 2 zur Verfügung stehen, die restlichen fünf bis zum Herbst etappenweise folgen. „Die werden wir nach und nach zu echten Schmuckkästchen umbauen“, erklärte Betreiber Hubert Nieuwdorp (80) am Freitag, ohne ins Detail zu gehen.
Der 18. Mai als Stichtag sei deshalb so interessant, weil einen Tag später der zehnte Teil der „Fast and Furious“-Reihe starte, dessen Vorgänger in Hamm immer für volle Kinosäle gesorgt hätten.
Hubert Nieuwdorp plant, mindestens zwei Millionen Euro in das Hammer Kino zu investieren. Von dem Geld müssen etwa neue 4k-Projektoren angeschafft werden. Die aktuellen Sony-Projektoren nimmt Cinemaxx mit. Diese würden als Ersatzteillieferanten in anderen Kinos der Kette gebraucht, so Frlic.
Auch die 1.850 Kino-Sessel müssen raus, diese werden im Zuge des Betreiberwechsels komplett ausgetauscht. Die neuen Sitze sollen breiter und bequemer sein. Die Gesamtkapazität des Kinos verringert sich dadurch auf rund 1.200 bis 1.250 Plätze. Auch sogenannte „D-Box“-Sitze wird es nach der Übernahme durch die Nieuwdorps wieder geben. Diese Sitze sind mit spezieller Technik ausgestattet und bewegen sich synchron zum Film, vibrieren und sollen so dafür sorgen, dass sich der Zuschauer mitten im Film wähnt.
Der gleiche Effekt soll auch durch das neue Atmos-Soundsystem erreicht werden, das zumindest teilweise im Hammer Kino installiert werden wird.
Zur familiären Atmosphäre sollen künftig wieder überdimensionale Plakate und bunte Aufsteller beitragen. Das Kino soll insgesamt einladender wirken, betonte Hubert Nieuwdorp. Unter Cinemaxx-Regie fremdelten viele Hammer mit dem Film-Theater, beschrieben die Ausstattung als clean und kühl.
Hubert Nieuwdorp wird zunächst alle rund 30 aktuellen Mitarbeiter übernehmen. Diese waren am Mittwoch von Cinemaxx über den Betreiberwechsel informiert worden. In den vergangenen Jahren hatte es eine hohe Fluktuation gegeben, allein die Theater-Leitung wechselte viermal. Wer diesen Posten übernimmt, sei aktuell noch nicht entschieden, betont Hubert Nieuwdorp.
Hamms Kino-Urgestein und Ex-Theater-Chef Carsten Dunke ist aktuell für Nieuwdorp in Lippstadt tätig, soll aber auch in Hamm wieder präsent sein. In welcher Rolle sei aber noch unklar. Die Verhandlungen liefen noch, so Nieuwdorp. Auch die Familie selbst werde präsent sein.
Sohn Maik (29) ist Theater-Leiter im Cineplex in Lippstadt, das die Familie ebenfalls betreibt. Er plane, auch in Hamm gerade zum Start zu helfen. Tochter Sara (21) absolviert bei Cineplex Deutschland ein duales Studium und soll sich um Social Media kümmern. Hubert Nieuwdorps Ehefrau Ulrike ist Eigentümerin des Hauses.
Viele Hammer dürften noch nicht eingelöste Cinemaxx-Gutscheine in der Schublade liegen haben. An sie geht der Appell, diese idealerweise zeitnah einzulösen. An einer Lösung für die Zeit nach dem Cinemaxx-Abschied werde gearbeitet. „Beide Seiten haben ein Interesse, dass die Besucher in dieser Hinsicht keinen Verlust erleiden. Wir müssen uns aber noch über die Vorgehensweise einigen“, so Frlic. Weil die bisherige Zusammenarbeit aber sehr konstruktiv verlaufen sei, werde man sicher einen guten Weg finden.
„Volle Power“, so Hubert Nieuwdorp, soll in Sonderaktionen und Filmreihen wie zum Beispiel das VHS-Kino, Ladys First oder die Sneak Preview fließen. In Lippstadt sei auch das Seniorenkino beliebt. Diese Aktionen sollen im Laufe des Jahres Fahrt aufnehmen, sobald mehrere Kino-Säle nutzbar sind.
„Wir werden das Preisniveau des Cinemaxx halten. Wer es genau wissen will, kann sich an den Preisen in Lippstadt orientieren“, erklärte Hubert Nieuwdorp am Freitag. Wer am gleichen Abend in Lippstadt ein Logen-Ticket für „Avatar“ in 3D ohne Ermäßigungen gekauft hat, musste 15 Euro bezahlen.
Wer an diesem Samstag den „Gestiefelten Kater“ sehen möchte, muss für eine Karte außerhalb der Loge 9 Euro zahlen. Beim Online-Ticketkauf sparen Kunden pro Karte 50 Cent. Außerdem soll es wieder Familien- und Kinotage geben, an denen ermäßigte Preise gelten. Über die Cineplex-Plus-App seien weitere Vergünstigungen möglich.
Mit dem Zustand des verdreckten Parkhauses unter dem Kino ist auch die Besitzer-Familie nicht zufrieden. Die Nieuwdorps kündigten am Freitag an, weiter zur Verbesserung er Lage beitragen zu wollen. Security- und Wachdienste gibt es ohnehin schon. Noch einmal andere Möglichkeiten habe man, wenn die Tiefgarage wie geplant geteilt worden ist.
Der östliche Teil soll im Rahmen der Neubebauung des Chattanoogaplatzes mit Mehrfamilienhäusern abgerissen und durch eine Anwohner-Parkgarage ersetzt werden. Die verbleibenden zwei Drittel sollen dann ebenfalls umgebaut und aufgewertet werden, so Hubert Nieuwdorp. „Dann können unsere Gäste dort hoffentlich auch wieder guten Gewissens parken.“
Kino hat nicht erst seit Corona mit zurückgehenden Besucherzahlen zu kämpfen. Die Nieuwdorps glauben aber, dass sich die Branche erholen wird. „Kino wurde schon so oft totgesagt. Wir glauben ans Kino und trauen uns das zu“, erklärte Ulrike Nieuwdorp. Alle vier Familienmitglieder sind optimistisch, dass der 72 Jahre währenden Kino-Tradition in mittlerweile dritter Generation noch etliche weitere Jahre folgen werden.