Hintergrund: Der Automobilzulieferer Dura in Plettenberg
Plettenberg - Der Automobilzulieferer Dura in Plettenberg ist zuletzt mit der Ankündigung von Mitarbeiterentlassungen in die Schlagzeilen geraten.
Seit 1998 ist das ehemalige Schade-Werk im Oestertal Bestandteil des internationalen Dura Automotive-Konzerns. 1886 hatte Wilhelm Schade einen kleinen Betrieb an der Bahnhofstraße gegründet. In den 1930er erfolgte der Ankauf einer stillgelegten Gesenkschmiede im Oestertal, aus der sich später das Hauptwerk entwickelt sollte.
Nach der Übernahme durch die US-Amerikaner war der Standort Plettenberg mit rund 1.000 Mitarbeitern der größte Einzelproduktionsstandort des Konzerns. Bereits in den Jahren 2011 bis 2013 waren mehrere hundert Arbeitnehmer im Plettenberger Standort entlassen worden, nun droht weiteren 227 Mitarbeitern im Bereich Leisten und Blenden an den Standorten Plettenberg, Finnentrop und Kirchhundem die Kündigung.
Seit 2015 streiten IG Metall, Betriebsrat und Konzernführung über einen Sozialplan. Da es hier auch im Oktober 2016 noch nicht zu einer Einigung gekommen war, hatte es der Betriebsrat abgelehnt, Überstunden oder Wochenend-Schichten zu leisten.
Daraufhin hatte die Konzernführung 280 Mitarbeiter eines Dura-Werks aus Portugal einfliegen lassen, die die Wochenend-Schicht übernahmen. Dazu wurde mit den pourtgiesischen Angestellten Werksverträge geschlossen. Die Verhandlungen über einen Sozialplan wurden im August für endgültig gescheitert erklärt.
Dura hatte jedem zu Entlassenden eine pauschale Afindung von 6.000 Euro geboten, was die Gewerkschaft jedoch abgelehnt hatte. Zuvor hatte die Belegschaft auch das Angebot der Konzernführung ausgeschlagen, den Bereich Leisten und Blenden für einen Euro zu übernehmen.
Die Konzernspitze hatte immer wieder erklärt, dass die Enlassungen nötig seien, um den Plettenberger Standort wettbewerbsfähig zu halten.
Mit der Zerstörung der mehrere Millionen Euro teuren Eloxalanlage, einem wesentlichen Bestandteil von Leisten und Blenden, wurde diesem Bereich jetzt ein weiterer, sehr schwerer Schlag versetzt. cc
Eine Chronologie:
- Im November 2015 sorgt der Amerikaner Jerry Lavine der gesamten Dura-Belegschaft in Plettenberg für einen Paukenschlag. Das US-Unternehmen will 850 Mitarbeiter entlassen. Der bislang größte Arbeitgeber der Stadt schrumpft nach den Plänen zu einer Manufaktur mit gerade einmal 450 Angestellten zusammen.
- Ein Angebot, den Bereich Leisten und Blenden für 1 Euro zu übernehmen, lehnt die Belegschaft im April 2015 ab.
- Im Juli beendet Dura hat die Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern. Die mehrmonatigen Verhandlungen werden abgebrochen, weil die Arbeitgeberseite neue Forderungen der IG Metall nicht akzeptieren will.
- Im Oktober 2016 stellt die amerikanische Geschäftsführung Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall für das erste Quartal 2017 in Aussicht. Außerdem wird zugesagt, bis zum Jahresende keine Insolvenz anzumelden.
- Am 14. Oktober urteilt das Landesarbeitsgericht in Hamm: Dura darf weiterhin Konzernmitarbeiter aus Portugal für Wochenendarbeiten einsetzen.
- Im Juni 2017 scheitern Gespräche zwischen Betriebsrat und Konzernführung zur Erstellung eines Sozialplans.
- September 2017: Die Führungsspitze des amerikanischen Automobilzulieferers Dura macht ernst am Standort Plettenberg. Zum Monatsende wurde insgesamt 182 Mitarbeitern des Dura-Bereichs Leisten & Blenden gekündigt. Weitere 20 Mitarbeitern sollen im Oktober entlassen werden und 25 Beschäftigte bekommen ihre Kündigung noch vor Weihnachten im Dezember diesen Jahres.