Verwirrung um hohe Mieten in Dortmund: Akteure zoffen sich um den Grund
Die Stadt Dortmund hat den neuen Mietspiegel vorgestellt. Die Tendenz zeigt: Die Mieten steigen weiter. Es gibt aber auch eine positive Entwicklung.
Dortmund – Alle zwei Jahre stellt die Stadt den neuen Mietspiegel für Dortmund vor. Er bildet die Preissteigerungen auf dem hiesigen Wohnungsmarkt ab. Für 2023/24 zeigt er, „dass sich die Mieten in der Stadt unterm Strich deutlich erhöht haben“. Allerdings gehen die Meinungen, wie gravierend die Mieterhöhung wirklich ist, deutlich auseinander, berichtet RUHR24.
Aktueller Mietspiegel für Dortmund veröffentlicht – „deutliche Erhöhung auf dem Wohnungsmarkt“
Der Mietspiegel wurde vom Dortmunder Amt für Wohnen gemeinsam mit „Haus & Grund“, dem „DMB Mieterbund“, dem „Mieterschutzverein“, der „Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen“ sowie einem Gutachterausschuss für Grundstückswerte erstellt.
Um den Mietspiegel zu erstellen, wurden unter anderem private und institutionelle Wohneigentümer befragt. Außerdem wurden die Neuvertragsmieten und Mieterhöhungen der letzten sechs Jahre ausgewertet. Er hat ab sofort eine Laufzeit vom 01.01.2023 bis 31.12.2024.
Die Ergebnisse zeigen „eine deutliche Erhöhung der Mieten auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt.“ Allerdings sei die Mietsteigerung stark abhängig vom Baualter, Ausstattung, Modernisierungszustand und der Lage der Wohnung. Beispielsweise ist der Mietanstieg bei kleinen Wohnungen höher als bei großen Immobilien.
Bei einer Wohnungsgröße zwischen 20 und 25m2 ist der Abschlag um 1,6 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Bei einer Größe ab 50m2 sind es hingegen nur 0,19 Euro pro Quadratmeter. Noch größere Wohnungen sind hingegen gar nicht teurer geworden, ab einer Wohnfläche von 80m2 und mehr ist der Abschlag sogar gesunken.
Mieten steigen in Dortmund – abhängig von Lage, Ausstattung und Größe
Der Wohnungstyp sowie die Ausstattung der Immobilien haben ebenfalls eine Auswirkung auf die Mietsteigerungen in Dortmund. Aber auch hier gucken Mieter schlichterer Wohnungen in die Röhre. Bei einfachen Appartements (Einzimmerwohnungen) macht der Zuschlag 0,51 Euro pro Quadratmeter aus, bei einer Maisonette- oder Galerie-Wohnung hingehen nur 0,07 Euro.
Wer eine Wohnung mit einer Fernwärmeheizung hat, muss 0,07 Euro weniger pro Quadratmeter bezahlen. Mieter mit einer Etagenheizung zahlen 0,03 Euro mehr, mit einer Gas-, Kohle- oder Ölheizung ist die Miete hingegen um rund 50 Cent gesunken. Ob die Mieten gestiegen oder gesunken sind, ist auch stark von den einzelnen Stadtteilen in Dortmund abhängig. Besonders stark sind sie in der Innenstadt gestiegen, in Dortmund-West hingegen sind sie nahezu gleich geblieben.
Ein Überblick über die durchschnittlichen Zuschläge der Mieten je nach Stadtteil:
Stadtteil | Zu- oder Abschlag pro Quadratmeter |
Innenstadt-Mitte | +0,87 Euro |
Innenstadt-Nord | +0,09 Euro |
Dortmund-West | 0,00 Euro |
Dortmund-Nord | +0,04 Euro |
Dortmund-Ost | +0,27 Euro |
Dortmund-Süd | +0,62 Euro |
Hörde | +0,61 Euro |
Mieten steigen weiter in Dortmund – „Mietexplosion bleibt aber aus“
Angesichts der ohnehin schon steigenden Preise für Lebensmittel und Energie dürfte eine Mieterhöhung für viele Menschen in Dortmund keine erfreuliche Sache sein. Ein Mietanstieg um mutmaßlich 15 Euro bis 20 Euro sei für manche sogar existenzbedrohend, argumentiert zumindest der Dortmunder Mieterbund.
Der Eigentümerverband Haus & Grund sieht das deutlich weniger drastisch. Die Mietentwicklung in Dortmund sei weiterhin unspektakulär und bleibe deutlich hinter den Mietsteigerungen in Deutschlands Metropolen zurück, bezieht der Verband Stellung.
„Mit einer Nettokaltmiete von durchschnittlich 6,61 Euro pro Quadratmeter und einem durchschnittlichen Anstieg von 2,1 Prozent pro Jahr innerhalb der letzten vier Jahre bleiben die Mieten in unserer Stadt weiterhin bezahlbar. Von einer Mietenexplosion kann in Dortmund keine Rede sein“, bewertet Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Bach den aktuellen Mietspiegel.
Mieterhöhungen in Dortmund werden unterschiedlich bewertet
Die unterschiedlichen Bewertungen der Mietanstiege innerhalb des Arbeitskreises hätten sogar zu einem Zerwürfnis geführt, heißt es vonseiten des Eigentümerverbands Haus & Grund. Der DMB Mieterbund habe sich von dem Arbeitskreis abgemeldet.
Bach hält es jedoch für „absurd“, dass laut dem Mieterbund eine Mieterhöhung, wie sie Dortmund aktuell erlebt, existenzbedrohend sei. Er weist darauf hin, dass der eigentliche Preistreiber oftmals nicht die Mieterhöhungen seien, sondern die Nebenkosten.

Mieterverein Dortmund weist Mieter auf Möglichkeiten hin – nicht jede Mieterhöhung akzeptieren
Auch der Mieterverein Dortmund und Umgebung bezieht Stellung zu dem aktuellen Mietspiegel. Er gibt ebenfalls zu bedenken, dass die Mieterhöhungen in Dortmund stark variieren – je nach Lage, Baualter und Größe.
„Für Mieterinnen und Mieter ist es daher besonders wichtig, bei Mieterhöhungen die Einordnung der Wohnung in den neuen Mietspiegel zu überprüfen. Insgesamt ist die Anspannung des Dortmunder Wohnungsmarktes deutlich erkennbar“, erläutert Rechtsanwalt Martin Grebe, Leiter für Miet- und Wohnungsrecht beim Mieterverein Dortmund.
Außerdem müssten Mieterhöhungen immer begründet sein, klärt der Mieterverein weiter auf. Die Begründung könne sich entweder auf den aktuellen Mietspiegel beziehen oder auf eine Modernisierungsmaßnahme. Hier sei es jedoch wichtig, dass Mieter anhand des Mietspiegels überprüfen, ob ein Zuschlag für eine entsprechende Renovierung rechtmäßig sei. Auch können Mieter einsehen, ob ihnen möglicherweise eine Mietminderung zusteht.
So können Abschläge zu Gunsten der Mieter zum Beispiel für eine fehlende Gegensprechanlage, für elektrische Durchlauferhitzer oder die Versorgung mit Fernwärme gefordert werden. Mieter müssen also nicht zwangsläufig jede Mieterhöhung hinnehmen, so der Mieterverein.
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