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Firma aus NRW kämpft mit 4-Tage-Woche gegen Fachkräftemangel

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Von: Marvin K. Hoffmann

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Eine 4-Tage-Woche bietet viele Vorteile. Eine Firma aus NRW wagt den Vorstoß beim Arbeitszeitmodell – und kämpft gegen den Fachkräftemangel an.

Hamm/Ahlen – Der 28-jährige Florian Brzoska und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Julian führen in Ahlen (NRW) zwischen Hamm und Münster einen Handwerksbetrieb mit Start-Up-Mentalität. Mit einem attraktiven Arbeitszeitmodell wollen sie Fachkräfte für ihre Firma gewinnen. Ihr größter Trumpf: Eine 4-Tage-Woche, die ziemlich viele Vorteile bietet.

Auch wegen Fachkräftemangel: Firma aus NRW führt 4-Tage-Woche ein

„Es ist schwierig, Personal zu finden“, erzählt Florian Brzoska im Gespräch mit wa.de. Vor circa zwei Jahren haben sich sein Bruder und er selbstständig gemacht. Ihnen war „von Tag eins an klar“: In ihrer Photovoltaik-, Elektrotechnik- und Dachdecker-Firma wird nur an vier Tagen in der Woche gearbeitet. Das kommt gut an – wenn auch längst nicht alle es so umsetzen können.

Neben den beiden Brüdern arbeiten noch vier weitere Männer und Frauen bei E2-Brzoska in Ahlen bzw. Drensteinfurt, wo die Verwaltung sitzt. Sie alle profitieren von der 4-Tage-Woche. Die beiden jungen Chefs nicht. „Wir sind selbstständig, also haben wir eine Sieben-Tage-Woche“, sagt Florian Brzoska und lacht.

Brzoska wirkt freundlich im Gespräch, aufgeschlossen und aufgeweckt. Eine Mischung, die er auch im Arbeitsalltag nach eigenen Angaben fördert und fordert. „Bei uns geht es locker und tiefenentspannt zu. Wir sind eher die Generation Handwerker, bei der vieles auf ‚Kumpelbasis‘ funktioniert“, sagt er. Die Arbeiten können er und seine Mitarbeiter trotz 4-Tage-Woche aber nicht schleifen lassen. Im Gegenteil.

4-Tage-Woche bringt Vorteile: „Alle sind noch viel motivierter“

Das Handwerk gerade bei Photovoltaikanlagen, mit denen sich auch auf dem Balkon Geld sparen lässt, boomt. Die Auftragsbücher sind voll, der Stellenmarkt ist leer. „Wir haben uns für die 4-Tage-Woche bewusst entschieden. Unsere Mitarbeiter haben am Donnerstag ihren letzten Tag und gehen dann in ein langes Wochenende. Der größte Vorteil: Alle sind noch viel motivierter“, sagt Florian Brzoska. Studien belegen sogar, dass sich der Krankenstand verringert und die Mitarbeiter produktiver sind.

Anfangs hätte es auch mal die Überlegung gegeben, die Arbeitnehmer frei entscheiden zu lassen, wann sie ihren zusätzlichen freien Tag in der Woche nehmen. Schnell kristallisierte sich aber der Freitag als beste Wahl heraus. „Die Arbeit, die da ist, muss schließlich auch erledigt werden. Von Montag bis Donnerstag gehen mein Bruder und ich daher mit aufs Dach und packen an. Wenn die Kollegen dann am Freitag schon frei haben, können wir uns in Ruhe um Büro-Dinge kümmern“, erklärt Florian Brzoska.

In der 4-Tage-Woche sind 37,5 Stunden/Woche pro Arbeitnehmer veranschlagt

37,5 Stunden/Woche seien pro Arbeitnehmer veranschlagt. „Aber auch das gehen wir ganz locker an“, sagt der junge Chef. Es gäbe Wochen, da müsse man aufgrund der 4-Tage-Woche und der begrenzten Zeit dann „am Montag oder Dienstag noch mal eine Schippe drauflegen“, meint Brzoska. 16.30 Uhr sei offiziell Feierabend. Meistens könne der auch eingehalten werden. Und manchmal wird die 4-Tage-Woche sogar noch kürzer.

„Es gibt auch Wochen, da haben wir unser Soll schon früher erreicht. Dann wird eben am Donnerstag ab 15 Uhr der Grill angeworfen“, sagt der Chef. Die 4-Tage-Woche in Deutschland bietet eben Vor- und Nachteile – bei der Firma E2-Brzoska scheinen Erstere zu überwiegen.

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