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Heftiger Widerstand gegen Bahnstrecke Münster – Sendenhorst: „Schwachsinnige Idee“

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Von: Marvin K. Hoffmann

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Michael Eßer steht hinter seinem Haus und zeigt auf die Gleise der geplanten Bahnstrecke Münster – Sendenhorst.
Michael Eßer steht hinter seinem Haus – dort verlaufen direkt die Gleise der geplanten Bahnstrecke Münster – Sendenhorst. © Simone Toure

Die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Münster und Sendenhorst klingt nach einem ÖPNV-Märchen mit Happy End. Doch unter Anwohnern gibt es Empörung.

Münster – Michael Eßer ist wütend. Enttäuschung schwingt auch mit. Vielleicht auch etwas Hilflosigkeit. Der Anwohner aus Münster-Wolbeck (NRW) fühlt sich im Stich gelassen – und nicht gehört. Er ist einer der führenden Köpfe der „Bürgerinitiative gegen die WLE-Reaktivierung“. Die versprochene „neue Mobilitätsepoche“ sieht er mit der geplanten Bahnstrecke zwischen Münster und Sendenhorst nicht kommen. Im Gegenteil.

Strecken-Reaktivierung zwischen Münster und Sendenhorst: Bürgerinitiative formuliert Sorgen und Ängste

Eßer und seine Mitstreiter sehen gleich zwei Probleme. So würden an der alten Bahntrasse ungefähr 500 Grundstücke liegen. „Da haben wir das Thema Anlieger mit Schallschutz und Erschütterung“, sagt Eßer im Gespräch mit wa.de. Er befürchtet, dass eine Reaktivierung der Bahnstrecke Münster – Sendenhorst zu einer Verschlechterung der Wohnverhältnisse führen könnte. Neben der Geräuschbelästigung hätten die Anwohner zudem wenig Lust auf pendelnde Voyeure. „Die Fahrgäste würden direkt in die Gärten gucken“, sagt Eßer.

Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), der für die Reaktivierung der Bahnstrecke Münster – Sendenhorst zuständig ist, zeigte sich von diesen Argumenten wenig beeindruckt. Auf einen entsprechenden Fragenkatalog von wa.de antwortete NWL-Sprecher Uli Beele nicht, verwies lediglich auf den Internetauftritt des NWL. Die Sorgen und Ängste der Bürgerinitiative werden dort mitunter aber nur am Rande behandelt. Zu viele Fragen bleiben offen. Eine Situation, die Michael Eßer bereits gut kennt.

„Wir wollten uns unter anderem an den Kosten für Schallschutzwände beteiligen, Reaktionen blieben bislang aber aus“, sagt er. Dabei ist das noch längst nicht die größte Sorge der Anwohner. Sie befürchten, zusätzlich zu den Umständen, die ihnen die neue Bahnstrecke Münster – Sendenhorst ohnehin schon bereiten könnte, eine Verschlechterung des ÖPNV.

Bürgerinitiative befürchtet eine Verschlechterung des ÖPNV zwischen Münster und Sendenhorst

Michael Eßer wird in diesem Fall sogar deutlich. „Wir halten es für eine schwachsinnige Idee“, sagt er. Die Gründe liefert er direkt mit. „Der Schnellbus S30 soll im Gegenzug entfallen – für eine Zeitersparnis von einer Minute. Außerdem soll auch die Buslinie 320 eingestellt werden, die über Wolbeck nach Münster reinfährt. Das würde in der Summe dazu führen, dass aus 57 möglichen Haltepunkten plötzlich nur noch sieben werden“, sagt er.

Michael Eßer steht hinter seinem Haus und fast direkt an den Gleisen der geplanten Bahnstrecke Münster – Sendenhorst.
Michael Eßer steht hinter seinem Haus – es grenzt direkt an die Gleise der geplanten Bahnstrecke Münster – Sendenhorst. © Simone Toure

Heißt konkret: Die Anfahrtswege zu den Haltestellen würden für viele Menschen in der Region länger. „Ältere Menschen oder die, die nicht gut zu Fuß sind“, befürchtet Eßer, „werden dann sicherlich wieder aufs Auto umsteigen.“ Sein Fazit: „Mit dem Zug wird der ÖPNV für uns nicht besser, sondern schlechter. Es ist paradox, dass man ein bestehendes funktionierendes System zerstören will.“

Bis es so weit ist, wird noch Zeit ins Land ziehen – endgültig entschieden ist zudem noch nichts. Vielleicht können sich Bürgerinitiative und der NWL noch auf einen Kompromiss einigen. Gleise verbinden schließlich.

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