Virologe Hendrik Streeck fordert Lockerungen – und nimmt Jens Spahn in die Pflicht
Kommen bald weitere Lockerungen oder geht der Lockdown weiter? Der Virologe Hendrik Streeck hat dazu eine klare Meinung. Zudem kritisiert er Jens Spahns Impfstrategie.
Als im Zuge des vergangenen Corona-Gipfels* die Inzidenzen in Deutschland leicht sanken, keimte die Hoffnung auf baldige Lockerungen auf. Seit dem Bund-Länder-Treffen hat sich die Lage jedoch wieder etwas verschlechtert. Die Zahl der Neuinfektionen steigt wieder an – und somit auch die Inzidenz, die wieder bei über 60 liegt.
Selbst in Münster steigt die 7-Tage-Inzidenz wieder an*, nachdem sie zuvor auf 15 gesunken war. Experten wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnen schon länger, vor allem auch wegen der Corona-Mutationen*, vor einer dritten Welle in Deutschland. Dennoch fordern viele, darunter auch der Virologe Hendrik Streeck, nun weitere Lockerungen.
Person | Jens Spahn |
Amt | Bundesgesundheitsminister |
Partei | CDU |
Hendrik Streeck nimmt Ministerium von Jens Spahn in die Pflicht
„Im Grunde müssen wir jetzt ein wenig lockern, aber gleichzeitig auch kontrollieren und sehen, was geöffnet werden kann und was nicht“, sagte der Virologe im Gespräch mit „ntv.de“. Der Arzt, der an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn tätig ist, erhoffe sich dadurch auch weitere Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen in Deutschland, die es noch nicht ausreichend gebe. Damit kritisiert er auch das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU)*.
Durch die strenge Kontrolle könnten Erkenntnisse darüber geliefert werden, wo sich die Menschen anstecken. „So wüsste man, dass bestimmte Gruppen eine erhöhte Infektionswahrscheinlichkeit haben, und könnte dort gezielter vorgehen“, betont der Virologe. Dies sei Aufgabe des Gesundheitsministeriums, das von Jens Spahn als Minister geführt wird.
Hendrik Streeck fordert Impfung bei Hausärzten
Erneut untermauerte Hendrik Streeck, wie schon vor wenigen Wochen*, seine Forderung, im Kampf gegen das Coronavirus und im Hinblick auf mögliche Lockerungen nicht nur die 7-Tage-Inzidenz als entscheidenden Faktor einzubeziehen. „Man sollte nicht nur die Infektionszahlen im Auge behalten, sondern auch die Hospitalisierungsrate, die Rate der Belegung auf den Intensivstationen und auch die Möglichkeit der Kontaktnachverfolgung“, so der Mediziner.

Ein weiteres Mittel im Kampf gegen das Coronavirus* seien zudem möglichst viele Testungen. Hendrik Streeck, der zudem den Impfstoff von Astrazeneca empfiehlt*, ist sich sicher, dass Hausärzte theoretisch binnen kürzester Zeit in der Lage wären, Impfungen zu starten. „Der Impfstoff steht zur Verfügung. Man könnte damit in den nächsten Tagen beginnen. Aber das hängt davon ab, wie die Priorisierung in der Impfstrategie ist.“ Auch Schnelltests seien ein probates Mittel. Für seine mittlerweile überholte Ankündigung, die Antigen-Tests Anfang März kostenlos einführen zu wollen, musste sich Jens Spahn in dieser Woche vor dem Bundestag verantworten. (*msl24.de und fuldaerzeitung.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.)