Carolin Tillmann-Hein ist eine Eggenscheider Anwohnerin und hat sich, neben ihrer Arbeit in der Sparkasse, mit dem Schminken von Kindern bei Events und Feiern ein zweites Standbein aufgebaut. „Es ärgert mich, dass wir Einwohner teilweise das Gefühl bekommen, als letzte von neuen Beschlüssen zu erfahren. Ich wünsche mir schnelle, transparente Entscheidungen zu Sprengung und Wiederaufbau.“ Sie sorge sich darum, dass sich – selbst wenn es das Infektionsgeschehen wieder ermögliche – niemand mehr in Lüdenscheid den Luxus von Dienstleistungen wie Kinderschminken leisten werde. „Ich überlege sogar schon, nach Ostdeutschland auszuwandern.“
Von Kämper Drahtumformtechnik ging es weiter zum Abzweig Im Grund. Dort betonte Christoph Weiland, Ratsmitglied und Fraktionsvorstand der CDU, dass es neben der politischen Debatte auch schnelle lokale Lösungen bräuchte. „Eine Behelfs-ampel inklusive Rechtsabbiegerspur könnte hier den unkalkulierbaren Rückstau von Altenaer Seite massiv reduzieren“, führte er als Beispiel an.
An der Brücke angekommen, meldete sich Jürgen Behrens von der Firma Immel und Seckelmann zu Wort. „Bei einem Ortsbesuch sagte der Sprengmeister von Autobahn NRW, dass eine Sprengung die einfachste Lösung sei. Unsere Firma liegt in direkter Nähe – da macht man sich natürlich Sorgen, dass etwas schiefläuft.“ Zudem würde das Herunterfahren aller Maschinen, wie es für den Sprengungszeitraum nötig wäre, pro Tag fünf- bis sechstausend Euro kosten. Daher wünscht Behrens sich frühzeitige Planungssicherheit, um die Ausfälle minimieren zu können.
Für Thorsten Schick, CDU-Landtagsabgeordneter, sei es aktuell die entscheidende Frage, wie der Abriss ablaufen wird. Er bekräftigte die Anwohner darin, dass im Fall einer Straßensperrung das frühzeitige Ankündigen essenziell wäre. Da aktuell „jede Kreisstraße von überregionaler Bedeutung“ sei, regte er zudem an, stärker mit der Regionalen Baustellenkoordination TIC Kommunal von Straßen.NRW zu arbeiten. Dies sei ein möglicher Weg, damit Navigationssysteme den Verkehr künftig um Lüdenscheid herum leiten. Der stellvertretende Landrat Ralf Schwarzkopf machte seine Solidarität mit den Arbeitgebern deutlich: „Ich bin selber Unternehmer und habe 170 Angestellte in Lüdenscheid. Viele von ihnen werden das keine acht Jahre mitmachen.“ Schick und Schwarzkopf sind sich einig: Man dürfe das Bauverfahren nicht unnötig in die Länge ziehen. Explizit nannten sie die Umweltverträglichkeitsprüfung.