1. come-on.de
  2. Lüdenscheid

Tiefgefrorene „Tretminen“: Anwohner und Hundehalter sauer 

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thilo Kortmann

Kommentare

Hundehalter ärgern sich über die Hundehaufen auf den Wiesen. Diese sind auch eine Gefahr für die Kühe.
Hundehalter ärgern sich über die Hundehaufen auf den Wiesen. Diese sind auch eine Gefahr für die Kühe. © Thilo Kortmann

Hundekot sorgt immer wieder für Aufregung. Ob im Theater oder auf den Wiesen in Lüdenscheid.

Hundekot sorgte kürzlich am Staatstheater Hannover für einen Skandal, als der Ballettchef einer Kritikerin der FAZ die Hinterlassenschaften seines Dackels ins Gesicht schmierte. So sehr ausgeartet ist das Problem noch nicht mit dem Kot der Vierbeiner auf den Wiesen an der Othlinghauser Straße. Doch auch hier gibt es Aufregung um Hundedreck, der von den Tierhaltern nicht weggemacht wird.

Auf den ersten Blick ahnt man nichts vom Problem auf den Wiesen rund um Othlinghausen. Im Gegenteil: Sonnenschein, hellblauer Himmel, eine imposante Aussicht auf das Oedenthaler Schloss, viele Spaziergänger, oft mit Hunden unterwegs. Alles wirkt harmonisch und alle gut gelaunt. Aber nur an der Oberfläche. Darunter brodelt es. Der Grund sind die braunen, stinkenden Tretminen im Grün. „Die sind jetzt wegen der Kälte tiefgefroren. Im Sommer sind die Haufen schneller wieder weg“, sagt ein Spaziergänger mit Hund, der auf einer Wiese am Neubaugebiet Zum Schierey steht. Auch ihm sei aufgefallen, dass immer mehr Hundehaufen nicht weggemacht würden, fügt er hinzu.

Alle Nachrichten aus Lüdenscheid täglich per E-Mail. Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter.

Hundekot gefährlich für Kühe

Gudrun Schnücker schüttelt mit dem Kopf, als sie wieder mal Hundekot sieht. Ihr sind die vielen Hundehaufen ein besonderes Ärgernis. Regelmäßig geht sie mit dem Hund eines Bekannten auf den Wiesen in Othlinghausen spazieren. Es ist ihr „Gassi-Hund“, wie sie sagt. Und natürlich hat sie immer Kotbeutel dabei, um die Haufen ihres Freundes auf vier Pfoten zu beseitigen. „Das ist meine Pflicht“

Die Seniorin, die an der Straße Unterm Freihof wohnt, ist früher auf einem Bauernhof groß geworden. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie eklig diese Hundehaufen für Landwirte sind, wenn sie das Gras mähen“, erklärt sie. Diese Fäkalien seien nicht nur widerlich, sondern auch gefährlich für die Kühe.

Plastikbeutel mit der Hundekacke werden einfach im Wald entsorgt.
Plastikbeutel mit der Hundekacke werden einfach im Wald entsorgt. © Thilo Kortmann

In dem Kot könne ein Parasit enthalten sein, der lebensgefährlich für die Nutztiere sein kann. Es ist der Parasit Neospora Caninum, den Hunde als Endwirt ausscheiden. Der kann über das Gras als Futter für Kühe gefährlich werden. Infizieren sich die Tiere mit dem Parasiten, kann das zu Fehlgeburten oder Missbildungen bei Kälbern führen. Jungtiere können die Krankheit außerdem an andere Tiere weitergeben.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie eklig diese Hundehaufen für Landwirte sind, wenn sie das Gras mähen.

Gudrun Schnücker

„Viele Hundehalter denken immer noch, dass der Kot ihrer Vierbeiner genauso nützlich sei, wie der Kuh-Dünger zur Bewirtschaftung der Wiesen“, erklärt Schnücker. Eine irrtümliche Denkweise, die sich hartnäckig in den Köpfen halte. Hunde seien ja Fleischfresser, ihr Kot also nicht rein pflanzlich, sagt sie.

Total absurd sei, dass der Kot zwar mit Plastikbeutel aufgesammelt würden, aber „anstatt diese Kotbeutel in einem Mülleimer zu entsorgen, werfen Menschen diese in die Natur“, sagt die Lüdenscheiderin, und zeigt auf ein rotes Etwas aus Plastik an einem Baum. „Da ist so ein Beutel“, sagt sie. Ohne Handschuhe aufheben und entsorgen kommt aus Hygienegründen nicht infrage. Es sind aber nicht nur die Kotbeutel, sondern auch die vielen herumliegenden gebrauchten Taschentücher, die sie befremden. „Es ist ja auch ein weitverbreiteter Irrtum, dass solche Taschentücher nicht schädlich für die Umwelt wären, weil aus Papier.“ Dabei bräuchten diese ebenfalls eine sehr lange Zeit, bis sie sich auflösten.

Hundekot im Fell

Kirsten Jungnitsch ist an diesem sonnigen Morgen mit Hund Theo unterwegs. Sie berichtet nicht nur von den vielen Kothaufen, sondern auch von Giftködern, die ausgelegt würden. Erst neulich sei noch so ein präpariertes Fleisch aufgetaucht. „Das ist eine Sauerei“, findet sie. Es sei aber auch eine Sauerei, wenn Hunde tobten und dabei durch die Hundehaufen rutschen würden. Dann müsse man seinen Hund erst Mal abwaschen. „Jeder Hundehalter weiß aber, wie schwierig so etwas aus dem Fell zu bekommen ist.“ Für Jungnitsch wird diese Problematik jedoch zu sehr auf Hunde bezogen. „Das ist zu einseitig, auch Katzen machen Dreck.“ Sie regt sich auch darüber auf, dass für Katzen keine Steuern bezahlt werden müssten, für Hunde aber schon.

Nicht der Hund ist das Schwein, sondern der Besitzer.

Gudrun Schnücker

Gudrun Schnücker lässt dann auch ihrem Ärger freien Lauf: „Wenn ich sehe, wie viele Leute ihren Hund auf die Wiesen scheißen lassen, auf denen Futter für Kühe und Pferde wächst. Ekelhaft!“ Vor dem Mülleimer mit dem Kotbeutelspender kämen jetzt die „dicken Tretminen“ zutage. Es sei traurig, wie viele Hundebesitzer zu faul seien, die Hinterlassenschaft ihres „Lieblings“ wegzuräumen. „Nicht der Hund ist das Schwein, sondern der Besitzer.“

Auch interessant

Kommentare