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Stilecht gewandet durchs Altstadt-Rund

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Von: Susanne Kornau

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Falkner Robert Schmitz (im gelben Shirt) half einem Freiwilligen, den Wüstenbussard fliegen zu lassen. Wichtiges Utensil: ein dicker Handschuh. Ab Spätsommer ist die Falknerei im Wildpark Wiehl zu finden.
Falkner Robert Schmitz (im gelben Shirt) half einem Freiwilligen, den Wüstenbussard fliegen zu lassen. Wichtiges Utensil: ein dicker Handschuh. Ab Spätsommer ist die Falknerei im Wildpark Wiehl zu finden.

Lüdenscheid - Den scharfen Augen des Wüstenbussards entgeht nichts. Vom First des Hauses gegenüber der weißen Kirche blickt er über die Ringe der alten Stadt. Sieht das geschäftige Treiben ringsum, den Rauch der Feuer, über denen Gemüsesuppe gart oder Flammlachs. Der starke Wind treibt melodische Pentapan-Klänge nach oben. Als der Greifvogel des Schauspiels müde wird, setzt er zum Sturzflug an auf die behandschuhte Hand des Falkners, der mit anderen Leckerbissen lockt.

Robert Schmitz und sein Team vom Naturerlebnis Greifvogel aus dem Wildpark Wiehl waren ein starker Anziehungspunkt am Sonntag beim Mittelalterfest rund um den Graf-Engelbert-Platz. Helle Sakerfalken, zwei große Uhus, eine Schleiereule und eine südafrikanische Weißgesichtseule zogen vor der Erlöserkirche die Blicke auf sich.

„Kommt ihr Leut, sehet und staunet!“ lautete das Motto, unter dem „Die Altstädter“ wieder in die mit weiß-roten Wimpeln geschmückten Gassen eingeladen hatten. Und zu staunen gab es reichlich, nicht nur für die Kinder. Wer weiß schon, wie ein Gewichtwebstuhl funktioniert, oder wie aus Wolle erst ein Faden wird? Hier das Fingerhäkeln für einen Taler, dort „ein Stückchen Ambrosia, seht her“. Zwischendurch „seid bereit für Spaß, Musik und Gaukelei“ und ja, dort drüben patrouilliert tatsächlich eine mittelalterliche Stadtwache übers Kopfsteinpflaster – ein Fest für die Augen und für die Sinne. Neben altem Handwerk, Spielleuten, Speis’ und Trank gab es Einblick in die Waffenkammer und Gelegenheit zum Bogenschießen.

Manch einer war zudem dem Aufruf gefolgt und hatte sich stilecht gewandet auf die Rundtour durch die Altstadtringe begeben. Verfeinern ließ sich die Ausstattung gleichwohl immer noch: „Jede Kettenhaube fängt mit einem Stern an“, ward von Johannes von Werminghusen zu erfahren. Der, mit bürgerlichem Namen Rolf Klostermann aus Iserlohn, war mit der Gräflichen Allianz Arnsberg Mark angereist, und die wurde ihrem Untertitel „Verein für erlebte Geschichte“ mehr als gerecht. Kinder konnten hier ein Kettenarmband biegen, während Dietrich von Brockhausen die nahrhafte Gemüsesuppe – „weil’s eine Festsuppe ist, mit Speck!“ – überm Lagerfeuer hinter der Kirche anrührte. Und ganz nebenbei erfuhren die Jungspunde etwas über das Universalinstrument mittelalterlicher Bauherren – ein zum Rund geschlossenes Seil mit Knoten im Fußmaß-Abstand – „hier sind’s dreißig Zentimeter“ – , der verlässlichsten Hilfestellung „selbst beim Bau eines Kirchturms“.

Strahlend mitten im Trubel: Sigrid Schroeder, Vorsitzende des Altstadtvereins. Volle Gassen, fröhliche Gesichter, staunende Kinderaugen, trockenes Wetter – die Mühe und Anstrengungen der Vorbereitungen wurden belohnt. Das Festgeschehen etwas zu konzentrieren, dabei zwei Bühnen und originelle Stände mit reichlich Gelegenheiten zum Ausprobieren anzubieten – das Konzept zieht.    

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