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Lüdenscheid wird zur Garnisonsstadt

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Die Kaserne am Buckesfeld 1952

Lüdenscheid - Mit unserer Bilder-Serie "Spaziergänge durch Lüdenscheid" laden wir zu Reisen in die Vergangenheit ein. Im 20. Teil beschäftigen wir uns mit der Zeit, in der Lüdenscheid Garnisonsstadt gewesen ist.

Die Serie

Die Beiträge für den Bilderspaziergang sind dem Buch „Die Lüdenscheider Straßennamen“ von Gerhard Geisel und Dietrich Leutloff entnommen. Die Autoren haben sie für unsere Zeitung verändert, ergänzt und zum Teil völlig neu erarbeitet. Die Bilder stammen aus dem Archiv der Stadt Lüdenscheid, den Sammlungen W. Schumacher und B. Schmidt sowie aus Privatbesitz. 

Im Oktober 1935, nur drei Monate nach der Verkündung der allgemeinen Wehrpflicht durch das NS-Regime, wurde Lüdenscheid Garnisonsstadt. Bis 1938 errichtete man 20 Kasernengebäude für Soldaten und etwa 20 Hallen für verschiedene Waffengattungen.

Neben den drei Standorten Baukloh (Weissenburg-Kaserne), Hellersen (Markgraf–Karl-Kaserne) und Buckesfeld (Flak-Kaserne) standen der Wehrmacht das Versorgungslager Wefelshohl, die Truppenübungsplätze Stilleking und Heerwiese sowie das Munitionslager Spielwigge zur Verfügung.

Zwei Offizierskasinos, eines am Baukloh und ein weiteres am Buckesfeld vervollständigten das gesamte Vorhaben. Das gesamte Projekt, verbunden mit dem Ausbau von Straßen und Versorgungsleitungen, gehört zu einem der größten Bauvorhaben in der Geschichte der Stadt Lüdenscheid.

Amerikanische Truppen in der Stadt und in den Kasernen

Am 13. April 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt und die Kasernen. Im Juni übernahmen die Briten das Kommando. Sie zogen im Oktober 1946 ab, ihnen folgten die Belgier, die 47 Jahre in Lüdenscheid blieben. Jegliche Fraternisierung mit der deutschen Bevölkerung war ihnen zunächst untersagt. Selbst das Reden mit den Einheimischen wurde unter Strafe gestellt.

Gründung der Deutsch-Belgischen Gesellschaft

Glücklicherweise entwickelte sich das Zusammenleben der Lüdenscheider mit den belgischen Soldaten sehr positiv. Aus ersten vorsichtigen, zum Teil von noch von Misstrauen begleiteten Schritten entwickelte sich ein gutes Miteinander. Sichtbares Zeichen davon war Anfang der 1970er-Jahre die Gründung der Deutsch-Belgischen Gesellschaft, die zwei Vorsitzende hatte, einen deutschen und einen belgischen. Als die Truppenverbände Lüdenscheid verließen, blieben knapp 300 Belgier hier. Ihnen war Lüdenscheid zur ersten Heimat geworden.

Abzug der belgischen Soldaten im Mai 1994

Bei der Parade anlässlich des Abzug der belgischen Soldaten im Mai 1994 sagte der damalige Bürgermeister Jürgen Dietrich: „Sie kamen als Feinde und gingen als Freunde.“ Ähnliches steht auf einer Gedenktafel, die an der ehemaligen Flakkaserne am Buckesfeld vom Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid im Jahre 2007 gestiftet worden ist. 1955 bauten die Belgier an der Parkstraße ein architektonisch bemerkenswertes Gebäude.

Hier geht es zu der Serie:

Ein Rundgang durch "Alt-Lüdenscheid"

Im Untergeschoss befand sich ein Schwimmbad mit einer 25 Meter-Bahn, im Obergeschoss ein Kino. Nachdem sich die Beziehungen zwischen beiden Nationen verbessert hatten, durften auch Deutsche das Schwimmbad benutzen. Das Kino im Obergeschoss war viele Jahre Standort des hiesigen Theaters.

Neue Nutzung der ehemaligen Kasernen

Heute hat Lüdenscheid den Status einer Garnisonsstadt verloren. Die Kasernengebäude in Hellersen sind Teil der Märkischen Kliniken. Die Weissenburg/Ijzer-Kaserne Baukloh beherbergt die „Christliche Haupt- und Realschule“. Die Flakkaserne am Buckesfeld wurde schließlich zu einem Wohn- und Gewerbegebiet umgebaut.

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Der Turm fiel dem Abbruchbagger zum Opfer.

Der unter Denkmalschutz stehende Turm, Wahrzeichen der Kaserne, stand am Ende auf dem Gelände der Firma Insta. Er fiel dem Abbruchbagger zum Opfer. Widerstand dagegen regte sich in Lüdenscheid kaum.

Heute erinnert nur noch das alte Wachgebäude, das als Jugendtreff eine friedliche Nutzung erfährt, an die Kaserne am Buckesfeld. Auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatz Stilleking weiden friedlich die Heckrinder.

Hier finden Sie alle Teile unserer Spaziergang-Serie "Lüdenscheider Straßennamen"

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