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Poker-Turniere erfreuen sich konstant großer Anhängerschar

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Von: Axel Krüger

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Für 15 Euro Startgeld erhielten die Teilnehmer Chips im Wert von 30 000 Punkten, die sie bei den Poker-Runden im Dahlmann-Saal setzen konnten.
Für 15 Euro Startgeld erhielten die Teilnehmer Chips im Wert von 30 000 Punkten, die sie bei den Poker-Runden im Dahlmann-Saal setzen konnten. © Krüger

Lüdenscheid - Der Geräuschpegel ist angenehm gedämpft. Kein Klavierspieler in der Ecke, wie er in alten Western-Filmen in jeden Saloon gehörte, in dem harte Männer sich über ihre in der Hand aufgefächerten Karten hinweg misstrauisch beäugten. Kein Pop-Gedudel aus den Lautsprechern – dafür das leise Klackern, wenn Glücksspiel-Chips aufeinander gestapelt werden, und Gesprächsfetzen aus leisen Unterhaltungen.

Die Poker-Spieler beim Turnier im Dahlmann-Saal sind ruhige Zeitgenossen. „Ich sehe die 15 Euro Startgeld als Eintrittspreis – und dann hat man zwei Stunden Spaß oder auch noch mehr. Und man ist nicht in Gefahr, dass man mit leerem Portemonnaie nach Hause geht“, erklärt Mitspieler Björn in einer Pause. Gespielt wird auf Einladung des Dortmunder Veranstalters „Ruhrpott-Poker“ um Sachpreise – von der Kaffeemaschine über Kopfhörer bis zum Modellauto.

Poker, das sich aus verschiedenen mittelalterlichen Kartenspielen entwickelt hat und im 19. Jahrhundert in Amerika groß geworden ist, erfreut sich auch in Deutschland einer konstant großen Anhängerschar, betont Michael Bahr, der für „Ruhrpott-Poker“ als „Floorman“ das Turnier an der Grabenstraße leitet. Zwar gab es durch verschiedene Fernsehsendungen etwa bei „Sport1“ oder „ProSieben“ und vor allem durch den Gewinn der inoffiziellen Poker-Weltmeisterschaft durch den Deutschen Pius Heinz 2011 schon einmal mehr öffentliches Interesse, räumt der Dortmunder ein. Doch bei den Turnieren könnten er und seine Kollegen auch ohne einen aktuellen Boom auf einen festen Stamm an Kartenspielern setzen: „Es ist eigentlich nicht weniger geworden.“

Der NRW-Poker-Erlass und entsprechende Bestimmungen der Stadt Lüdenscheid geben den Rahmen vor: Außer an den staatlich konzessionierten Spielbanken darf nicht um Geld gepokert werden. Daher die Sachpreise, um die bei Dahlmann gespielt wird – Sponsoren wie ein Fliesenleger oder ein Logistik-Unternehmen würden „Ruhrpott-Poker“ hier helfen. Dafür ist ihre Werbung auf den Filzbezug der Spieltische gedruckt.

Die Schar der „Zocker“ ist überwiegend männlich, Mitspieler, die jünger als 40 Jahre sind, stellen das Gros der rund 60 Leute an den Tischen. Der Lüdenscheider Björn stellt klar, dass er früher gern Doppelkopf gespielt habe – aber mittlerweile finde sich so selten eine Runde von vier Freunden zusammen und sein kleiner Sohn sei eher für Monopoly zu gewinnen. Für ihn bringe Poker – gespielt wird die weit verbreitete Variante „Texas Hold’em“ – „Spaß und Nervenkitzel“ mit sich. Er war schon beim ersten Turnier dieser Art im Januar dabei, bei der zweiten Auflage habe er wieder nette Menschen getroffen – und auch einen Bekannten aus der Techniker-Schule, den er aus den Augen verloren hatte.

Das Dahlmann-Team reicht Würstchen und Frikadellen, serviert Getränke. Allzu viele Biergläser sind nicht dabei, dafür Wasser, Cola oder Kaffeebecher. Mit benebelten Sinnen will hier offensichtlich niemand spielen. Michael Bahr betont, dass viele Spieler Poker sogar als Sport ansehen würden. Er und die „Dealer“, also die Kartengeber, an den Tischen sind über das Ruhrgebiet hinaus an immer mehr Orten im Sauerland aktiv. An der Grabenstraße machen sie alle zwei Monate Station. Auch sie setzen auf alkoholfreie Erfrischungen: Denn die Arbeit für „Ruhrpott-Poker“ sei ein Nebenverdienst, sagt Bahr, der am nächsten Morgen wieder in seinem Hauptberuf als Baumaschinen-Schlosser wieder zu Schraubenschlüssel statt Spielkarten greifen wird.

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