Gegenüber Straßen.NRW hat der Generalunternehmer, der den Auftrag ausführt, die Probleme inzwischen offen kommuniziert und hat bereits zeitliche Verzögerungen angekündigt, wie aus einer Antwort der NRW-Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des heimischen Abgeordneten Gordan Dudas (SPD) hervorgeht. Wie lange sich der Bau hinzieht, ist noch nicht klar. „Hierzu laufen derzeit Gespräche zwischen dem Auftragnehmer und dem Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen“, heißt es aus Düsseldorf.
Der bisher vereinbarte Zeitplan sah den Abschluss der Sanierungsarbeiten in der südlichen Tunnelröhre für den Sommer 2022 vor. Im Anschluss war eine Fertigstellung der Nordröhre im Oktober 2023 vorgesehen. Noch im Februar 2022 wurde als Ziel der Sommer 2023 genannt. Nun verhandelt nach Informationen unserer Zeitung Straßen-NRW mit dem Bauunternehmen über einen neuen Bauzeitenplan. Dass es weitere Verzögerungen gibt, steht dabei schon fest. Mindestens bis 2024 wird sich die Maßnahme aber noch hinziehen, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören.
„Die Arbeiten mussten nach dem Asbestfund verschoben werden, die Beseitigung des Asbests wiederum führte zu Mehrarbeiten ebenso wie die Feststellung, dass der Beton im Tunnel teilweise korrodiert war. Es war eine Kettenreaktion“, erklärte Straßen.NRW-Sprecherin Julia Ollertz auf Anfrage. Derzeit läuft die Betonsanierung in der südlichen Tunnelröhre. Diese wird voraussichtlich in diesem Sommer abgeschlossen. Anschließend muss die Tunnelausstattung installiert werden. Unter anderem erhält die Röhre eine neue Asphaltdecke, Beschilderung, Sicherheitsinventar und eine neue Beleuchtung. Erst danach kann die Röhre für den Verkehr freigegeben werden und der nördliche Tunnel in Angriff genommen werden. „Es geht nur nacheinander“, sagt Ollertz.
Die Straßen.NRW-Sprecherin legt Wert auf die Feststellung, dass die Bauarbeiten so schnell wie möglich abgeschlossen und beide Tunnelröhren wieder freigegeben werden sollen – „völlig unabhängig von der gesperrten Autobahnbrücke“.
Die NRW-Landesregierung sieht die beiden Baumaßnahmen und deren Auswirkungen auf den Verkehr in Lüdenscheid hingegen nicht isoliert, sondern warnt indirekt vor den Folgen. In der Antwort aus Düsseldorf heißt es wörtlich: „Es ist davon auszugehen, dass durch die Freigabe des Rathaustunnels Lüdenscheid mehr Verkehr nach Lüdenscheid gezogen werden wird. Durch die zweiröhrige Führung wird der kritische Knotenpunkt Lennestraße/Altenaer Straße (L 691 / L 530) im Zuge der A45-Bedarfsumleitung (U39/ U16) eine deutliche zusätzliche Belastung erfahren.“ Mit anderen Worten: Wird der Tunnel vor dem Neubau der Talbrücke Rahmede freigegeben, ist das Verkehrschaos in Lüdenscheid perfekt. Oder wie es die Straßen.NRW-Chefin im Radio formulierte: „Die Bürger von Lüdenscheid können froh sein, dass er im Bau ist.“ Und nicht fertig.