Bürgersteige und ganze Straßen seien weggespült, durch die historische Altstadt ziehe sich ein eineinhalb Meter tiefer Graben. „Solch eine Zerstörung kannte ich bisher nur von Schwarz-Weiß-Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg“, schüttelt der erfahrene Helfer – Maus engagiert sich seit 1990 beim DRK und den Johannitern – auch Tage nach seiner Rückkehr nach Lüdenscheid den Kopf.
Es gibt weder Strom noch Gas, auch die Festnetztelefone bleiben stumm. Das Mobilfunknetz bricht regelmäßig zusammen. Auch der Behördenfunk mit UKW-Technik funktioniere nicht, sagt Maus, mache die übliche Kommunikation unter den Einsatzkräften unmöglich. Abhilfe kommt aus dem Museum für Kommunikation in Berlin. Dort sei ein Fernsprechbauwagen aus dem Jahr 1982 entmottet worden, sagt der 49-Jährige. „Jetzt können einzelne Hilfskräfte durch ein Feldtelefon mit der Zentrale sprechen.“
Mit der Essensausgabe am Marktplatz sind Maus und seine Kollegen gegen 14.30 Uhr fertig, danach gehen sie durch Ahrweiler, um zu sehen, wo Hilfe benötigt wird. „In der gesamten Innenstadt ist ein permanentes Hämmern, Schleifen oder Sägen zu hören“, beschreibt Maus die Geräuschkulisse. Freiwillige Helfer von Außerhalb könnten sich direkt an den Info-Punkten melden. Die „Externen“ müssten an den Ständen nur folgenden Dreiklang komplettieren: „Ich bin, ich kann, ich habe“, zählt Maus auf. So könne beispielsweise ein Tischler einem Hochwasser-Geschädigten sofort zur Hand gehen, wenn Schreinerarbeiten benötigt werden.
Überwältigt ist der Lüdenscheider von der Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. Ob es nun Jugendliche seien, die der Sanitäter mit blutenden Händen zur Erstversorgung schicken müsse oder die 70-Jährige mit einem Rollator, die den Kindern Geschichten vorlese. „Diese kleinen Gesten sind genauso viel wert wie die Millionenspenden“, ist sich Maus sicher.
Besonders beeindruckt ist der Lüdenscheider von einem todkranken Neunjährigen, der aus dem Wohnmobil seiner Eltern Kaffee anbietet und Ladekabel sämtlicher Handyhersteller bereit hält. Obwohl der Junge wisse, dass er seinen zehnten Geburtstag nicht erleben werde, freue er sich, jeden Tag den Menschen in Ahrweiler in ihrer schweren Zeit eine Kleinigkeit zu geben – ob nun eine Tasse Kaffee oder etwas Energie für das Handy.