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Monatelange Sperrung: Arztpraxis eröffnet Außenstelle für Patienten

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Von: Thomas Machatzke

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Rahmede Talbrücke Arztpraxis
Karina Ulrich vom Gesundheitszentrum Rahmede ist froh, dass sie für die Lüdenscheider Patienten eine Lösung gefunden hat. © Cedric Nougrigat

Das Gesundheitszentrum Rahmede macht für die Zeit der Sperrung der Altenaer Straße eine Filiale auf: in Hellersen.

Altena/Lüdenscheid – Die Arztpraxis im Gesundheitszentrum Rahmede in Mühlenrahmede ist eine durchaus expandierende: Als für die Praxis über der dortigen Apotheke 2015 auf einmal eine Nachfolgelösung gefunden werden sollte, ergriffen 2016 Dr. Jan Felix Fritsch und Kris Landscheidt die Chance beim Schopf. Seitdem haben die beiden jungen Ärzte etwas Tolles geschaffen für die Rahmede. Hatte die allgemeinmedizinische Grundversorgung der Rahmede seinerzeit in Frage gestanden, so ist die Praxis in Mühlenrahmede inzwischen Anziehungspunkt weit über die Rahmede hinaus.

„Wir haben neue Patienten aus Lüdenscheid, Schalksmühle und Nachrodt“, sagt Karina Ulrich, die im Gesundheitszentrum als MFA arbeitet. „In Lüdenscheid nehmen viele Praxen keine neuen Patienten mehr auf, wenn andere Praxen schließen. Wir sind da schon stark frequentiert.“

Im Gesundheitszentrum – mit einer „Außenstelle“ in Plettenberg-Ohle – praktizieren inzwischen fünf Ärzte, und gerade frisch zum 1. April sind mit dem Plettenberger Dr. Wolfgang Ermes und Muhammad Abu Al Neaj, der fest im Klinikum in Hellersen arbeitet, zwei Aushilfen hinzugekommen für die Akutsprechstunden. Kurzum: Die Praxis ist eine Art Musterbeispiel, wie sich die hausärztliche Versorgung mit guten Strukturen und frischen Ideen positiv entwickeln kann.

Monatelange Sperrung: Arztpraxis eröffnet Außenstelle für Patienten

Ideenreichtum war nun indes ganz besonders gefragt, denn nach den Osterferien, am 17. April, wird dem Gesundheitszentrum quasi die Zufahrt abgeschnitten. Die Sperrung der Altenaer Straße bedeutet für die Patienten aus Lüdenscheid und Schalksmühle, dass sie immense Umwege auf sich nehmen müssten, um vor Ort einen Termin wahrzunehmen.

Die Lösung: Ab dem 17. April wird es für zwei Tage in der Woche eine „Außenstelle“ für Akut-Sprechstunden in Lüdenscheid geben – und zwar in den Räumen, die die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) für ihren kassenärztlichen Notdienst vom Klinikum Hellersen angemietet hat. Seit der Corona-Zeit ist die KVWL hier im Haus 10 (Paulmannshöher Straße 14) relativ autark unterwegs. Vorher hatte es die direkte Nachbarschaft zur Notfallambulanz gegeben, die wurde aus Gründen der Kontakt-Minimierung in dieser Zeit abgeschafft. Seitdem gibt es die kleine Notfallpraxis in Haus 10, die aber nur abends und an Wochenende belegt ist. Eine Notfallpraxis, die nun also bei einem besonderen Notfall hilft – einem Brücken-Notfall.

„Wir haben inzwischen grünes Licht von der KVWL in Dortmund und Lüdenscheid und auch vom Klinikum in Hellersen, dass wir die Räume montags und donnerstags nutzen dürfen“, sagt Karina Ulrich. „Das war ein sehr netter, toller Kontakt. Alle waren sehr bemüht, dass das klappt.“ So wird das Gesundheitszentrum Rahmede ab dem 17. April und bis zur erhofften Aufhebung der Sperrung Mitte Juni montags von 8 bis 13 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr Sprechstunden in Hellersen anbieten. Donnerstags ist die Zeit nach hinten gedeckelt, weil die KVWL mit ihrem Notdienst ab 18 Uhr die Räumlichkeiten benötigt.

„Aber es sind natürlich nur Akutsprechstunden – für Infekte, Rückenbeschwerden oder Ähnliches. Ein EKG wird man auch schreiben können. Check-Ups werden wir dort aber nicht machen können, dafür sind die Gerätschaften gar nicht da“, erklärt Ulrich. „Allerdings können die Patienten aus Lüdenscheid und Schalksmühle in den Sprechzeiten in Hellersen auch ihre vorbestellten Rezepte oder Überweisungen abholen.“

Tatsächlich hatte das Thema die Patienten natürlich bereits umgetrieben. Manche Patienten hatten versucht, schon ihre Medikamente fürs nächste halbe Jahr im Voraus zu bekommen. „Aber das ist natürlich schwierig“, sagt Ulrich. „Man muss die Patienten ja auch regelmäßig medizinisch betreuen. Dass die Verkehrssituation gerade ältere Patienten, die auf den Bus angewiesen sind, vor große Probleme stellt, sehen wir aber natürlich ein.“

Man hofft, eine Lösung gefunden zu haben. Die Sperrung, die trifft übrigens nicht nur die Patienten. Dr. Jan Felix Fritsch kommt wie Karina Ulrich täglich aus Schalksmühle in die Praxis gefahren, es gibt weitere Medizinische Fachangestellte, die in Lüdenscheid wohnen. Die freuen sich nun, vielleicht auch mal in Hellersen Dienst tun zu können. „Und wir hoffen natürlich auch noch auf Ausnahmegenehmigungen für den Anlieger-Bereich“, sagt Ulrich. Von Schalksmühle über den Dickenberg nach Mühlenrahmede ist noch immer erträglicher als über die Brachtenbecke und Altena. Und möglicherweise sogar wichtig, wenn die ärztliche Hilfe akut benötigt wird in der Praxis.

Den wichtigsten Part indes – ein Angebot für die Patienten auf der anderen Seite der Sperrung – hat das Gesundheitszentrum nun erst einmal auf den Weg gebracht. Das freut sich das Team – vor allem für die Patienten.

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