Lüdenscheid - Zeit ist nicht nur Geld, Zeit rettet vor allem Leben. Nach einem schweren Unfall können für das Opfer Sekunden von Bedeutung sein. Jetzt ist im Notfall schnelle und qualifizierte Hilfe vor Ort. Dafür musste investiert werden - auch in den Heli-Platz.
Die Märkischen Kliniken in Hellersen sind als „Regionales Traumazentrum“ zertifiziert. „Wir haben den Meisterbrief zur Versorgung von Schwerverletzten“, betont Prof. Dr. Dr. Thomas Uhlig, Direktor der Klinik für Anästhesie, Operative Intensivmedizin, Schmerztherapie und Rettungswesen „Damit wird eine Lücke in der medizinischen Hilfe am Klinikum auf hohem Niveau geschlossen“, unterstreichen Dr. Michael Klein, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, sowie Dr. Thorsten Kehe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Märkischen Kliniken. „Das Zertifikat ist ein Segen für die Bevölkerung.“
Verunglückte beispielsweise ein Fahrradfahrer am Bräuckenkreuz und zog sich bei dem Sturz schwere Kopfverletzungen zu, wurde er nicht etwa im nahegelegenen Klinikum versorgt, sondern mit dem Hubschrauber nach Lünen, Dortmund, Essen, Siegen oder Köln geflogen. „Er kam nur nicht zu uns, weil wir nicht über die notwendige Lizenz verfügten“, so Prof. Uhlig.
Das habe sich jetzt grundlegend geändert. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie hat dem Klinikum offiziell bestätigt, dass sich schwer verletzte Patienten aus Lüdenscheid und Umgebung im Notfall auf eine schnelle und qualifizierte Versorgung durch die Ärzte und Pfleger des Klinikums verlassen können. „Das ist ein ganz wesentlicher Punkt für die Entwicklung des Hauses“, erklärt Dr. Klein.
Zahlreiche Aufgaben und Anforderungen - und weiterhin viel Arbeit
Vor der Auszeichnung musste das Team einen Berg von Aufgaben und Anforderungen abarbeiten. Grundlage sei das sogenannte „Weißbuch der Schwerverletzten-Versorgung“. Pflegekräfte, Anästhesieteam, Chirurgen und technische Einrichtungen vom Computertomografen bis zum Hubschrauberlandeplatz müssen an 365 Tagen rund um die Uhr einsatz- und funktionsbereit sein. Dr. Klein: „Der Zeitfaktor ist das Wichtigste.“ 140 Patienten kamen im vergangenen Jahr in den Schockraum (Reanimationsraum) des Klinikums.
Anders als aus einschlägigen Fernsehserien bekannt, werde im realen „Emergency Room“ nach klaren Strukturen gearbeitet. 20 Personen habe man als Schwerverletzte versorgt – Bein- und Armbrüche fielen nicht in diese Kategorie. Anfang der Woche musste sich das Team gleich in vier Fällen bewähren: Verkehrsunfälle sowie Treppen- und Leiterstürze setzten die „eingespielte Notfallkette“ im Klinikum in Gang.
Dr. Klein: „Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachabteilungen ist für eine bestmögliche Versorgung unerlässlich.“ So froh die Verantwortlichen über die Auszeichnung sind, so klar ist allen, dass damit die Aufgabe längst nicht erledigt ist. Prof. Uhlig: „Wir müssen weiter Gas geben, denn die Prüfungen, ob alles richtig läuft, enden nicht. Den Zettel wollen wir auf keinen Fall verlieren.“