Die Geschichte der SKD sei die eines konstanten Wachstums: „Zwischen 2000 und 2016 ist der Transportbereich des Unternehmens stetig größer geworden. Wir zogen zunächst an die Jünger Straße, dann an die Gutenbergstraße. Doch auch für diesen Standort wurden wir bald zu groß“, sagt Tasyürek. 2016 erfolgte zusätzlich die Gründung der SKD Services GmbH, die ihren Kunden neben dem Transport auch Lagerflächen für ihre Waren bietet, diese sortiert und verpackt. Angefangen mit 1250 Quadratmetern, wuchs die Lagerfläche auf heute insgesamt rund 26 000 Quadratmeter für 450 Direktkunden im Märkischen Kreis. Der zugehörige Fuhrpark umfasst mittlerweile 90 Fahrzeuge, von denen 35 Sattelzüge sind. „Die Suche nach einem Standort mit Verwaltungsgebäuden für 35 Mitarbeiter, genügend Parkflächen und einer Lagerhalle mit mehr als 5000 Quadratmetern gestaltete sich schwierig“, erinnert sich die Betriebsleiterin Sedef Tasyürek.
Vor zwei Jahren stellten dafür vorläufig der Schützenverein und der Eigentümer des Festsaals an der Hohen Steinert ihre Flächen zur Verfügung – aber von Beginn an war klar, dass dies keine Dauerlösung sein konnte. Darum nun der Umzug an die Hohe Steinert 8.
Hüseyin Tasyürek ist zufrieden mit der Entscheidung: „Auf 42 000 Quadratmetern haben wir nun genug Platz, um in den nächsten zehn bis 20 Jahren weiter wachsen zu können.“ Den größten Anteil wolle die SKD selbst nutzen, im 2700 Quadratmeter großen Verwaltungstrakt sollen künftig aber auch Räume vermietet werden.
Das stetige Wachstum der SKD führt Hüseyin Tasyürek auf die Unternehmensphilosophie zurück. „Wir haben seit jeher versucht, eine möglichst hohe Rückladequote zu erzielen. So vermeiden wir Leerkilometer. Da wir keine klassische Spedition sind, ist das für uns besonders wichtig.“ Denn die Routen der SKD seien nicht beständig oder lange im Voraus absehbar. Stattdessen sei die Kernkompetenz seit jeher Sonderfahrten gewesen, um zum Beispiel bei akutem Materialmangel schnell Abhilfe zu schaffen. „Zur Not mit zwei Fahrern auf einem Fahrzeug quer durch Deutschland und Europa.“
Daher habe das Unternehmen sukzessive ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut, dessen mittlerweile acht Mitglieder voneinander profitieren. Eine Software verfügt über Informationen über Fahrzeuge und Frachten der Partner und erkennt lohnenswerte Transporte. In der Folge erhalten die Disponenten den entsprechenden Vorschlag und können ihre Fahrer instruieren. „Wir haben – aufgrund unseres Netzwerks – bei unseren Rückfahrten eine Auslastung von 85 Prozent“, sagt Sedef Tasyürek stolz. Das Unternehmen plane, bald mit der Software auf den Markt zu gehen – 20 bis 30 Partner hält Sedef Tasyürek für realistisch.
Doch auch bei der SKD läuft nicht immer alles rund. Corona und der Personalmangel bedeuten große Herausforderungen. Um bei den Richtlinien für Impfungen und Tests für 80 bis 90 Fahrtziele pro Tag immer auf dem aktuellen Stand zu sein, musste die SKD zusätzliche Bürokräfte anstellen. „Das sind Mehrkosten, die wir keinem Kunden weitergegeben haben“, sagt der Geschäftsführer. Hinzu kamen die Quarantäne- und Krankheitsfälle, auch wenn sich diese Hüseyin Tasyürek zufolge bisher in Grenzen gehalten hätten.
Doch während sich in dieser Thematik mit den international voranschreitenden Lockerungen Besserung anbahne, sei das für die zweite große „Baustelle“ der SKD nicht erwartbar. „Offiziell haben wir in Deutschland 75 000 Berufskraftfahrer zu wenig, ich gehe jedoch von 100 000 und mehr aus.“ Statt früher 30 bis 40 Bewerbungen auf eine freie Stelle bekäme die SKD heute nur noch bei jeder zweiten Ausschreibung eine qualitative Bewerbung. „Der Beruf ist hart und bestimmt nichts für jeden. Aber die Arbeitslöhne haben sich enorm positiv für die Fahrer entwickelt, und Zusatzprämien oder andere Anreize wie Firmenfahrzeuge sind keine Seltenheit mehr“, sagt Hüseyin Tasyürek. Die Firmen müssten immer mehr Anreize schaffen, um Mitarbeiter anzulocken und zu halten.
Als weniger problematisch erwies sich für den Logistikdienstleister bisher hingegen die Brückensperrung. Zwar berichten auch die Tasyüreks über massiv gestiegene Fahrtzeiten in und um Lüdenscheid und zeigen Verständnis für jeden in der Branche, der darunter leidet, jedoch würden diese Mehrkosten in ihrem Fall durch ein höheres Auftragsvolumen ausgeglichen. „Wir generieren seit der Brückensperrung mehr Sonderfahrten – insgesamt hält es sich die Waage.“ Man müsse sich mit der aktuellen Situation arrangieren und schauen, wie man einen Beitrag zu ihrer Verbesserung leisten kann.
Im Fall der SKD soll dieser bald aus fünf bis zehn Parkplätzen auf dem neuen Firmengelände bestehen, die andere Spediteure per App reservieren können. Die Gespräche mit der Stadt laufen noch. „Mein Bruder und ich sind selbst sieben Jahre Lkw gefahren. Man kehrt oft an unschönen Orten ein, um die Pausenzeiten einzuhalten“, sagt Hüseyin Tasyürek. In Lüdenscheid solle das zukünftig nicht mehr vorkommen und die Fahrer nicht mehr quer durch die Stadt auf Parkplatzsuche gehen müssen.
Insgesamt sehen die Tasyüreks die Wachstumspläne der SKD weder durch Corona noch durch den Personalmangel oder die Brückensperrung ernsthaft gefährdet: „Die Situation ist für alle in der Branche gleich. Man muss vernünftig kaufmännisch arbeiten und mit seinem Service weiter zuverlässig Qualität liefern – dann kann man solche Krisenzeiten überstehen.“