Hausärzte in Lüdenscheid: Mehr als die Hälfte über 60

Die haus- und fachärztliche Versorgung in Lüdenscheid ist nur scheinbar zahlenmäßig gesichert.
Lüdenscheid - Das Thema passt gleich in mehrfacher Hinsicht in den Ausschuss für Soziales, Senioren und Demografie. Dort stand es am Dienstag auf der Tagesordnung. Und einmal mehr wurde deutlich: Die Hausärzte selbst sind ein typisches Beispiel dafür, welche Folgen der demografische Wandel und die alternde Gesellschaft haben.
Zwar sei der Versorgungsgrad in Lüdenscheid und der Region mit fast 93 Prozent und 62 Hausärzten hoch, erläuterte Dirk Aengeneyndt vom Fachdienst Wirtschaftsförderung dem Ausschuss. „Doch das verändert sich mit Blick auf die Altersstruktur“, sagte er. Dann werde es besorgniserregend, vor allem, wenn alle auf einmal in den Ruhestand gingen: Neun Ärzte praktizierten jenseits der 70, 34 von 59 seien älter als 60 Jahre. Aengeneyndts Fazit im überregionalen Vergleich: „Das Problem gibt’s überall, hier ist es aber etwas stärker.“
Noch arbeiten gerade Hausärzte über die Altersgrenze zum Teil weit hinaus, wenn andere längst in den Ruhestand gehen. Entsprechend fragil ist die Versorgungsstruktur.
Kommunale „Kümmerer-Struktur“
Was also tun? Diese Frage treibt nicht nur den Ausschuss um. Zwar habe man eine „kommunale Kümmerer-Struktur aufgebaut“, sagte Aengeneyndt. Aber Flyer, Jobs-für-Docs-Initiativen, Stipendien oder Darlehen – all das habe keinen nachhaltigen Effekt, lautete die ernüchternde Erkenntnis. Ob auch Südwestfalens romantisierende Imagewerbung eine Mitschuld am mangelnden Interesse junger Ärzte haben könnte – diese Frage warf Karin Löhr (SPD) auf. „Mit den Werbebildchen machen wir uns doch lächerlich“, sagte sie: „Wir sind eine Industrieregion, die auch kulturell viel zu bieten hat.“ Ob hausärztliche Versorgungszentren eine Lösung sein könnten, auch das will man nun als Nächstes mit einem Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) diskutieren.