Grundschule Lösenbach: Neubau wäre die teuerste Lösung

Wie geht es weiter mit der Grundschule Lösenbach? Im Schulausschuss am Dienstag stellte die Stadtverwaltung mögliche Lösungsvorschläge vor.
Lüdenscheid – Drei Varianten kommen für den Schulstandort Lösenbach in Frage. Die Stadtverwaltung favorisiert eine Lösung, die einen kompletten Abriss und den Neubau vorsieht.
Das Bestandsgebäude der Grundschule an der Schubertstraße weist enorme bauliche Mängel auf. Ende 2021 wurde zudem festgestellt, dass der Bau aus den 1960er-Jahren die brandschutztechnischen Vorgaben nicht mehr erfüllt. Zum Start des Schuljahrs 2022/23 wurde der Unterricht der rund 230 Schüler in die Räume des Gebäudes der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule an der Kaiserstraße verlegt.
Diese provisorische Lösung ist kein Dauerzustand, die brandschutztechnische Ertüchtigung oder gar ein Neubau der Grundschule Lösenbach daher für die Stadt Lüdenscheid eine unausweichliche Notwendigkeit. Wie nun in der Sache vorgegangen werden könnte, war in den vergangen Monaten Gegenstand von Bestandsaufnahmen und Analysen.
ZGW-Betriebsleiter Andreas Beckmann und Architektin Michaela Wortmann informierten anhand einer Machbarkeitsstudie, die in enger Zusammenarbeit der Zentralen Gebäudewirtschaft der Stadtverwaltung mit den KKW-Architekten und dem Ingenieurbüro Werner erstellt wurde, nun den Schulausschuss über die baulichen Möglichkeiten. Vorweg: Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass die drei vorgestellten Varianten keine konkreten Planungen darstellen, sondern allenfalls als Orientierung zu verstehen seien. „Das heißt, dass nicht zwangsläufig auch alles, was in der Machbarkeitsstudie enthalten ist, auch in die Planungen einbezogen werden muss“, stellte Michaela Wortmann klar. Diese Varianten der künftig dreizügigen Grundschule sind möglich:
Vollentkernung, Umnutzung und Anbau
Das dreigeschossige Bestandsgebäude könnte um einen Anbau mit zwei Geschossen erweitert werden. Der Anbau wäre notwendig, weil aus Gründen der Statik keine weiteren Geschosse auf den Altbau aufgesetzt werden können. Die Notwendigkeit einer räumlichen Erweiterung ist dadurch gegeben, dass ein 80-prozentiger Bedarf an OGS-Angeboten zugrunde gelegt wird. Diese Variante würde klassische Klassenräume vorsehen, die bis zu 68 Quadratmeter groß wären. Eine Barrierefreiheit würde diese Lösung jedoch nicht gewährleisten. Mit Kosten von circa 13 Millionen Euro wäre dies die günstigste Variante. Allerdings ginge das mit einer 40-monatigen Bauzeit sowie einem erhöhten Betreuungsaufwand durch Sachverständige einher und Brandschutzsonderlösungen müssten umgesetzt werden.
Teilabriss, Sanierung und Anbau
Variante 2 würde bei einer Bauzeit von rund 36 Monaten die Stadt 16 Millionen Euro kosten. Barrierefreiheit könnte größtenteils durch Rampen und eine Aufzugsanlage hergestellt werden. Hinsichtlich der Unterrichtsräume wäre es möglich, die Hälfte des Bedarfs als sogenannte Raumcluster – wie in der Ida-Gerhardi-Schule beispielsweise schon vorhanden – zu realisieren und größere Klassenräume anzubieten (Klassenraum-Plus-Prinzip). Wie bei Variante 1 wird ebenfalls von einem dreigeschossigen Altbau mit zweigeschossigen Anbau ausgegangen.
Vollabriss und Neubau
Mit Gesamtkosten von 22 Millionen Euro die teuerste Lösung ist der Neubau, aber mit einer veranschlagten Bauzeit über 31 Monate auch die Variante, die am schnellsten zu realisieren sei. Weitere Vorteile seien, dass Barrierefreiheit annähernd erreicht werden könne, ein modernes, den veränderten Ansprüchen des Beschulungskonzeptes gemäßen Raumkonzept vollständig umgesetzt werden würde. Entstehen würde dann ein viergeschossiger Neubau, vornehmlich durch einen Generalunternehmer. Die Bauzeit verringere sich überdies durch Ausführungen in Modulbauweise. Weitere Vorteile wären eine relative Termin- und Kostensicherheit sowie der Erhalt von Grünflächen um das Areal herum. Dies wäre bei den beiden anderen Varianten nicht gegeben. Ferner würden Folgekosten für die Unterhaltung der Schule auf längere Sicht gesehen geringer ausfallen. Als Negativ-Aspekt erachtet die Verwaltung die Kosten.
Laut Kämmerer Sven Haarhaus wären auf weite Sicht auch keine Fördermittel für einen Neubau abrufbar. Legt man die Folgekostenbetrachtung (Zeitraum 30 Jahre: Finanzierung, Energiekosten und Instandhaltung) der jeweiligen Varianten zugrunde, so ergeben sich für Variante 1 in Summe 27,31 Millionen Euro, für Variante 2 dann 31,6 Millionen Euro und für Variante 3 letztlich 34,91 Millionen Euro an Kosten. Nach Ablauf von 30 Jahren würden Restbuchwerte von 4,76 Millionen (Variante 1), 6,11 Millionen (Variante 2) oder 8,41 Millionen (Variante 3) bestehen.
Dass die Stadtverwaltung einen Komplettabriss mit Neubau präferiert, sorgte bei den Fraktionen nicht durchweg für Zustimmung. So äußerte Josef Filippek (Die Linke), dass das Gefühl vermittelt werde, dass von der Verwaltung von vorneherein ein Neubau favorisiert worden wäre – schon vor Vorliegen der Machbarkeitsstudie. Kritik auch von Norbert Adam (CDU): „In den vergangenen Jahren wurde viel Geld in die Grundschule Lösenbach gesteckt und immer betont, dass alles in Ordnung sei. Es wird schwer werden, der Öffentlichkeit die Notwendigkeit eines Neubaus zu verkaufen.“
Carina Böhme vom Fachdienst Schule und Sport verwies darauf, dass man angesichts veränderter Ansprüche im Schulbetrieb und durch den OGS-Rechtsanspruch ein entsprechend zukunftsfähiges Raumangebot vorhalten müsse.