Neue Frisur ist kein Beweis
Frau achtet auf frische Frisuren und ruft Corona-Streife - Polizei-Einsatz an Salon im MK
Das kam der Nachbarin verdächtig vor: Aus ihrem Fenster hat sie freien Blick auf einen Friseursalon in der Innenstadt von Lüdenscheid. Dort achtete sie insbesondere auf die Frisuren der Personen, die sich im Salon bewegten - vorher und nachher.
Als am 4. Februar mehrere Personen in den Frisier-Laden in Lüdenscheid marschierten und wenig später frisch frisiert wieder heraustraten, hatte die Nachbarin genug gesehen. Sie rief die Corona-Streife gegen 17.30 Uhr auf den Plan, um einen möglichen Verstoß gegen die Coronaschutzverordnung zu melden. Der Hintergrund: Seit Mitte Dezember müssen die Salons geschlossen sein, Friseure haben coronabedingt Berufsverbot.
Stadt | Lüdenscheid |
Landkreis | Märkischer Kreis |
Einwohnerzahl | 72.313 (Stand: 31.12.2019) |
Hinweise auf illegales Haareschneiden im Friseur-Salon in Lüdenscheid
Vor Ort jedoch stand die städtische Corona-Streife vor verschlossenen Türen. Augenzeugen sprachen gar davon, dass sich die Friseure verbarrikadiert hätten. Ob das stimmt, ist nach der Recherche bei Polizei und der Stadt Lüdenscheid nicht mehr haargenau nachzuvollziehen. Im Einsatzprotokoll der hinzugezogenen Polizeibeamten findet sich immerhin der Hinweis, dass die Personen im Salon das Ordnungsamt nicht hineinließen. Polizei und städtische Mitarbeiter rückten daraufhin ab. „Wir konnten in diesem Fall keinen Verstoß nachweisen“, sagt Stadtsprecherin Marit Schulte. Anders als in einem illegalen Friseursalon in Schwerte (Kreis Unna), den die Polizei im Januar aushob. Ein Rapper stellte dazu ein Video ins Netz.
Das mögliche Verstöße nicht nachgewiesen werden können, ist in Lüdenscheid kein Einzelfall. Immer wieder informieren aufmerksame Nachbarn oder Passanten das Ordnungsamt über vermeintliche Frisier-Verstöße in Salons und privat - meistens dann, wenn die Frisuren auffallend frisch wirkten. „Wir gehen den Hinweisen teilweise auch verdeckt nach“, sagt Schulte. Bislang jedoch ohne Erfolg.
Nachweis für Corona-Streife schwierig: Eine neue Frisur ist noch kein Beweis
Denn: In fast allen Fällen ist der Nachweis für die Mitarbeiter der Corona-Streife unmöglich. Nur wenn der Friseur in einem Salon erwischt wird, liegt ein bußgeldwürdiges Verhalten vor. Ein Freundschaftsbesuch mit Schere und Lockenstab allein stellt eben noch keinen Verstoß gegen die Coronaschutzverordnung dar. Die neue Frisur der Nachbarin ist aus Sicht des Ordnungsamts daher auch kein Beweis.
Friseure im Lockdown: Warnungen vor Schwarzarbeit und Forderung nach Öffnung
Seit Beginn des Lockdowns hatten heimische Saloninhaber zuletzt – auch gegenüber unserer Zeitung – vor den Folgen möglicher Schwarzarbeit und einer Verlagerung des Haareschneidens ins Private gewarnt. Dort könnten die Infektionsschutzmaßnahmen nicht so streng eingehalten werden wie im Salon. Ab 1. März dürfen die Frisierläden wieder öffnen. Hinweise erhalten die Ordnungsamtsmitarbeiter fast täglich auf das Treiben in Wettbüros.
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