Erdbeerbus mit Vergangenheit

Lüdenscheid - Vielleicht ist es tatsächlich das letzte Originalfahrzeug mit dieser Geschichte, das in Deutschland noch existiert. Für TMS, den Verein „Traditionsbus Mark Sauerland“, ist der MVG-Wagen 264 aber so oder so einzigartig: Drei Jahre, nachdem der 2013 gegründete Verein über Facebook von der Existenz des alten Busses, Baujahr 1980, erfahren hatte, hatten die Bemühungen, ihn zurückzukaufen, Ende letzten Jahres endlich Erfolg.
Privat finanziert und für einen symbolischen Preis dem Verein überlassen, muss der nun die Restaurierung stemmen. Dafür sind Spenden willkommen; Spendenquittungen können ausgestellt werden.
Die Geschichte von Wagen „264“ begann, so viel konnten die ehrenamtlichen Verkehrsgeschichtler von TMS recherchieren, am 24. Juni 1980. Damals wurde das Fahrzeug zusammen mit 21 weiteren baugleichen Bussen erstmals auf die MVG zugelassen. Es erhielt seine Wagennummer und das amtliche Kennzeichen MK-V 264. Auf den mit rotem Kunstleder bezogenen Bänken fanden 45 Fahrgäste Platz. 56 weitere konnten stehen.
Nach seiner Ausmusterung 1994 kam der Bus ins 480 Kilometer entfernte Grimma-Dürrweitzschen. Als so genannter „Erdbeerbus“ brachte er bis zum vergangenen Sommer Erntehelfer auf die Felder, in entlegenere Anbaugebiete. Der Vorteil: Der Bus wurde regelmäßig gewartet und verbrachte die Wintermonate immer unter Dach und Fach.
Mittlerweile ist das Fahrzeug wieder im Märkischen Kreis – mit einem Kilometerstand von 766 482; beim Verkauf vor 23 Jahren waren es 698 000 gewesen. Viel gefahren ist er in der Zeit also nicht. Und doch sind Rost- und Schwachstellen sichtbar. Die Sorge, in welchem Zustand sich der Gitterrohrrahmen nach Entfernung der Außenhaut zeigen wird, ist groß. Von der Firma Hering Nutzfahrzeugbau in Balve wird der Wagen mit der einst typischen Blutorange-reinweiß-Lackierung nun in den nächsten Monaten auf Herz und Nieren geprüft werden. Erleichtert ist der Verein, dass der Fachmann seine Unterstützung zugesagt hat. Wie lange die Restaurierung dauern wird, und ab wann der Bus regelmäßig auch beispielsweise für heimatgeschichtliche Touren eingesetzt werden kann – das wird sich noch herausstellen.
Für TMS-Vorsitzenden Steffen Künne ist all’ das viel mehr als die Rückkehr eines originalen Stücks heimischer Verkehrsgeschichte nach 23 Jahren. Damit, so sagt er, könne man nun die zweite Säule der Vereinsarbeit vorweisen. Die erste Säule ist das kleine Museum, mit dem die 33 busbegeisterten TMSler die Verkehrsgeschichte des Kreises mit Schwerpunkt auf Omnibusgeschichte sichtbar machen wollen. Viele Exponate füllen inzwischen die „Galerie“ an der Gartenstraße, die spätestens Mitte des Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Viel Arbeit haben die Ehrenamtlichen in die Präsentation der Erinnerungsstücke gesteckt, die vielfach von Ehemaligen der MVG zur Verfügung gestellt worden sind. Und auch das Signal an die MVG ist dem Verein wichtig, „um zu zeigen, dass es uns ernst ist“. Denn ohne die Unterstützung und das Wohlwollen des Verkehrsbetriebes wäre die Vereinsarbeit in der Form schwerlich möglich.
Und nun, endlich, hat man auch den eigenen Bus: „Für sein Alter ist er recht ordentlich in Schuss“, erzählt Steffen Künne. „Es war eine wahre Wonne, mit dem Wagen zu fahren“, erinnert er sich an die Rückfahrt von Grimma in den Märkischen Kreis. Gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Burkhard Heine überführte er das Fahrzeug, das die lange Strecke gut geschafft und dabei auch problemlos 85 km/h erreicht habe. Künne selbst hat 2017 sogar eigens den Busführerschein gemacht; für ihn war die „Heimfahrt“ zugleich die erste große Tour.
Nähere Infos auch zum Bus hat TMS auf seiner Internet-Seite zusammengestellt: www.traditionsbus-ms.de. Spendenkonto für die Restaurierung: IBAN DE87 4585 0005 0000 3929 28. Stichwort: Spende Traditionsbus 264