Denn auch Dr. Scheffer weiß: Nach der Erleichterung kommt oftmals das Verlustgefühl. Überwog auch bei Petra Braun zunächst die Erleichterung, wieder gesund zu sein, realisierte sie nach erfolgreicher Chemo-Therapie, dass ihr die linke Brust fehlte. „Über die Jahre machte es mir immer mehr zu schaffen“, sagt sie. Zwar hatte sie nach der Brustentfernung einen speziellen BH bekommen, der die fehlende Brust kaschieren sollte, aber so richtig glücklich war sie damit nicht – und zog ihn kaum an. „Mein Mann sagte zu mir: Du gefällst mir so, wie du bist. Das ist zwar schön zu hören, aber ich habe mich selbst nicht wohlgefühlt, mir nicht gefallen und mich unvollständig gefühlt.“
Und so entschloss sie sich im Jahr 2020 schließlich doch zu einem Brustaufbau durch die Implantation einer Prothese – und hatte mit Dr. Scheffer eine Spezialistin in der Nähe gefunden. Bei der Operation wurde die alte Narbe geöffnet und ein Silikonkissen eingesetzt. Damit die Brüste gleichmäßig aussehen, wurde gleichzeitig die rechte Brust angeglichen und gestrafft.
Wie Dr. Scheffer erklärt, gebe es verschiedene Möglichkeiten des Brustaufbaus: „Bei der kompletten Entfernung erfolgt der Aufbau entweder mit dem eigenen Haut-Weichteilmantel von einer anderen Stelle des Körpers, wie zum Beispiel vom Bauch, der Oberschenkelinnenseite, dem Po oder dem Rücken. Die andere Möglichkeit ist die Implantation einer Silikonprothese“, erklärt Dr. Petra Scheffer. Bei einer Teilentfernung werde die Brust meist gleichzeitig wieder geformt, aber es verbleibe ein Volumendefizit oder eine Delle im Vergleich zur anderen Seite. „Hier kann entweder ein Implantat den Volumenausgleich schaffen oder man benutzt das eigene Fettgewebe, das von einer anderen Stelle des Körpers abgesaugt wird und füllt hiermit die Brust wieder auf. Das bezeichnet man als Lipofilling. Jede Methode hat dabei ihre eigenen Vor- und Nachteile und auch Grenzen“, ergänzt die Chefärztin.
„Ich finde es gut, dass es solche Möglichkeiten gibt“, sagt Petra Braun, die sich nun deutlich wohler und vollständiger fühle. „Das wünsche ich auch anderen Betroffenen. Jetzt brauche ich mich nicht mehr zu verstecken. Auch wenn ich diese OP nur für mich selbst gemacht habe und nicht für andere“, resümiert sie. Ein Stück Lebensqualität sei zurück.
Über die Jahre machte es mir immer mehr zu schaffen.
Dass Petra Braun mit diesem Gefühl nicht alleine ist, erlebt Dr. Scheffer immer wieder – so auch bei Jasmin M. „In der Reha wurde ich zum ersten Mal mit dem Thema Brustaufbau konfrontiert. Die Frauen dort hatten ihn bereits hinter sich und ich wurde oft gefragt, warum ich warten würde. Am meisten beeindruckt hat mich damals, dass die Frauen so glücklich mit ihrem Körper waren, während ich noch den Verlust meiner Brust verarbeitete. Ich wünschte, ich hätte meinen Körper damals so annehmen können. Natürlich ist man froh, dass der Krebs besiegt ist. Trotzdem schien mir etwas zu fehlen, noch nicht heil zu sein. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber erst nach dem Brustaufbau habe ich mich wieder richtig gesund gefühlt“, beschreibt sie.
Auch sie hatte sich zunächst für ein Implantat entschieden, das von ihrem Körper jedoch abgestoßen wurde. Während die Brust abheilte, suchte sie nach alternativen Möglichkeiten zur Brustrekonstruktion – und entschied sich für das Lipofilling. „Beim Lipofilling darf nicht zu viel Fettgewebe an eine Stelle gespritzt werden“, weiß Dr. Scheffer. Weil nur ein begrenztes Volumen eingebracht werden kann, seien häufig drei Operationen notwendig. „Das ist bei einem Implantat anders. Aber der große Vorteil des Lipofilling: Der Körper stößt das eigene Fett nicht ab.“
Die Narbe der Tumorentfernung fühlte sich nach dem Lipofilling angenehmer an, sagt Jasmin M. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich und würde es jederzeit wieder machen.“