Viel Herzblut, viele Ideen und vor allem die Leidenschaft für den Tanz, die bei allen Akteuren auf und hinter der Bühne zu spüren war, machten den Tanzabend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Als Stimme aus dem Off und live und in Farbe führte Poetry Slammer Marian Heuser durch ein Programm, dessen Zauber sich niemand entziehen konnte.
Mitten im tristen November gelang es dabei Tänzerinnen der Ballettschule Klüttermann, die in ihren duftig zarten Kostümen reizend anzusehen waren, zu den Klängen von Vivaldis „Sommer“ aus den „Vier Jahreszeiten“ romantische Bilder eines warmen Sommerabends im Kopf erstehen zu lassen. In ihrem anmutigen, grazilen Tanz, der die Schönheit des klassischen Balletts vor Augen führte, hielten die zwölf Tänzerinnen die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Sommers fest. Eleganz und tänzerische Virtuosität legte Laura-Marice Bölling anschließend bei ihren raffinierten Variationen aus „Don Quixote“ an den Tag.
Zum ersten Höhepunkt des Abends geriet der Pas de deux aus Tschaikowskys berühmtem Schwanensee, dessen Name als Inbegriff des klassischen Balletts schlechthin gilt. In faszinierender Vollendung tanzten Daria Suzi und Javier Cadeiro Aleman – Solisten des Balletts Dortmund – das Duett des verliebten Paares mit schwierigen Drehungen, Sprüngen, Hebefiguren und Balancen. Empfindsam und berührend gefühlvoll fingen die beiden Profis das zarte Erblühen der Liebe zwischen der verletzlichen verzauberten Schwanenprinzessin Odette und ihrem Prinzen Siegfried ein.
Mit „Prayer“ (Choreografie: Giselle Tütükin) kam zu guter Letzt auch der moderne Ausdruckstanz zu seinem Recht. „Der Liebe wert“ erwiesen sich dabei die ausdrucksstarken Tänzerinnen der Ballettschule Klüttermann. Sehr persönliche Tanzgeschichten erzählten die „Un-Ruheständler“, 21 Akteure zwischen 58 und 82 Jahren, die eindrucksvoll unter Beweis stellten, dass Tanzen Leben, Freude, Emotion, Gefühl, Sinnlichkeit, Sehnsucht und Hingabe ist. Manche tanzten schon ihr ganzes Leben, manche schnupperten erstmals Bühnenluft. Ganz in Schwarz gekleidet begaben sich die tanzbegeisterten Laien – 20 Frauen und ein Mann – in einer Choreografie von Manuela Klüttermann auf eine spannende Zeitreise vom Barock bis in die Neuzeit. Vom höfischen Tanz – kostümmäßig durch Rüschen und Chabeau mit wenigen Handgriffen ins rechte Licht gerückt – über einen heiteren Blick auf Elevinnen an der Stange bis zur getanzten Anklage an den Krieg reichte das schillernde, facettenreiche Spektrum.
Wann möglich, klatschte das Publikum bei Charleston, Rumba und Rock ’n’ Roll – als Zugabe wiederholt – mit. Mit der Bohemian Rhapsody gelang ein stimmungsvoller Schlusspunkt.