Autofahrer will nach Unfall nicht warten - und fährt Polizistin an

[UPDATE 9.27 Uhr] Lüdenscheid/Herscheid - Der Unfall in der Silbergkurve am Donnerstagmorgen war schon schlimm genug - doch was die Polizisten danach erlebten, gibt kein Drehbuch her. Ein Autofahrer fuhr eine Polizistin an.
Am Donnerstagmorgen hatten sich im Bereich einer der Silbergkurven zwei Unfälle auf glatter Fahrbahn ereignet (kurz nach 7 und 9 Uhr). Deshalb war die Strecke zwischen Lüdenscheid und Herscheid zwischenzeitlich komplett gesperrt war, wie die Polizei am Freitagmorgen berichtete.
Auf der Straße befanden sich noch Betriebsstoffe
Die Unfallaufnahme des zweiten Unfalls war gerade abgeschlossen, doch noch war die Straße nicht wieder freigegeben, weil sich noch Betriebsstoffe auf dem Asphalt befanden.
Reinigungsmaschine friert ein
Das dauerte. Das beauftragte Fachunternehmen kämpfte mit dem Frost, der die Maschine außer Gefecht setzte. Deshalb zog sich die Freigabe der Fahrspur länger als erwartet hin. Straßen NRW baute später eine Ampel auf, um ab 12.24 Uhr den Verkehr einspurig an dem Engpass vorbei zu führen.
Polizisten sollten den Verkehr regeln
Doch zwischenzeitlich waren für eine kurze Zeit zwei Polizeibeamte abgestellt, um den Verkehr zu regeln. Dabei leiteten sie den Verkehr aus beiden Fahrtrichtungen abwechselnd an der Gefahrenstelle vorbei.
Es folgt der Auftritt des Autofahrers
Dann folgte der Auftritt des Lüdenscheider Autofahrers. Er fuhr kurz vor 12 Uhr an etwa 20 wartenden Fahrzeugen vorbei. Er ignorierte Haltezeichen und Weisungen der Polizeibeamtin und wollte sich an den Polizisten vorbeischieben.
Polizistin wird am Schienbein angefahren
Stattdessen rief er aus dem Fenster, die Polizeibeamtin solle an die Seite gehen. Mehrfach fuhr er langsam gegen die Schienbeine der auf der Straße stehenden Beamtin, um sie nach hinten zu drängen.
Die Beamtin klopfte auf die Motorhaube, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch der Lüdenscheider ließ sich davon nicht aufhalten und drängte immer weiter vor.
Kollege eilt der Polizistin zur Hilfe
Der zweite Polizeibeamte eilte der Kollegin zur Hilfe, griff durch das geöffnete Fahrerfenster zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Das beendete nicht nur die gefährliche Situation, sondern womöglich auch die Autofahrer-Karriere des Mannes. Ein Blick in seine Papiere verriet: Er ist 89 Jahre alt.
Anzeige wegen Nötigung geschrieben
Die Polizeibeamten schrieben eine Anzeige wegen Nötigung. Sie beschlagnahmten in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Hagen den Schlüssel und den Führerschein. Der Schlüssel wurde an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Der Wagen verblieb zunächst vor Ort. "Wichtig war uns, dass sich der 89-Jährige nicht wieder ans Steuer setzt, nicht sofort und auch nicht eine Stunde später", sagt Polizeisprecher Christof Hüls.
Die Polizei wird nun eine Prüfung beim Straßenverkehrsamt veranlassen, ob der 89-Jährige charakterlich geeignet ist, weiter ein Fahrzeug zu führen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Die Polizeibeamtin wurde nicht verletzt.