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Abriss auf dem Bahnhofsgelände: „Brockenhaus“ ist Geschichte

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Von: Olaf Moos

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Abriss des Brockenhauses am Güterbahnhof
Seit 1943 stand an dieser Stelle, unweit der Phänomenta, das ehemalige Kartoffellager des Großhändlers Otto Lechelt. Die Abrissbagger haben ganze Arbeit geleistet. © Cedric Nougrigat

Der alte Güterbahnhof, nach dem die Straße unweit der Phänomenta benannt wurde, ist längst Geschichte – und das „Brockenhaus“ an der Zufahrt zu dem weitläufigen Gelände jetzt auch.

Lüdenscheid - Die Abrissbagger haben das zuletzt leer stehende Gebäude in den zurückliegenden Tagen in einen Schuttberg verwandelt. Der Eigentümer des Grundstücks – er will namentlich ungenannt bleiben – sah nach eigenen Worten keine Möglichkeit, das Gemäuer zu erhalten.

Damit setzt sich an diesem Standort eine wechselvolle Entwicklung fort. 1943 ließ der Lüdenscheider Getreidekaufmann Otto Lechelt, Großhändler für „Landesprodukte und Brennstoffe“, das Haus in günstiger Lage nahe dem Bahnhof errichten – und nutzte es unter anderem als Kartoffellager. Gegenüber, auf dem Grundstück der Polizeiwache, firmierte jahrzehntelang die Spedition Ferdinand Bochmann – und dazwischen, früher noch mit öffentlicher Fahrzeugwaage vor der Tür und Treffpunkt zahlreicher Stammtische, die Kneipe der Familie Piepenstock.

Später betrieb die Freie Christliche Jugendgemeinschaft aus dem nahen Wiedenhof das Lagergebäude 25 Jahre lang als „Brockenhaus“, in dem gebrauchte Utensilien aller Art zu haben waren. 2008 zog Karsten Günther mit einem An- und Verkauf „Alldings“ dort ein – erhielt im Herbst ‘22 die Kündigung und zog zur Knapper Straße um (wir berichteten).

Damit war das Schicksal des „Brockenhauses“ besiegelt. Wie der Eigentümer, der das Grundstück vor sieben Jahren erwarb, erklärt, gab es noch kein Konzept für eine Folgenutzung des Lagerhauses – wohl aber die Hoffnung, zunächst das Dach sanieren zu können. Doch der Dachdecker fand Faulstellen im verrotteten Gebälk und im feuchten Mauerwerk. Der Bauherr sagt: „Das war alles im Eimer.“ Der Abriss ging schnell.

Über die Zukunft des Geländes Am Güterbahnhof sind nach Angaben des Eigentümers noch keine abschließenden Entscheidungen gefallen. Klar sei nur: „Wir werden da nichts bauen.“ Ein Teil des Areals sei bereits vermietet. Alte Hütten im hinteren Bereich sollen noch beseitigt werden, damit Platz für eine benachbarte Firma entsteht, die Lagerflächen benötigt.

Wie es heißt, sei der Boden unter dem ehemaligen Lagergebäude „nicht ganz sauber“. Bei einer Untersuchung seien Schlacken und Schwermetalle gefunden worden. „Aber es gibt keinen akuten Sanierungsbedarf.“ Die Fläche werde stattdessen mit einer Schotterschicht bedeckt.

Danach, bestätigt der Eigentümer im LN-Gespräch, könnten die bisherigen Nutzer der Parkplätze, deren Mietverträge wegen der Abrissarbeiten derzeit ruhen, ihre Autos wieder Am Güterbahnhof abstellen. „Alldings“-Betreiber Karsten Günther hatte die Flächen als Parkplatz untervermietet, um den Pachtzins für Gebäude und Grundstück refinanzieren zu können.

Die alte Ziegelmauer entlang der Friedhofstraße soll aller Voraussicht nach stehen bleiben, sagt der Eigentümer. „Die ist standsicher.“ Der Zustand des öffentlichen Gehweges neben der Mauer ist für Fußgänger zwar wenig komfortabel, heißt es weiter. „Aber gegenüber ist ein Bürgersteig, der gut genutzt werden kann.“

Den Abrissbaggern ist auch eine Garage zum Opfer gefallen, die nach Angaben des Eigentümers nur zeitweise genutzt wurde. Die Garage stammte ebenfalls aus alten Zeiten. Die hatte Großhändler Otto Lechelt dem Gastwirt „Kalla“ Piepenstock per Handschlag überlassen.

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