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A45-Sperrung trifft Branche: Hotel an B54 schließt komplette Etage

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Von: Thilo Kortmann

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Silke Passmann hat jetzt weniger Betten im Betrieb des Hotels an der B54. Die Geschäftsreisenden bleiben aus
Silke Passmann hat jetzt weniger Betten im Betrieb des Hotels an der B54. Die Geschäftsreisenden bleiben aus © Thilo Kortmann

Kaum noch Geschäftsreisende, die sich wegen der Sperrung der A45 nach Lüdenscheid auf den Weg machen. Das Hotel Passmann in Lüdenscheid-Brügge hat deshalb umgehend reagiert.

Lüdenscheid - Wenn es ein durch Krisen und Katastrophen gebeuteltes Hotel gibt, dann ist es das Hotel Passmann in Lüdenscheid-Brügge. Zu der Corona-Pandemie und zum Ukraine-Krieg gesellten sich noch zwei Hochwasser, die Flut am 14. Juli 2021 und das nicht ganz so schlimme Hochwasser Ende 2022. Das Hochwasser vor zwei Jahren richtete große Schäden an, wie auch der Hotelbrand im August 2021. Und wäre das noch nicht Unheil genug, kam dann noch die Brückensperrung dazu.

Hölle los auf B54

Auf der B54, die direkt am Hotel vorbeiführt, ist jetzt „die Hölle“ los. Mehrtonner und Autos im Sekundentakt, die solch heftige Erschütterungen auslösen, dass immer mal wieder Stücke aus der Granitfassade herausbrechen. Eine Konsequenz hat das Hotel bereits wegen des starken Anstiegs des Lärms und der Feinstaubbelastung vollzogen, das Bistro wurde aus dem vorderen Bereich nach hinten in Richtung Volme verlegt.

Der Verkehr, der über die B54 am Hotel Passmann, vorbeidonnert ist sehr extrem geworden.
Der Verkehr, der über die B54 am Hotel Passmann, vorbeidonnert ist sehr extrem geworden. © Thilo Kortmann

„Seit der Brückensperrung sind die Übernachtungen der Geschäftsreisenden hier im Hotel deutlich gesunken. Um fast 30 Prozent“, schätzt Juniorchefin Silke Passmann. Ein Trend, der sich jedoch auch schon während der Corona-Pandemie bemerkbar gemacht hat. „Corona hat den Firmen und Unternehmen gezeigt, dass man nicht mehr in andere Städte reisen muss, um sich auszutauschen“, erklärt Passmann und verweist auf die Zunahme von Home-Office und Geschäftsgesprächen via Skype. Das habe zur Folge, dass sich immer weniger Angestellte ins Auto setzten, so Passmann. Und wenn dann noch Lüdenscheid auf dem Plan stehe, dann werde erst recht zur Alternative Skype gegriffen.

Tempo 30 für Brügge

Auf den Rückgang hat das Hotel prompt reagiert, „die Etage mit den Hotelzimmern, die nach vorne raus liegen und renoviert werden müssen, haben wir komplett geschlossen“, erklärt Passmann. Dabei handele es sich um zwölf Zimmer der insgesamt 28. Jetzt betreibt das Hotel noch 16 Zimmer, die nach hinten im ruhigeren Bereich zur Flussseite liegen, und „die sind gut gebucht von Monteuren und anderen Menschen, die meist auf Baustellen arbeiten.“

Stücke der Granitfassade brechen heraus, durch die Erschütterungen der Mehrtonner auf der B54.
Stücke der Granitfassade brechen heraus, durch die Erschütterungen der Mehrtonner auf der B54. © Thilo Kortmann

Durch den enormen Verkehr, der mit Tempo 50 und mehr am Hotel vorbeifährt, sei natürlich auch die Feinstaubbelastung merklich angestiegen. Passmann wünscht sich deshalb ein Tempolimit von 30 km/h im Ortsteil. „Damit wäre uns allen in Brügge schon etwas geholfen“, findet die Hotelierin.

Hotel Brauhaus Schillerbad ohne Probleme

Nicht beklagen hingegen kann sich Jessica Voigt vom Hotel Brauhaus Schillerbad an der Jockuschstraße 3. „Unsere 17 Zimmer sind immer gut belegt. Auch während der Brückensperrung“, sagt Voigt. Zu Gast seien überwiegend Monteure und Menschen, die Seminare besuchen. Natürlich sei während Corona wenig gegangen, aber „nachträgliche Auswirkungen durch die Pandemie merken wir keine“, erklärt sie.

Zum Markgrafen steht zum Verkauf

Das Geschäft mit dem Hotel ist bei Marcus Kaufmann derart rückläufig, dass er plant, sein Hotel Zum Markgrafen an der Altenaer Straße 209 zu verkaufen. Die Anzahl der Geschäftsreisenden sei, so Kaufmann, bereits während Corona stark zurückgegangen. „Geschäftsreisende haben die Vorteile von Zoom-Meetings erkannt, um nicht mehr reisen zu müssen. Sie lassen ihr Auto jetzt stehen“, erklärt Kaufmann. Erholen, glaubt er, werde sich das auch in Zukunft nicht mehr. Auch wenn eine neue Brücke stehe. Mit der Brückensperrung kamen weitere Probleme, „die Politik hat mir dann auch eine temporäre Ampelanlage auf das Grundstück gestellt“, so der Hotelier.

Das Hotel Zum Markgrafen steht zum Verkauf. Eine temporäre Ampelanlage sorgt derzeit für viel Stau auf der Altenaer Straße.
Das Hotel Zum Markgrafen steht zum Verkauf. Eine temporäre Ampelanlage sorgt derzeit für viel Stau auf der Altenaer Straße. © Cornelius Popovici

Stau gehöre mittlerweile zum Alltag direkt vor dem Hotel, der beeinträchtige den Betrieb enorm. Die Auslastung des Hotels mit 27 Betten sei trotz den Umständen aber noch adäquat, erklärt er. Verkaufen möchte der Lüdenscheider aber dennoch, weil bei seiner zweiten Gastronomie, dem Restaurant Heerwiese, das Mittagsgeschäft so extrem eingebrochen sei. Kaufmann möchte sich in Zukunft dann nur noch um das Restaurant an der Heedfelder Straße kümmern, das Mittagsgeschäft wieder ankurbeln.

Keine Prognose wagen

Eine Prognose möchte Silke Passmann nicht abgeben, inwiefern sich das Hotelgeschäft mit den Geschäftsreisenden noch entwickelt. „Es ist ja nicht nur die Brücke, sondern es sind ja auch die technologischen Möglichkeiten zu kommunizieren“, sagt sie. Eines werde sich aber sicherlich wieder am Hotel Passmann verändern, wenn irgendwann in ein paar Jahren eine neue Brücke steht. Dann wird es wohl wieder ruhiger auf der B54.

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