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A45-Sperrung: Betriebe klagen über dramatische Folgen - Sonderwirtschaftszone?

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Von: Jan Schmitz

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Die Folgen der A45-Sperrung für die Unternehmen sind jetzt schon dramatisch: Kündigungen, Wettbewerbsnachteile, Umsatzrückgänge.

Lüdenscheid – Die Hoffnung vieler Entscheidungsträger auf eine echte Beschleunigung für den Ersatzneubau der maroden Talbrücke Rahmede und damit auf ein schnelleres Ende der A45-Sperrung erfüllte sich bei der 1. Südwestfälischen Standortkonferenz im Lüdenscheider Kulturhaus nicht. Unmissverständlich machten das zuständige Bundesverkehrsministerium und die ausführende Autobahn GmbH klar, dass fünf Jahre bis zur Wiederfreigabe der Sauerlandlinie das maximale Tempo sind.

AutobahnA45
Länge257 km
BundesländerNordrhein-Westfalen; Hessen; Bayern

Erstaunlich: Obwohl die Projektverantwortlichen einen konkreten Zeitplan für Sprengung und Neubau der Talbrücke schuldig blieben, wussten sie, wie lange es am Ende mindestens dauert. Für viele im Saal war klar, dass es eher mehr Zeit braucht als weniger. Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, gab sich daher auch keinen Illusionen einer schnelleren Freigabe hin. „Es ist völlig egal, ob es vier, viereinhalb oder fünf Jahre sind. Die Perspektive muss sein: Es muss nach vorne gehen, deswegen muss ein verbindlicher Zeitplan her“, forderte Gräbener. Dr. Stefan Krause, den Abteilungsleiter des Bundesverkehrsministerium, rief dazu auf, „sich persönlich dafür einzusetzen, dass wir diesen Zeitplan möglichst schnell bekommen.“

Dem Siegener Hauptgeschäftsführer wurde die Ehre zuteil, die Ergebnisse der gelungenen Veranstaltung, die Politiker, Unternehmer und Verbandsvertreter aus ganz Südwestfalen zusammenbrachte, zu rekapitulieren. Er erinnerte daran, dass die Sperrung der A45 den Wirtschaftsraum und den Akquisitionsraum für Fachkräfte zerschneidet und die Kosten für die Unternehmen und Händler dramatisch erhöht. Durch die Bank berichteten Unternehmer aus der Region von Kündigungen von Mitarbeitern, die nördlich der Talbrücke Rahmede wohnen. Bewerbungen auf offene Stellen aus diesem Raum gebe es praktisch gar nicht mehr. Die Wiederbesetzung offener Stellen gestalte sich schwierig. Erste Unternehmen haben schon Büros zum Beispiel in Dortmund angemietet, um den Fachkräften aus dem Ruhrgebiet ein wohnortnahes Angebot zu machen.

„Es ist nicht allein damit getan, dass wir jetzt eine neue Brücke bauen. Es ist auch nicht nur ein Lüdenscheider Problem, sondern eines der ganzen Region“, sagte Gräbener und fuhr unter dem Applaus der Anwesenden fort. „Was wir benötigen ist ein regionaler Nachteilsausgleich für Südwestfalen.“

Dabei handle es sich nicht um die Bitte von Leuten, die mildtätig um Spenden werben. „Südwestfalen ist nicht dafür bekannt, dass man pausenlos nach dem Staat geschrieen hat.“ Es gehe nicht nur um Geld. Er rief die Entscheidungsträger auf, in den nächsten Monaten konkrete Lösungen für das Strukturproblem Südwestfalens zu entwickeln. Die Federführung der Industrie- und Handelskammern aus Hagen, Arnsberg und Siegen bot er an und hatte auch schon erste Vorschläge zur Hand.

„Wir haben in Südwestfalen mit einer Ausnahme keine einzige Großforschungseinrichtung. Warum eigentlich nicht? Dies könnte man als Element eines Nachteilsausgleich definieren“, sagte Gräbener und erinnerte auch an eine mögliche Mautbefreiung für die Logistikbranche, die für ihn trotz einer Absage aus dem Bundesverkehrsministerium noch nicht vom Tisch ist. Der IHK-Chef: „Das Verkehrsministerium hat geantwortet, dass so etwas im Bundesfernstraßengesetz nicht vorgesehen ist. Es ist eine Antwort auf eine Frage, die gar nicht gestellt wurde.“ Zudem brachte er eine „Sonderwirtschaftszone Südwestfalen“ ins Gespräch, in der man die fünf Kreise steuerlich komplett anders stellt. „Das gibt es in anderen Ländern auch“, betonte Gräbener. Bis zur nächsten Standortkonferenz sollen diese und weitere Ideen entwickelt und konkretisiert werden.

In seinem „Schluss-Plädoyer“ erinnerte der Hauptgeschäftsführer die Verantwortlichen an ihre Verantwortung beim Brückenneubau. Viel länger als fünf Jahre dürfe es nicht dauern, adressierte er. „Wenn die Leute in einem oder in zwei Jahren merken, dass die Haselmaus immer noch unterwegs ist und sich nichts tut, wenn es keinen Fortschritt und keinen verbindlichen Zeitrahmen gibt, dann glaube ich, wird die Politik, insbesondere die Bundespolitik viel an Legitimation verlieren“, prophezeite Gräbener und fügte an, man möge dies bitte nicht als Drohung verstehen.

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