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A45-Sperrung: Geschützte Art an Talbrücke Rahmede entdeckt

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Von: Jan Schmitz

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An der A45-Talbrücke Rahmede wurde eine geschützte Tierart entdeckt. Nun wird versucht, sie zu vergrämen. 

Lüdenscheid – Die Vorbereitungen für die Sprengung der einsturzgefährdeten A45-Talbrücke Rahmede sind gekennzeichnet durch immer neue Rückschläge. Die mit dem Sprengabbruch beauftragte Firma Heitkamp versucht, diese Herausforderungen bei Winterwetter und Minustemperaturen zu meistern, um die Autobahn-Brücke noch in diesem Frühjahr sprengen zu können. Am Dienstag fuhren dafür außerplanmäßig Betonmischer im Rahmedetal vor.

AutobahnA45
Länge257 km
BundesländerNRW, Hessen, Bayern

A45-Sperrung: Geschützte Art an Talbrücke Rahmede entdeckt

Dass die marode Brücke nicht – wie von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) versprochen – noch vor Weihnachten 2022 ins sieben Meter hohe Fallbett stürzt, war spätestens seit der Rüge eines unterlegenen Bieters im Vergabeverfahren klar. Das bedeutete im ohnehin engen Zeitplan bis zur Sprengung einen Verzug von rund acht Wochen. Weitere Wochen Verzögerung kommen hinzu, nachdem im Verlauf der Planungen festgestellt worden war, dass die Pfeiler zwischen 1965 und 1968 gar nicht so gebaut wurden wie es die damaligen Baupläne vorsahen, auf denen unglücklicherweise aber die aktuellen Berechnungen der Sprengmeister fußten.

Eine Maus unter der Talbrücke am Dienstag, wohl aber keine Haselmaus.
Eine Maus unter der Talbrücke am Dienstag, wohl aber keine Haselmaus. © Cornelius Popovici

In der Folge muss nun Beton in die hohlen Pfeiler gepumpt werden, um sie zu stabilisieren. Nur mit dieser zusätzlichen Maßnahme ist eine gefahrlose Sprengung möglich, heißt es vonseiten der Autobahn GmbH. Im Heitkamp-Angebot über 18 Millionen Euro für den Sprengabbruch waren die Kosten für den Beton noch nicht enthalten. Am Dienstag rollten nun die Betonmischer unter der Brücke an. Über ein Schlauchsystem floss die feuchte Masse in kleine Löcher in den Pfeilern. Im Inneren muss sie nun noch trocknen.

A45-Sperrung: Wanderfalken-Paar gesichtet

Und während der Beton aushärtet, droht in 70 Metern Höhe das nächste Ungemach. Nach Informationen unserer Redaktion wurde in den vergangenen Tagen an der Brücke ein Wanderfalken-Paar gesichtet. Wanderfalken gehören zu den naturschutzrechtlich relevanten Arten und sind streng geschützt.

Nachschlag für hohle Pfeiler: Eine Spezialunternehmen pumpte am Dienstag Beton in die Brücke.	Fotos: Cornelius Popovici
Nachschlag für hohle Pfeiler: Eine Spezialunternehmen pumpte am Dienstag Beton in die Brücke. © Cornelius Popovici

Ähnlich wie bei Fledermäusen und Haselmaus musste die Autobahn GmbH für die Wanderfalken, die in der Vergangenheit an der Talbrücke Rahmede gebrütet hatten, Ersatzmaßnahmen nachweisen, um Sprengabbruch und Neubau überhaupt durchführen zu können. Die Genehmigungen wurden durch die Untere Naturschutzbehörde beim Märkischen Kreis („Befreiung von den Verboten des Landschaftsschutzes“ für den Sprengabbruch) und das Fernstraßenbundesamt (für den Ersatzneubau als Fall unwesentlicher Bedeutung) inzwischen erteilt. Beim Wanderfalken aber scheinen die Ersatzmaßnahmen nicht die volle Wirkung zu entfalten.

Bunte Flatterbänder sollen verhindern, dass sich geschützte Wanderfalken niederlassen.
Bunte Flatterbänder sollen verhindern, dass sich geschützte Wanderfalken niederlassen. © Cornelius Popovici

Die Autobahn GmbH reagierte daher mit zusätzlichen Vergrämungsmaßnahmen. Unter der Talbrücke wehen nun bunte Flatterbänder im Wind, um zu verhindern, dass sich die Falken auf den stählernen Vorsprüngen niederlassen oder womöglich mit dem Nestbau beginnen. Auf Nachfrage bestätigt der Märkische Kreis, dass die Autobahn GmbH von der Unteren Naturschutzbehörde für die Befreiung für den Sprengabbruch die Auflage erhalten hat, „wirksame Vergrämungsmaßnahmen durchzuführen“, um den Wanderfalken fernzuhalten.

Die Brutzeit der Wanderfalken beginnt Mitte März. Sollten sich die Greifvögel von den bunten Bändern nicht schrecken lassen und tatsächlich ein Nest bauen, müsste die Autobahn GmbH für die Wanderfalken bei der Unteren Naturschutzbehörde einen Antrag auf Ausnahme vom Tötungsverbot stellen, um bei einer Genehmigung die Brücke in den nächsten Monaten überhaupt sprengen zu dürfen. Bei der Explosion könnten die ausgewachsenen Falken zwar wegfliegen, nicht aber Gelege oder Küken, die von dem Tötungsverbot ebenfalls erfasst sind.

Wanderfalken Küken, Talbrücke Kattenbusch
Falkenpärchen brüteten auch schon in der Vergangenheit an den Lüdenscheider A45-Talbrücken. © Autobahn AG Westfalen

Ähnlich müsste die Autobahn GmbH auch vorgehen, sollten trotz der durchgeführten Ersatzmaßnahmen geschützte Fledermäuse an oder in der Brücke nachgewiesen werden oder die Haselmaus. Bei dem am Dienstag unter der Talbrücke Rahmede fotografierten Nager handelt es sich nach Experteneinschätzung allerdings nicht um eine Haselmaus, sondern vermutlich um eine auch im Winter aktive Gelbhalsmaus. Von den Bauarbeiten ließ sie sich nicht stören.

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