Wann die Montage der Verstärkungsprofile beginnen kann, ist unklar. Sie wird ebenso wie der Bau des Montagewagens statisch berechnet. Anschließend muss ein Prüfingenieur grünes Licht geben. Geprüft wird auch, ob die Altenaer Straße unterhalb der Brücke während der Bauarbeiten in mehr als 70 Metern Höhe aus Sicherheitsgründen gesperrt wird.
Nach eigenen Angaben hat die Autobahn GmbH inzwischen mit einer Probemontage von Stahlplatten an einer ohne Fahrkorb erreichbaren Stelle begonnen. „Mit dieser Montage wird getestet, ob das auf dem Papier entwickelte Verfahren in der Praxis umsetzbar ist. Zweiter Schritt ist, die bearbeitete Stelle erneut per Laserscan zu vermessen, um das Ergebnis bewerten zu können“, erklärt Susanne Schlenga.
Falls die Stahlwände mit dieser Methode stabilisiert werden, hält die Autobahn GmbH an dem ambitionierten Zeitplan fest und will die Brücke spätestens Mitte April 2022 wieder für Pkw freigeben. Voraussetzung sei ein nicht allzu harter Lüdenscheider Winter. „Unter der Brücke kann es sehr windig, feucht und kalt sein, selbst wenn oben auf der Brücke die Wintersonne die Temperaturen steigen lässt“, sagt die Autobahn-Sprecherin. Darum sei ein häufiger Wechsel der Arbeiter notwendig.
Sollte sich das Verfahren zur Not-Verstärkung bewähren, werden im nächsten Schritt Schranken-Anlagen auf der A45 installiert, die nur von Pkw durchfahren werden können – dazu soll neben optischen Verfahren auch eine Waage eingesetzt werden. Lkw werden aussortiert und auf die Umleitungsstrecken geleitet. Nach Angaben der Autobahn GmbH sei die Anlage in Zusammenarbeit mit einem Fachunternehmen in Planung.
Demnach werden die Lkw-Sperren in Fahrtrichtung Dortmund vor der Anschlussstelle Lüdenscheid aufgebaut, in Fahrtrichtung Frankfurt vor der Anschlussstelle Lüdenscheid-Nord. Gleichzeitig sollen – so der aktuelle Stand der Planung – die Auffahrten Lüdenscheid (in Richtung Dortmund) und Lüdenscheid-Nord (in Richtung Frankfurt) auch für Pkw gesperrt bleiben, da andernfalls zwei zusätzliche Sperr-Anlagen installiert werden müssten.
Direkt an der Anschlussstelle Lüdenscheid-Nord auf Schalksmühler Gebiet befindet sich die ebenfalls marode Talbrücke Sterbecke. Erste Vorarbeiten sind bereits abgeschlossen. Auf Anfrage teilte die Autobahn GmbH mit, dass mit Blick auf die akute Situation an der Talbrücke Rahmede der Neubau der Talbrücke Sterbecke nicht zurückgestellt werde.
Das Baurecht solle hier wie bei der Lennetalbrücke mittels des sogenannten ‘Falls unwesentlicher Bedeutung’ (§74 Verwaltungsverfahrensgesetz) erlangt werden. Dieser tritt ein, wenn unter anderem „andere öffentliche Belange nicht berührt“ sind. So können zeitaufwendige Planfeststellung und Plangenehmigung entfallen. Der „Fall unwesentlicher Bedeutung“ ist das Instrument, das auch für den Ersatzneubau der Talbrücke Rahmede von Regierungspräsident Hans-Josef Vogel ins Spiel gebracht worden war. Für die Talbrücke Sterbecke bedeutet das beschleunigte Verfahren immerhin, dass laut Autobahn GmbH der Baustart noch 2022 erfolgen könnte.
Bereits vor elf Jahren war eine Not-Verstärkung an der Talbrücke Rahmede geplant, um die Brücke „für den ständig zunehmenden Schwerverkehr fit zu machen“, wie es in einem Bericht der Lüdenscheider Nachrichten vom Dezember 2010 hieß. Demnach sollten Stahlbögen zwischen die Brückenpfeiler gespannt werden, die die Statik in der Brückenmitte entlasten sollen. Kosten damals: 10 Millionen Euro. Wie berichtet, wurde die Not-Verstärkung verworfen, weil der Neubau der Brücke noch 2014 hoch priorisiert wurde. Anfang 2017 kippte diese Priorisierung. Die für diesen Fall ursprünglich vorgesehene Not-Verstärkung wurde aber nicht mehr umgesetzt.