Wenn ein Neukunde zu uns kommt und hat einen Wunsch, überlegen wir, wie es klappen kann, drehen an Stellschrauben, damit es Richtung Norden geht. Das macht jeder. Da wird nichts kaputtgeredet. Da muss man keinen Stuhlkreis bilden und über ungelegte Eier reden. Natürlich hat das Land hier gepennt mit der Brücke. Aber so lange Baustelle gibt’s nur hier in Deutschland. Wenn sich die Gesetzgebung nicht schlagartig ändert, wird das nichts. Seit 1998 bin ich Spediteur. Der Lkw-Fahrer ist in Deutschland ein Mensch dritter Klasse. Wir versperren alles, bauen die schlimmsten Unfälle, behindern alle. Das Ansehen ist auf einer Skala von 1 bis 10 bei 1,5. Wenn ich in Holland ankomme, bekommt man einen Kaffee oder eine Dusche angeboten. In der Schweiz ist es das Gleiche. Im Süden geht’s auch noch. Da ist man noch wertgeschätzt. In NRW ist es eine Katastrophe. Die Fahrer haben die Faxen dicke, wenn sie vom Kreishaus zum Platz bei uns eine Stunde brauchen. Jeder will früh nach Hause. Dabei sind wir hier noch in der guten Lage, weil wir von hier über Rummenohl oder Radevormwald und Schwelm ausweichen können. Wenn ich an die Kollegen aus Altena oder Werdohl denke, wenn die zur Autobahn müssen...
Ich bin jetzt 62 Jahre alt. Ich werde 70 darüber, wenn es so weitergeht. Ich würde es mir schneller wünschen, aber ich glaube nicht dran. Schauen wir uns nur den Tunnel an. Zehn Jahre! Da ist auch noch keine Lampe runtergefallen. Wir hätten da weiter durchfahren können. Drei Gutachten sind erstellt worden. Dabei hat der Architekt noch gelebt. Der hätte sagen können, was da verbaut worden ist: Asbest! In den 70ern ist doch gar nichts anderes verbaut worden für den Brandschutz. Das hätte man sich sparen können.
Es muss ein Umdenken geben: Wir sind gefangen in einer Bürokratie, die nichts mehr zulässt. Wenn es knallt und die Brücke gesprengt wird, dann fliegt die Fledermaus weg und sucht sich was Neues. Wenn’s der Haselmaus ungemütlich wird, dann geht sie weg. Und wenn sie Pech hat, kommt der Hühnerhabicht. So ist die Natur. Wir haben inzwischen die teuersten Lkw mit Euro-6-Norm. So umweltgerecht, wie es nur möglich ist. Und dann muss man zehn Jahre lang die Weststraße fahren, um nach Lüdenscheid-Süd zu kommen. Die Verkehrsplaner müssten mal über den Tellerrand schauen. Verkehr muss fließen. Andere Länder schaffen das, aber wenn du nach Deutschland kommst, dann fängt der Krieg an.“
Für diejenigen, die ständig im Stau stehen, ist die Situation untragbar. So sagt eine Busfahrerin der MVG nach einem Jahr A45-Sperrung: „Auf den Straßen ist sich aktuell jeder selbst der nächste.“ Gastronom Taner Sümerli kämpft seit der Sperrung mit hohen Umsatzeinbußen.